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0352 - Hemators tödliche Welt

0352 - Hemators tödliche Welt

Titel: 0352 - Hemators tödliche Welt
Autoren: Jason Dark
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ich nämlich schon.«
    »Schade«, murmelte Ali. »Dabei hatte ich mich darauf gefreut, dein Freund sein zu können.«
    »Das kannst du trotzdem!«
    Er lachte. »Sind wir Partner, John?«
    »Immer.«
    Ali streckte mir die Hand entgegen, ich schlug ein und hörte, wie er sagte: »So, und jetzt bring mich hier raus, großer Meister.«
    Ob ich wollte oder nicht, ich mußte lachen. »Tut mir leid, so einfach ist das nicht. Außerdem gibt es kein Drehbuch wie im Film. Wir müssen uns schon mit den Tatsachen abfinden.«
    Ali schwieg. Statt dessen schaute er in die Höhe, dabei verzogen sich seine Lippen zu einem Halbmond. »Sieht ja bescheiden aus«, erklärte er. »Kannst du gut klettern?«
    »Hin und wieder. Aber keine glatten Wände hoch.«
    »Was machen wir dann?«
    Das wußte ich zwar auch nicht, dennoch drehte ich den Daumen und deutete nach unten. »Vielleicht liegt unser Glück in der Tiefe, nicht in der Höhe.«
    »Jetzt macht er noch Witze!« stöhnte Ali und verdrehte dabei die Augen.
    Nach Witzen stand mir nicht der Sinn, aber ich sah keine andere Chance. Wir kamen einfach nicht in die Höhe.
    Noch einmal legte ich den Kopf in den Nacken. Die beiden Hände hatte ich schon einmal gesehen, da schwebte zwischen ihnen der Würfel des Unheils.
    Jetzt waren sie leer, aber noch immer so gewaltig, drohend und gefährlich.
    Sie reichten so hoch, daß meine Blicke die Fingerspitzen nicht mehr erfassen konnten. Genau da, wo sie sich ungefähr befinden mußten, verschwammen sie in einem diffusen Grau.
    Jede menschliche Hand besitzt einen Ballen, auch Hautfalten, Linien, Schwielen und Finger.
    Das alles sah ich auch hier, und natürlich waren die Falten in der Betonhaut wesentlich breiter, so daß wir mit den Händen hineinfassen konnten. Wo die Finger hineinpaßten, würden auch die Füße steckenbleiben, deshalb kam es auf einen Versuch an. Nur wußte ich nicht, was uns erwarten würde, wenn wir tatsächlich das Ende der Finger erreichten.
    Ali hatte meine Blicke natürlich bemerkt und sich auch seine Gedanken gemacht.
    »Da willst du hoch, John?«
    »Mit dir.«
    »Hm«, meinte er und nickte. »Ich bin dabei. Angst habe ich davor nicht. Das klappt schon.«
    »Dann wirst du auch vorgehen.«
    »Wieso ich?« beschwerte er sich. »Hast du vielleicht Angst?«
    »Jeder von uns hat wohl Angst. Wenn du aber ausrutschst, könnte ich dich vielleicht abstützen oder auffangen, daran solltest du denken. Alles klar jetzt?«
    »Sicher, du bist der Chef.« Ali schaute nach, ob auch seine Waffe noch im Gürtel steckte. Fletsche und Munition waren noch vorhanden.
    »Gehen wir.«
    Mit meinem Vorschlag hatte ich bei Ali offene Türen eingerannt.
    Die Kletterei würde uns von den eigentlichen Problemen ablenken, so hoffte ich. Auch die Gelenke waren von einem Faltenmuster durchzogen. Zum Teil stach es so tief in die Steinhaut, daß Ali mit seinen Schuhspitzen Platz fand, und ich ebenfalls.
    Die Arme hielten wir gereckt, und unsere Fingerspitzen verschwanden ebenfalls in den kleinen Furchen und Spalten. So schafften wir es, die ersten Meter hinter uns zu bringen.
    Da ich hinter Ali herkletterte, konnte ich die Geschmeidigkeit seiner Bewegungen bewundern.
    Nicht einmal mußte ich ihn unterstützen. Schwierig wurde es, als wir das rechte der beiden Gelenke hinter uns gelassen hatten und den Handballen erreichten.
    Er war sehr glatt, selbst Ali rutschte mit der rauhen Sohle seiner Turnschuhe ab.
    Ich hörte ihn schimpfen. Er sagte etwas auf arabisch, blieb in einer Schräglage hängen und schaute nach unten, so daß ich sein schweißnasses Gesicht erkennen konnte.
    »Geht es nicht mehr weiter?«
    »Nein, John, das ist zu glatt. Ich habe mich an der letzten Spalte festgeklammert. Jetzt ist erst einmal nichts, und fliegen können wir ja nicht.«
    Da hatte er recht. Fliegen konnten wir nicht. Hemator, der Unbesiegbare, würde uns wohl zum Schicksal werden, wie damals den Menschen im Bermuda-Dreieck. [2]
    Wie sollte es weitergehen?
    »Wir müssen zurück!« erklärte Ali.
    Noch wollte ich nicht aufgeben. »Bleib du in deiner Haltung«, rief ich ihm zu.
    »Und was machst du, John?«
    Er bekam von mir keine Antwort, denn ich begann bereits mit der Kletterei. Ich wollte rechts an Ali vorbei, denn dort hatte ich einige Stellen gesehen, die Einkerbungen aufwiesen.
    Sehr vorsichtig ging ich zu Werke. Ein Fehltritt konnte alle Mühen zunichte machen und unseren Tod bedeuten. Ich hatte keine Lust, mit zerschmetterten Knochen in der Mulde zu liegen, in die
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