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0341 - Keiner kennt die Todesstunde

0341 - Keiner kennt die Todesstunde

Titel: 0341 - Keiner kennt die Todesstunde
Autoren: Keiner kennt die Todesstunde
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heute nacht etwas Auffälliges gehört oder gesehen?« fragte er. »Wo? In meiner Wohnung?«
    »Nein, nicht in Ihrer Wohnung«, erwiderte der Detektiv und wurde ein bißchen ärgerlich über den unfreundlichen Ton des Mannes. »Hören Sie, ich laufe nicht zum Vergnügen zu nachtschlafener Zeit in fremde Wohnungen und stelle Fragen. Also denken Sie mal ein bißchen nach, ja? Geben Sie Ihrer Beredsamkeit und Ihrem Gedächtnis einen leichten Stoß, wenn das möglich ist.«
    »Ich habe nichts gesehen. Vor ein paar Minuten — na, es ist vielleicht schon eine Viertelstunde her -— hörte ich Polizeisirenen vor dem Haus. So was macht mich neugierig, also bin ich aufgestanden und habe mal hinaus auf die Straße gesehen. Irgendwas muß ja in der Nähe los sein, nicht?«
    Harry Easton drehte sich um.
    »Ja«, erwiderte er, während er enttäuscht zur Tür marschierte. »Irgendwas ist los. Guten Morgen!«
    Er ging in den Hof und schleuderte wütend seine Zigarette in eine halbvolle Mülltonne. Man soll nie zuviel erwarten, sagte er sich. Nie. Hinterher ärgert man sich nur.
    Doc Unlaine kam heran. Er streifte sich die dünnen, fast durchsichtigen Gummihandschuhe ab. Harry Easton sah ihn fragend an.
    »Etwas Besonderes, Doc?«
    Unlaine schüttelte den Kopf.
    »Nicht in Ihrem Sinne, Harry. Keine Tat mit besonderen Merkmalen. Das Mädchen ist überraschend gut geschminkt, sehr gut frisiert…«
    »… als ob sie gerade aus einem Schönheitssalon gekommen wäre«, fiel Easton ihm nachdenklich ins Wort. Unlaine stutzte.
    »Ja. Aber Sie haben das Gesicht der Toten doch noch gar nicht gesehen, sagten mir Ihre Leute! Woher wissen Sie es dann?«
    Easton zuckte die Achseln.
    »Ich dachte mir so was. Das Mädchen ist erschossen worden, nicht wahr?«
    »Ja, allerdings. Die Kugel drang…« Wieder fiel ihm der Detektiv in die Rede:
    »Die Kugel drang aus kurzer Entfernung direkt ins Herz. Habe ich recht?«
    »Zum Teufel, Easton. Sie werden mir unheimlich! Woher wissen Sie das alles?«
    Harry Easton hob den Kopf und sah sich um. Dann zupfte er den Arzt am Ärmel.
    J
    »Kommen Sie mit nach vorn in den Wagen, Doc. Ich fürchte, ich muß Ihnen etwas erzählen.«
    Verwundert folgte William Unlaine dem Leiter der Mordkommission zur Straße. Merkwürdig, dachte er dabei. Obgleich Easton die Leiche noch nicht aus der Nähe gesehen hat, jedenfalls nicht von vorn, weil er ihre Lage nicht verändern durfte, weiß er dennoch auffällig gut über die Einzelheiten Bescheid.
    ***
    Sein richtiger Name war Zeerookah, aber weil er keinen Vornamen hatte, nannten wir ihn der Kürze halber »Zeery«. Er war 32 Jahre alt, mittelgroß und schien nur aus Knochen und Sehnen zu bestehen, die sich scharf unter der kupferbronzenen Haut abzeichneten. Warum er in seinen Jugendjahren aus seiner Indianerreservation in die Stadt gekommen war, und was ihn bewogen hatte, ausgerechnet G-man zu werden, wußte nur er selbst. Aber jetzt war er zweifellos eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten, die je einen FBI-Stern in der Rocktasche getragen haben.
    Zeery kam auf unseren Anruf hin mit einem Dienstwagen. Wir führten ihn zu der Stelle, wo der tote Joe Edwards lag. Unsere Mordkommission war ebenfalls erschienen, aber sie hatte den Leichnam noch nicht angerührt. Zuerst mußte Zeery in Aktion treten.
    »Sieh ihn dir an, Zeery«, sagte Phil. »Er liegt so, wie er hingefallen ist. Wir haben ihn nicht angerührt.«
    Es gab Dinge, die nur Leute wie Zeerookah erledigen konnten. Unser Indianerkollege nahm den eleganten Hut ab, wischte das Schweißband mit dem Taschentuch aus und setzte den Hut wieder auf. Er sah sich langsam einmal im Kreise um.
    »Habt ihr nicht ungefähr die Richtung hören können, aus der der Schuß fiel?« fragte er.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Du weißt ja, das hier ist, unmittelbar am Fluß. Der Schall täuscht. Dem Geräusch nach hätte der Schuß von da drüben kommen müssen, vom nächsten südlichen Pier. Aber das ist ausgeschlossen, denn als der Schuß fiel, war sein Gesicht zum Ufer hin gerichtet.«
    »Der Nebel ist dran schuld«, brummte Phil. »Sonst hätten wir den Schützen vielleicht sogar gesehen.«
    Zeery nickte.
    »War es windig, als der Schuß fiel?« fragte er.
    »Nein«, erwiderte Phil. »Kein bißchen.«
    »Habt ihr ihn gehalten, als der Schuß fiel?«
    »Ich hatte ihn gerade am rechten Oberarm gepackt«, erinnerte sich Phil. »Nicht fest.«
    »Okay«, sagte Zeery, senkte den Kopf und dachte nach.
    Die Kollegen, die zur Mordkommission
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