Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0341 - Keiner kennt die Todesstunde

0341 - Keiner kennt die Todesstunde

Titel: 0341 - Keiner kennt die Todesstunde
Autoren: Keiner kennt die Todesstunde
Vom Netzwerk:
gehörten, standen in einiger Entfernung auf dem Pier, rauchten Zigaretten und rieben sich ab und zu die Hände, denn es war immer noch sehr kühl.
    George Baker hatte an diesem Wochenende die Leitung unserer Mordkommission. Natürlich stand Steve Dillaggio neben ihm, sein Freund und Kollege.
    Zeery entfernte sich jetzt mit langsamen Schritten von der Leiche. Aber er ging nicht in die Richtung, die ich eigentlich erwartete hatte. Meiner Meinung nach mußte der Schütze irgendwo in Richtung zur Stadt hin, zum Ufer, gestanden haben. Zeery dagegen wandte sich fast genau nördlich, während die Stadt im Westen lag.
    »Seltsam«, murmelte Phil. »Ich dachte, der Schuß wäre vielleicht von der Uferstraße her gekommen.«
    »Bei dem Nebel?« fragte Steve Dil -laggio. »Von der Straße kann niemand bis hierher sehen. Schon gar nicht, wenn der Nebel vorhin noch dichter war, wie ihr sagt.«
    »Ich verstehe das Ganze nicht«, erklärte Phil. »Wenn der Schütze Edwards erkennen konnte, hätten wir ihn doch auch sehen müssen! Aber ich habe niemand gesehen, niemand weit und breit.«
    »Vom Schiff her kann der Schuß nicht gekommen sein?« erkundigte sich George Baker.
    »Niemals«, widersprach ich. »Dann hätte ihn ja die Kugel von hinten treffen müssen.«
    Zeery war längst vom Nebel verschluckt.
    »George«, sagte ich, »du könntest inzwischen schon jemand mit der Durchsuchungsorder hinüber zum Schiff schicken. Am besten wird es sein, wenn wir zunächst alles beschlagnahmen, was Edwards gehört hat.«
    Baker nickte und wählte zwei Kollegen aus, die als Spezialisten für Haussuchungen galten. Ich händigte ihnen den Durchsuchungsbefehl aus.
    Die beiden Kollegen setzten sich in Bewegung. Die nächsten zehn Minuten vergingen in tatenlosem Warten. Allmählich wurden wir unruhig, weil Zeery so lange ausblieb, aber dann tauchte er endlich wieder aus dem Nebel auf. Er kam bis zu uns heran, zog die behandschuhte Rechte aus der Manteltasche und hielt sie uns hin. Auf dem Handteller lag die Messinghülse einer Gewehrpatrone. Zeery hatte wieder einmal seinem Ruf Ehre gemacht.
    »Wo lag sie?« fragte ich gespannt.
    »Auf dem nächsten Pier in nördlicher Richtung. Ich führe euch hin und zeige euch die genaue Stelle. Sie war nur acht Meter von dem Punkt entfernt, den ich mir errechnet hatte.«
    Baker grinste. Dillaggio schob sich den Hut weit vorn in die Stirn und schüttelte den Kopf, was bei ihm bestimmt eine Gebärde der Bewunderung war. Phil wollte es genau wissen: »Zeery, du bist doch kein Zauberer. Wie kamst du nur auf den Gedanken, die Kugel müßte auf dem nächsten nördlichen Pier abgefeuert worden sein?«
    »Das ist doch ganz logisch«, erwiderte Zeerookah. »Du hast ihn am rechten Arm gepackt, während ihr mit dem Gesicht nach Westen standet. Wenn jemand von hinten am rechten Arm gepackt wird, dreht er unwillkürlich den Kopf nach rechts. Also blickte der Mann nicht nach Westen, sondern nach Norden, als der Schuß fiel. Im Norden liegt Wasser und dahinter der nächste Pier. Vom Wasser — also von einem Boot — kann der Schuß nicht gekommen sein, weil der Pier so hoch liegt, daß die Kugel einen von unten nach oben führenden Schußkanal hätte verursachen müssen, während dieser Schußkanal waagerecht zu sein scheint. Also muß der Schütze gleichhoch gestanden haben wie sein Opfer auf dem nächsten Pier. Es gab gar keine andere Möglichkeit.«
    Phil sah mich an, ich sah Phil an. Jetzt hörte sich alles verteufelt einfach, folgerichtig und wie ein Kinderspiel an. Bei Zeerys Folgerungen war es immer so. Hinterher fragte man sich, wieso man eigentlich nicht selbst darauf gekommen war.
    George Baker nahm einen Briefumschlag aus seiner Tasche, und Zeery ließ die Geschoßhülse hineinrollen. Chesmut von unserer ballistischen Abteilung würde sich mit der Hülse ausgiebig beschäftigen.
    Die Mordkommission und wir folgten Zeery hinauf zu dem nächsten Pier im Norden. Zeery zeigte uns die Stelle, wo er die Hülse gefunden hatte.
    »Wie erklärst du dir, daß er bei dem Nebel so weit blicken konnte?« fragte Phil.
    »Zielfernrohr«, erwiderte Zeery lakonisch.
    Eine Weile suchten wir zusammen den Pier nach weiteren Spuren des Mannes ab, der Joe Edwards mit einem Gewehr erschossen hatte, ohne daß wir etwas fanden. Noch bevor unsere Suche beendet war, erschien einer der Kollegen, die George Baker an Bord des Schiffes geschickt hatte.
    »Wir haben etwas gefunden, Jerry«, sagte der Kollege und hielt mir ein Foto hin.
    Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher