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0346 - Der Kobra-Dämon

0346 - Der Kobra-Dämon

Titel: 0346 - Der Kobra-Dämon
Autoren: Werner Kurt Giesa
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kaum anders ergehen würde.
    Warum schwieg der Höllenkaiser LUZIFER? Billigte er etwa diese ungeheuerlichen Geschehnisse wirklich? Oder - existierte er gar nicht?
    Selbst Leonardo hatte ihn nie von Angesicht zu Angesicht gesehen. LUZIFER ließ sich nicht beschwören, nicht anrufen. Er residierte hinter einer Flammenwand, als die er sich zuweilen gezeigt haben sollte. Es hieß, daß nur Lucifuge Rofocale hin und wieder eine Audienz gewährt erhielt. Demzufolge, überlegte Leonardo, müßte Eysenbeiß als Lucifuge Rofocales Nachfolger ihm eigentlich gegenübertreten können…
    Vielleicht konnte er, Leonardo, ein solches Treffen ausspionieren…
    »Ein gewagtes Spiel, Herr?« fragte Wang finster. »Hat er jemals etwas anderes getan? Und - bei Put Satanachias Ziegengehörn - im entscheidenden Moment hat er sein Spiel leider gewonnen.«
    Er haßte Eysenbeiß aus tiefstem Herzen. Eysenbeiß, ein ständiger Versager, der sich nur mit einer gehörigen Portion Glück hatte behaupten können, der stets gegen Wang intrigiert hatte…
    Immerhin war Wang es gewesen, der das letzte Spiel aufgedeckt hatte. Leider um wenige Sekunden zu spät. Aber Leonardo war dem Mongolen fast dankbar, daß er überhaupt etwas bemerkt hatte, daß er seinem Herrn Leonardo im letzten Moment geholfen hatte.
    Dabei ahnten beide nicht, was Eysenbeiß wirklich eingefädelt hatte: ein Bündnis mit der DYNASTIE DER EWIGEN - und das war selbst für die Hölle das, was ein Mensch »Pakt mit dem Teufel« genannt hätte…
    »Wir werden sehen, ob er auch diesmal gewinnt«, brummte Leonardo. Er hob den Kopf und sah Wang an, der für einen Asiaten erstaunlich groß gewachsen war. Der Leibwächter stand neben dem Thron seines Herrn.
    »Ihr seht mich gespannt, Herr. Was hat Eysenbeiß getan?«
    »Er hat einen uralten Vertrag gebrochen. Er hat als Satans Ministerpräsident möglicherweise das Recht dazu, aber er schafft sich Feinde. Es sei denn, er könnte einen überraschend großen Erfolg erzielen mit dem, was er tut.«
    Leonardo, der Oberteufel, sah wieder zu dem widerwärtigen Schauspiel und verfolgte mit mäßigem Interesse eine abscheuliche Hinrichtungsszene. »Nicht schlecht«, murmelte er. »Aber auch noch nicht gut. Zu wenig Gezapple… ach ja, Eysenbeiß. Wang, ist dir der Kobra-Kult Indiens ein Begriff?«
    Wang schüttelte den kahlen Kopf, der mit einer Punkt-Tötowierung verziert war.
    »Nun, seit einer kleinen Ewigkeit gibt es in Indien diesen Kult, der einen Kobra-Dämon verehrt. Seinen Namen habe ich vergessen, er ist einfach klein und unwichtig. Aber der Kobra-Kult hat Macht über seine Anhänger. Sie verwenden eine starke Magie. Aber durch uralte Verträge sind sie auf Indien beschränkt, sie dürfen den Kult nicht außerhalb der Landesgrenzen verbreiten. Ich nehme an, andere Dämonen fürchten die Konkurrenz der Kobra. Deshalb versuchen sie, sie klein zu halten. Die Kobra könnte die Welt beherrschen, wenn sie wollte.«
    »Und Eysenbeiß hât - diese Verträge gebrochen? Wie?«
    »Er hat sie außer Kraft gesetzt. Genauer gesagt, er hat der Kobra mitgeteilt, sie dürfe diese Verträge mit seiner hocherrschaftlichen Billigung und tatkräftigen Unterstützung brechen. Ich weiß nicht, was er sich davon verspricht. Er kann sich nur Ärger mit anderen, mächtigen Dämonen einhandeln, denen die Kobra ein Dorn im Auge ist. Die Kobra ist grausam und stark, und sie hat natürlich sofort reagiert. In Mexiko, in Frankreich und an anderen Orten sind Zentren gegründet worden. Priester stehen an der Spitze, unter ihnen die Diener der Kobra. Wenn sie zu Dienern werden, vermögen sie sich zu verwandeln, und sie besitzen ungeheuere, übermenschliche Kräfte - und sind dabei nicht auf die Nacht beschränkt, sondern beherrschen dieses Können auch bei hellstem Tageslicht. Das macht den Kobra-Kult so gefährlich, selbst für uns Dämonen.«
    Wang nickte. Auf der Bühne folgte eine Folterung. Der Mongole war nicht gerade zart besaitet. Er war in einem Jahrhundert der Grausamkeiten geboren. Aber das hier übertraf alles, was er zu seinen Zeiten auf der Erde je kennengelernt hatte. Leonardo ließ verlorene Seelen alle nur erdenklichen Schrecken erleben. Die Qualen der Hölle waren schlimmer geworden, seit Leonardo Fürst der Finsternis war.
    »Ich könnte an Ansehen gewinnen«, sagte Leonardo versonnen, »wenn es mir gelänge, dieses Geschehen zu hintertreiben. Gut, ich bin sein Untergebener, aber er hat Feinde. Seine Feinde könnte ich zu meinen Freunden zu machen
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