Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0350 - Mörder in der Traumfabrik

0350 - Mörder in der Traumfabrik

Titel: 0350 - Mörder in der Traumfabrik
Autoren: Mörder in der Traumfabrik
Vom Netzwerk:
uns rittlings auf den Balken zu setzen und in den freien Raum hinauszurutschen, wenn wir nicht gleich geröstet werden wollten. Unter uns war nichts, nur ein Dutzend Meter Luft mit einem Feuerlöschteich, der kein Wasser enthielt.
    Unser Turm brannte wie eine Fackel. Wenn wir nicht springen und uns todsicher die Hälse brechen wollten, konnten nur die Filmleute Rettung bringen.
    Die ganze Schar der Statisten und Arbeiter, Techniker und Hilfskräfte stand zwar gestikulierend am Beckenrand versammelt, doch schien keiner von ihnen auf die Idee zu kommen, uns ein Tuch zu spannen oder sonst etwas zur Schonung unserer Knochen zu tun.
    Die Männer mit dem Kamerawagen fuhren jetzt in die Nähe des Turmes und streckten wiederholt den langen Schwenkarm nach uns aus; irgend etwas aber funktionierte nicht, denn ein paar Meter von uns entfernt blieb die Plattform, auf der die Kameraleute postiert waren, stehen.
    Die Flammen hatten das obere Gesims der Attrappe erreicht und züngelten bereits über das verankerte Ende unseres Balkens. Es war nur noch eine Frage von wenigen Augenblicken, bis unser Balken oder der ganze Turm mit seinen durchgeschmorten Verstrebungen Zusammenstürzen würde.
    In diesem Augenblick endlich schien sich der Kamerawagen für die ungewohnte Aufgabe als rettender Strohhalm herzugeben. Wieder näherte sich die Plattform unserem Freisitz — diesmal jedoch nicht von der Seite her, sondern von unten. Als die Distanz nur noch etwa drei Meter betrug, gab ich Phil ein Zeichen; wie überreife Früchte ließen wir uns fallen.
    Die unzulässig belastete Plattform ging unter dem Aufprall ganz schön in die Knie; wir wurden mehrmals unsanft zwischen den Filmleuten hin und her geschleudert. Das verursachte auf beiden Seiten natürlich blaue Flecke. Ein Mikrofon bohrte sich mir schmerzhaft ins Kreuz. Keine Minute zu früh waren wir abgesprungen, denn als ich zum Turm sah, bemerkte ich, wie er sich leicht beugte. Die Stützen waren unten durchgebrannt und knickten langsam in sich zusammen.
    Wie eine fehlstartende Rakete sank die Turmspitze fast aufrecht hinunter in den Qualm. Prasselnd stob eine Wolke aus Funken und Flammen zur Seite. Rußschwaden und Ascheteilchen legten sich auf unsere Gesichter. Wir schüttelten uns. Dann war alles schnell vorbei. Nur ein rauchender Aschehaufen mit glimmenden Balken erinnerte an das Feuerwerk, das man vermutlich unseretwegen veranstaltet hatte.
    Während unsere Plattform sicher zu Boden ging, sagte Phil zu unseren Rettern:
    »Nur gut, daß eure Ladehemmung rechtzeitig behoben wurde Es wurde so heiß da oben, daß ich meine Jacke schon ausziehen wollte!«
    ***
    Plötzlich schoß Phil wie ein geölter Blitz von der dicht über dem Boden haltenden Plattform. Mit den Ellbogen bahnte er sich einen Weg durch die neugierige Menge. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß er sich nur mal schnell die Hände waschen wollte, deshalb setzte ich hinterher.
    Warum war Phil so plötzlich von der Bildfläche verschwunden? Ich konnte mir nur denken, daß er etwas bemerkt hatte, was mit dem Fall Bonsel oder dem Feuer zusammenhing.
    Und da sah ich ihn schon lauernd bei der altmodischen Lokomotive stehen. Die Szene war wohl schon abgedreht, denn der improvisierte Bahnsteig entlang der Mauer eines Ateliergebäudes dehnte sich verlassen aus. Nur einige Kisten und Handgepäckstücke lagen herum, vom Dampf der fauchenden Lok eingehüllt.
    Ich spurtete zu Phil hinüber, der mir zunickte. Die Filmleute waren uns nicht gefolgt, sie richteten ihr Augenmerk weiter auf die rauchenden Trümmer des Turmes.
    »Ich habe Ted Fuller gesehen«, flüsterte Phil. »Er befand sich unter den Statisten. Er flüchtete aber sofort — scheint also kein reines Gewissen zu haben!«
    Die Gepäckstücke auf dem Bahnsteig waren zu klein, um sich dahinter verstecken zu können. Meiner Ansicht nach mußte sich Fuller in dem Eisenbahnwaggon befinden, den man an die Lok gekoppelt hatte.
    Ich gab Phil einen Wink, dann erklommen wir vorsichtig das hohe Trittbrett.
    Zentimeterweise öffnete ich die hintere Schiebetür. Das alte Ding quietschte leise. Hoffentlich wurde das verräterische Geräusch in dem asthmatischen Schnaufen der Lokomotive untergehen.
    Als ich die Tyr so weit geöffnet hatte, daß ich in das Abteil schlüpfen konnte, lugten wir beide erst hinein. Von Fuller war nichts zu sehen. Der Wagen hatte mehrere Abteile, die durch Holzwände getrennt waren.
    Ich verständigte Phil durch Gesten, daß ich vom anderen Ende des Zuges
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher