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0336 - Die Geburt des Schwarzen Tod

0336 - Die Geburt des Schwarzen Tod

Titel: 0336 - Die Geburt des Schwarzen Tod
Autoren: Jason Dark
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Flasche schon fast leer.
    Den dritten Schluck nahm er nicht mehr so schnell. Das heißt, er kam überhaupt nicht mehr dazu, denn mitten in der Bewegung blieb seine Hand stehen.
    Er hatte etwas gehört!
    Zunächst wollte er dieses Wissen verdrängen, das war jedoch nicht möglich, denn der nicht in diese Umgebung passende Laut klang erneut auf. Er war schwer zu identifizieren. Vielleicht war es ein Stöhnen, vermischt mit einem Seufzen, jedenfalls ausgestoßen von einem menschlichen Wesen.
    Aber wer sollte diesen Laut von sich gegeben haben?
    Die Tote?
    Über seinen Rücken rann eine Gänsehaut, als er daran dachte.
    Eine tote Frau, die dennoch lebte? Sollten die beiden Engländer mit ihrer Vermutung recht behalten haben?
    Es wäre fatal gewesen. Und nicht allein das. Auch unerklärlich, unheimlich und unfaßbar.
    Vorsichtig, als wollte er niemanden stören, stellte er die Flasche weg und drückte auch das Zigarillo aus. Ihm wurde mit einemmal bewußt, wie allein er doch letztendlich war. Völlig auf sich gestellt in einem fremden Land, das zwei Seiten hatte. Eine heitere, eine lebenslustige und die andere, die vom Tod und der Vernichtung diktiert wurde.
    Daniel Ricon hatte sich nie als Angsthase bezeichnet. In diesen für ihn so langen Sekunden verspürte er Angst, und er zuckte zusammen, als er das Knarren des Leders vernahm.
    Vorsichtig stand er auf.
    Seine Bewegungen waren steif. Obwohl nach vorn gerichtet, wirkten sie so, als wollte er jeden Moment die Flucht vor dem Unheimlichen ergreifen.
    Er dachte für einen Moment daran, die Maschine durch den Cockpit-Ausstieg zu verlassen, dann siegte sein Pflichtgefühl, so daß er den Weg in den luxuriösen Passagierraum nahm.
    Noch immer ging er so leise wie möglich, als hätte er Angst, die Ruhe der Toten zu stören.
    Sein Gesicht hatte einen gespannten und gleichzeitig ängstlichen Ausdruck angenommen, die Augen waren verengt, der Mund stand offen, die Arme hatte er rechts und links des Körpers ausgestreckt, damit er das Gleichgewicht halten konnte.
    Sein Blick war starr auf die Vitrine fixiert. Sie stand noch genau da, wo man sie abgestellt hatte, und der Deckel war hochgeklappt.
    In ihr saß die Frau.
    Steif, regungslos, unnahbar, tot…
    Ein paarmal mußte er schlucken, denn er fürchtete sich davor, noch näher an die Person heranzutreten, trotzdem ging er weiter, auch wenn es ihn Überwindung kostete.
    Schritt für Schritt trat er näher, erreichte die Vitrine und blieb dicht vor ihr stehen.
    Er stand am Fußende. Wenn er hineinschauen wollte, mußte er den Kopf ein wenig senken.
    Daniel Ricon wußte, daß man der Frau, die sich dort befand, das Herz genommen hatte. Sie mußte Schreckliches hinter sich haben, Grauen und Schmerzen, die unbeschreiblich waren, und doch zeichnete sich nichts davon auf ihrem blassen Gesicht ab.
    Im Gegenteil, wenn er genauer hinschaute, hatte er das Gefühl, daß die Züge selbst noch im Tod auf irgendeine Art und Weise schön wirkten.
    Das Gesicht war blaß, die Haut wirkte blutleer, die Augen waren geschlossen, und der Mund mit den beiden vollen Lippen stand offen.
    War aus ihm das Geräusch gedrungen?
    Zweimal schluckte der Pilot, als er darüber nachdachte und sich dabei umschaute. Der Gedanke, daß sich noch ein anderer im Passagierraum verborgen hielt, lag nahe, doch dem war nicht so. Die Tote und der Pilot waren allein.
    Wirklich allein?
    Zum erstenmal in seinem Leben nahm Daniel Ricon Stimmungen und Ströme auf. Er glaubte fest daran, daß sie und er nicht allein waren. Da schwebte noch jemand unsichtbar zwischen ihnen.
    Vielleicht ein Geist oder die Seele der Frau? Ja, jeder Mensch hatte eine Seele, so war es ihm beigebracht worden. Wenn der Körper starb, lebte die Seele weiter. Man konnte sie nicht sehen, aber spüren, und dieses Gefühl hatte er hier.
    Sein Blick glitt nicht mehr in die Runde, sondern wandte sich wieder der Toten zu, wobei er von ihrem Gesicht nach unten glitt und auf die angezogenen Beine fiel, denn vor den Oberschenkeln und praktisch im Schoß stand ein geheimnisvoller Gegenstand.
    Ein Würfel!
    Daniel Ricon wußte nicht, was es mit diesem Würfel auf sich hatte.
    Am Rande hatte er einiges aufgeschnappt.
    Für die beiden Engländer mußte dieser Quader eine ungemein große Bedeutung haben. Die hatten so getan, als hinge von ihm das Wohl und Wehe der Menschheit ab.
    Möglicherweise gehörten der Würfel und die Tote sogar zusammen.
    Wer konnte das genau sagen, aber gestöhnt hatte der Quader bestimmt
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