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0339 - Die Stunde des Eisernen Engels

0339 - Die Stunde des Eisernen Engels

Titel: 0339 - Die Stunde des Eisernen Engels
Autoren: Jason Dark
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ihr hatte auch Hesekiel, der Erschaff er des Kreuzes, nichts gewußt.
    Anders verhielt es sich mit Kara. Die Schöne aus dem Totenreich war im Dunstkreis einer Weißen Magie erzogen worden. Ihr Vater, Delios, hatte sich mit diesem Gebiet befaßt, es zu hohen Ehren gebracht und sein Wissen auf Kara übertragen.
    Das Schwert mußte dabei eine entscheidende Rolle spielen.
    Geschmiedet im heiligen Feuer von Atlantis, barg es große Geheimnisse und war in der Lage, schwarzmagische Kräfte zu stoppen, falls sie nicht zu konzentriert angriffen, denn den Untergang des Kontinents hatte auch Kara trotz ihrer Waffe nicht verhindern können.
    Wir standen dicht beisammen. Mit einem letzten Blick hatten wir uns davon überzeugt, daß der Mann in der »Tiefe« weiterhin schlief und träumte. Das war wirklich unser Glück.
    »Du bist bereit?« fragte sie.
    »Ja.«
    Kara lächelte und nickte. Sofort danach nahm ihr Gesicht einen gespannten, konzentrierten Ausdruck an.
    Das Schwert hatte sie gezogen. Seine Spitze zeigte nach unten. Sie stand zwischen ihren beiden Fußspitzen. Die lange Klinge leuchtete wie ein goldenes Fanal.
    Auf dem Gold ruhten unsere Hoffnungen. Dieses Metall hatte im alten Atlantis eine sehr große Rolle gespielt. Es war sowohl zu weißals auch zu schwarzmagischen Beschwörungen benutzt worden, und Kara wollte die Kräfte des Lichts wecken, um die anderen damit zu kompensieren.
    Mein Kreuz hielt ich nicht mehr in der Hand. Ich hatte die Kette um den sehr fein gearbeiteten Schwertgriff gelegt. Er paßte genau in Karas Hand, und in ihm waren zahlreiche Zeichen eingraviert worden, deren Bedeutung wohl nur der Schönen aus dem Totenreich bekannt war.
    Das Kreuz selbst hing über den Rand der Klinge hinaus und berührte die Breitseite des Schwertes.
    »Wenn ich es dir sage, wirst du das Kreuz aktivieren!« flüsterte Kara.
    »Dann müßten die Waffen eine Verbindung eingehen.«
    »Natürlich.«
    Kara schloß die Augen auf. Sie war kleiner als ich, so konnte ich über ihren Kopf hinwegschauen und blickte nach oben, wo sich die schrecklichen Fratzen noch immer zeigten.
    Zerstörte Gesichter. Schlimmer als Masken primitiver Völker. Sie wirkten so, als wären sie mit Geschwüren bedeckt, wobei einige Stellen überhaupt nicht mehr vorhanden waren.
    Ich vernahm Karas Worte.
    Verstehen konnte ich sie nicht. Sie redete in einer geheimnisvollen Sprache. Delios, ihr Vater, hatte sie diese gelehrt. Die Schöne aus dem Totenreich sprach die Worte nur leise aus, dennoch sehr intensiv. Ich stellte fest, daß sie viel in die Beschwörung hineinlegte und einiges von sich selbst gab.
    Schon mehr als einmal hatte ich diese magischen Beschwörungen erlebt. Ich wußte auch, daß sie Kara sehr viel Kraft kosteten. Dies zeichnete sich stets auf ihrem Gesicht ab.
    Auch jetzt wurde die Haut zusehends blasser. Das Blut schien einen anderen Weg zu nehmen. Es rann aus dem Kopf in die entgegengesetzte Richtung. Je bleicher die Haut erschien, um so durchsichtiger wurde sie.
    Als ich genauer hinsah, glaubte ich sogar, das Schimmern der Knochen erkennen zu können.
    Noch immer leise strömten die Worte über ihre Lippen. Manche Laute betonte sie jetzt anders als zu Beginn der Beschwörung. Für mich ein Zeichen, daß Kara sich allmählich dem Höhepunkt näherte. Wenn sie ihn erreichte, würde ich eingreifen.
    Mein Blick fiel auf das Kreuz. Es hatte sich nicht verändert, im Gegensatz zur Klinge. Ihre goldene Farbe nahm an Intensität zu, denn sie begann zu strahlen.
    Es war kein helles Leuchten, nicht zu vergleichen mit dem der aufgehenden Sonne, sondern matter.
    Nur Stille umgab uns. Das Feuer war längst erloschen. Im Tal breitete sich ein diffuses Dämmerlicht aus, von dem sich allein die Gesichter abhoben, und wir natürlich, denn wir waren von diesem goldenen Schein umflort.
    Ich blickte wieder in die Gesichter. Irgend etwas zwang mich dazu, denn ich hatte das Gefühl, als würde ich dort die Erfolge der Beschwörung ablesen können.
    In der Tat geschah dort etwas.
    Zuerst war es ein Zucken, das durch die Grimassen lief. Da bewegten sich die Wangen, Augenlider zuckten, Mäuler öffneten sich zu Höhlen, und aufgequollenes Fleisch begann zu zittern wie Pudding in der Schüssel.
    Den Bewegungen nach zu urteilen mußten die drei Gesichter Qualen erleiden. Aber sie hielten sich tapfer. Kein Laut erreichte unser Gehör.
    Sie litten stumm. Und diese gespenstische Lautlosigkeit hinterließ auf meinem Rücken ein kaltes Gefühl.
    Ich schüttelte
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