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0334 - Aufruhr in der Unterwelt

0334 - Aufruhr in der Unterwelt

Titel: 0334 - Aufruhr in der Unterwelt
Autoren: Aufruhr in der Unterwelt
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herum saßen, wurde es ein teurer Spaß. Schließlich fragte ich Dick vertraulich: »Was sagt man so über Collo?«
    Er blickte sich argwöhnisch um, legte den Finger auf die Lippen und sagte nur:
    »Später.«
    Dieses »Später« war für mich def Beweis, daß er etwas wußte. Meine Expedition schien Früchte zu tragen.
    Die Stimmung stieg. Es wurde gewitzelt, gelacht und gequietscht. Dann stieß mich Moby Dick an, der noch einigermaßen nüchtern war, hob die Augenbrauen und deutete auf eine schmale Treppe, die zu dem sogenannten Clubzimmer im Kellergeschoß führte.
    Im Kellergeschoß lag auch die Herrentoilette, so daß es es nicht weiter auffallen konnte, wenn man sich dorthin verzog. Dick stand auf, machte mir ein Zeichen, noch etwas zu warten und ging hinunter. Zwei Minuten später folgte ich. Da ich fast alle meine Drinks unauffällig in eine Vase gekippt hatte, war ich nicht mal beschwipst.
    Mitten auf der Treppe standen drei Kerle und waren in eine so interessante Unterhaltung vertieft, daß sie nicht daran dachten, aus dem Weg zu gehen. Ich mußte mich vorbeiquetschen. Ich hatte das Gefühl, daß einer davon sich an meiner linken Jackentasche zu schaffen machte, in der es aber nichts zu stehlen gab. Ich hatte die Männer gerade passiert, als sie im Sturmschritt nach oben verschwanden.
    Meine linke Tasche aber war merkwürdig schwer.
    Ich fuhr mit der Hand hinein, fühlte etwas Rundes, Glattes und stach mir die Finger an einem scharfen Gegenstand. Im nächsten Augenblick hatte ich die Jacke heruntergerissen und schleuderte sie den Rest der Treppe hinunter, während ich selbst mit zwei Sprüngen wieder oben im Lokal war. Ich hatte keine Sekunde zu früh reagiert.
    Es gab einen Krach, als sei eine Kanone abgefeuert worden, Klirren, Splittern, dann Stille. Aus dem Keller kroch eine Rauchwolke übelriechend die Treppe hoch.
    Von den drei Männern, die mir den Weg versperrt hatten, war nichts mehr zu sehen, aber im Lokal war natürlich der Teufel los. Alle waren aufgesprungen und schrien durcheinander. Ich machte kehrt und rannte wieder hinunter.
    Zuerst bückte ich mich nach dem schäbigen Fetzen, der einmal meine noch fast neue Clubjacke gewesen war. Die linke Seite war vollständig kaputt, und auch von der rechten war nicht mehr viel übrig. Meine Brieftasche hatte ein paar Löcher, aber sie war wenigstens noch ganz. Ich steckte sie in die Hose und ging auf die halbzersplitterte Tür des Clubzimmers los.
    In diesem Clubzimmer standen ein Tisch und sechs Stühle, auf einem dieser Stühle saß Moby Dick. Er hatte eine Kopfwunde und war mausetot.
    ***
    Der Trick, den die Kerle angewandt hatten, war alt. Sie hatten eine Eierhandgranate mit Widerhäkchen versehen und mir in die Tasche geschoben, so daß sie sich im Futter festhakte und man sie nicht herausholen konnte, ohne sie zu zünden. Wenn ich nicht Bescheid gewußt hätte, wäre ich genauso zerfetzt worden wie meine Jacke und jetzt genauso tot wie Dick.
    Der Wirt kam wütend und schimpfend herunter, und hinter ihm ein paar Gäste, die sich ein Herz gefaßt hatten. Der Wirt blickte mich an, als hätte ich die Schuld an dem Vorkommnis. Moby Dicks Freunde waren wütend, Klein-Ellen war einfach entsetzt. Sie brach in Tränen aus und rannte weg.
    Ich hoffte im stillen, der Vorfall werde ihr zur Warnung dienen, aber ganz so sicher war ich nicht.
    Es blieb nichts anderes zu tun, als die Cops zu rufen. Als sie kamen, war der Laden leer bis auf drei Gestalten, die so betrunken waren, daß sie von alledem nichts gemerkt hatten und friedlich schliefen.
    Der Wirt behauptete, er habe die drei Burschen, die diese Sache eingefädelt hatten, noch nie gesehen. Das hatte ich erwartet.
    Die Mordkommission kam, geleitet von Detektiv-Leutnant Cressborn, der auch nichts anderes unternehmen konnte, als den Tatbestand festzustellen, den Toten wegschaffen zu lassen und die wenigen vorhandenen Splitter der Handgranate zur Untersuchung einzusammeln.
    Ich war recht nachdenklich, als ich endlich in meinen Jaguar kletterte, um mich irgendwohin zu verfügen, wo ich in Ruhe überlegen konnte.
    Ich fuhr also zu Tan Sing Fu, einem gemütlichen chinesischen Schlemmerlokal in der Mott Street und setzte mich abseits vom Betrieb in eine Ecke. Mr. Tan kam aus der Küche und begrüßte mich. Der Feierlichkeit dieser Begrüßung tat es keinen Abbruch, daß er nur eine weiße Hose und Holzpantinen trug. Es war ein warmer Abend, an dem es zweifellos kein Vergnügen war, im Smoking am Herd zu stehen
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