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0343 - Der Berater des Teufels

0343 - Der Berater des Teufels

Titel: 0343 - Der Berater des Teufels
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seiner Schulter entstand ein großes Loch.
    »Bist du irre?« schrie er Fleming an. »Sie ist…«
    Bill hielt Tandys Schreien nicht länger aus. Er konnte die hohe Tonlage nicht ertragen, und noch weniger, daß das geliebte Mädchen litt. Er mußte der Sache ein Ende bereiten. Wieder feuerte er. Tendyke flog rücklings gegen die Wand. Er war blaß. Die Waffe entfiel seiner Hand. Seine Augen waren weit aufgerissen.
    »Bill, du verdammter Wahnsinniger…«
    Noch einmal raffte er sich auf. Wie ein waidwunder Stier in der Arena stürmte er los, unter Bills nächstem Schuß hindurch. Er schleuderte den Historiker und Börsenspekulanten förmlich zur Seite, torkelte in den Korridor und auf die Wohnungstür zu.
    Er darf nicht entkommen, schrie etwas in Bill.
    Bill setzte Tendyke nach. Er erwischte ihn, als er gerade auf den Korridor hinaussprang. Bill schoß. Die Kugel schmetterte Tendyke gegen die gegenüberliegende Wand, wo er zusammenbrach und sich nicht mehr bewegte. Im selben Moment öffnete sich die Tür der Nachbarwohnung. Ein bulliger Mann trat heraus. Sah Bill mit der rauchenden Waffe in der Tür, sah den Mann, der eine Schußwunde im Rücken hatte.
    Und begriff.
    Die Tür flog krachend wieder zu.
    Verdammt, dachte Bill und starrte die Waffe in seiner Hand an. Die ungedämpften Schüsse mußten im halben Haus gehört worden sein. Und dieser Mann, der Nachbar, mit dem er sich nie sonderlich gut verstanden hatte, würde nicht zögern, die Polizei zu benachrichtigen.
    Panik erfaßte Bill, als er die Rückenwunde Tendykes sah.
    Gut, Tendyke hatte Tandy und ihn überfallen, hatte geschossen. Bill hatte nichts anderes getan, als sich zu verteidigen, seine Gefährtin und sein Eigentum vor einem wahnsinnigen Killer zu schützen.
    Aber in Tendykes Körper steckten drei Kugeln. Eine davon hätte schon gereicht, den Killer zu stoppen. Und die dritte befand sich in seinem Rücken. Bill hatte einen Flüchtenden erschossen. Er hatte einen Mord begangen.
    Polternd entfiel die Tatwaffe seiner Hand.
    ***
    Zamorra drehte im Taxi Däumchen und schielte immer wieder zur Uhr. Die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Warum kam kein Bescheid, daß sie auch nach oben kommen konnten? Warum kehrte im anderen Fall Tendyke nicht zurück?
    »Da stimmt was nicht«, murmelte Zamorra. »Ich weiß nicht, was, aber irgend etwas ist schiefgegangen.«
    Er hatte französisch gesprochen. Der Taxifahrer braucht auch nicht alles mitzubekommen. Und den Dialekt, den Zamorra verwendete, lernte er bestimmt nicht auf dem College.
    »Warte doch noch ab. Vielleicht hat er die falsche Etage erwischt. Oder Bill ist heruntergekommen, um ihn unten abzufertigen wie einen Hausierer.« Beide kannten sie das Haus und seine Einrichtungen, waren ja schließlich oft genug hier gewesen. Aber nicht oft genug, um generell freien Zutritt zu haben. Die Pförtner und Wachmannschaften, die im ständigen Turnus ausgewechselt wurden, waren recht unbestechlich, und sie konnten einfach nicht jeden Besucher kennen und sofort wissen, daß er ungefragt passieren durfte.
    »Jetzt ist er schon eine halbe Stunde drin…«
    Der Taxifahrer spitzte zwar die Ohren, verstand aber wohl tatsächlich nichts. Dafür hörten sie alle drei plötzlich die Polizeisirenen durch die Straßenschlucht heulen. Rotlichter flakkerten. Drei schwere, schwarzweiß lackierte Limousinen mit den Emblemen der City Police rasten an dem Taxi vorbei und stoppten direkt vor der großen Freitreppe, die zum Glastüreingang des Bauwerks führte. Jeweils ein Mann blieb in Bereitschaft im Wagen, die anderen, insgesamt neun, stürmten in das Gebäude.
    Zamorra und Nicole sahen sich vielsagend an.
    »Ich zahle freiwillig meine Steuern zehn Jahre im voraus, wenn das nicht mit Bill und Rob zu tun hat«, murmelte Zamorra. »Komm, jetz versuchen wir’s.« Er drückte dem erstaunten Taxifahrer einen Zwanzigdollarschein in die Hand. Das deckte die Kosten mehr als genug. »Warten Sie noch fünf Minuten«, verlangte er. »Wenn wir dann nicht wieder hier sind, brauchen wir Sie nicht mehr, Mac.«
    ›Mac‹ nickte und verdrehte die Augen. Zamorra und Nicole spurteten von der Tiefgarageneinfahrt zum Haupteingang hinüber. Zamorra verspürte ein äußerst mulmiges Gefühl.
    Er hatte das Gefühl, daß etwas gründlich schiefgegangen war…
    ***
    Bill Fleming schwankte, als er in das Wohnzimmer zurückkehrte. Tandy kam ihm entgegen, die Hände vors Gesicht gechlagen. Hinter ihr brannte die Wand, dort, wo die Geschosse eingeschlagen waren,
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