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0325 - Die Loge der Henker

0325 - Die Loge der Henker

Titel: 0325 - Die Loge der Henker
Autoren: Rolf Michael
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Hütte ausräumte und alle Bücher auf einem mächtigen Scheiterhaufen verbrannte, war es ihm gelungen, eins davon unter seiner Jacke verschwinden zu lassen.
    Wahllos hatte er zugegriffen. Heimlich hatte er die verbotene Schrift gelesen und war fasziniert.
    Es war ein Buch über »Lykanthrophie« – über die Verwandlung von Menschen in Wölfe. Eine Abhandlung aus dem sechzehnten Jahrhundert, die verschiedene Arten aufzeigte, wie aus einem Menschen ein Menschenwolf wird.
    Pedro Sanchez hatte das Buch einige Male gelesen und innerlich verarbeitet. Was hier geschrieben stand, war einfach ungeheuerlich und absolut nicht mit dem vereinbar, was er zu akzeptieren bereit war.
    Und dennoch zog ihn jeder Buchstabe, jedes Wort des Buches an und schlug ihn in seinen Bann. Eine eigenartige Faszination, der er sich nicht erwehren konnte. Da waren nicht nur theoretische Dinge über die Phänomene der »Werwölfe« geschrieben – er fand auch die Anweisungen für einen Ritualkreis und die Beschwörung des Wolfsgeistes. – Aus der Schrift ging klar hervor, daß einige Menschen bereits die Veranlagung, zum Werwolf zu werden, bei der Geburt mitbekommen. Die alten Legenden, die in dem Buch zitiert wurden, erwähnten die Kinder von ihren Gelübden untreu gewordenen Priestern, die in der Weihnachtsnacht geboren werden.
    Andere werden von einem Werwolf gebissen und verfallen dem Fluch des Wolfes wie die Unglücklichen, denen ein Vampir das Blut absaugt.
    Doch es gibt auch Menschen, die innerlich den Drang und das Verlangen in sich verspüren, für eine Zeit ihren wilden Gefühlen freien Lauf zu lassen. Den schützenden Mantel abzustreifen, den die Zivilisation und die anerzogene Menschlichkeit für die einzelne Person darstellt. Die Sucht nach der nächtlichen Jagd und dem Hetzen der Opfer. Und dem Genuß des Fleisches. Ein Werwolf zu werden, eine hemmungslose Bestie, die in mondhellen Nächten sich ganz dem niedrigen Jagd- und Tötungsinstinkt hingibt.
    Pedro Sanchez spürte, wie sich sein Innerstes bei den Schilderungen des Beschwörungs-Rituals regte. Immer wieder las er genau durch, welche Dinge er benötigte, um die Beschwörung richtig durchzuführen.
    Die Kräuter, die er brauchte, würde ihm sicher die alte Donna Chimena beschaffen. Ein Wolfsfell konnte man bei einem der Hirten in der Gegend bekommen, die oft genug ihre Herden gegen die Räuber der Berge verteidigten.
    Und auch an eine gerade getötete Katze zu kommen, war kein Problem. Katzen gab es in allen Dörfern hier in der Gegend im Übermaß – genauso wie es Mäuse und Ratten gab. Je mehr Pedro Sanchez sich in das Buch vertiefte, um so mehr nahm der Gedanke in seinem Inneren Formen an, die dort beschriebene Beschwörung zu versuchen. Und sei es nur, um sich zu beweisen, daß alles, was in Büchern dieser Art stand, kompletter Humbug war.
    Daß er dabei eine Katze töten mußte, spielte für ihn keine Rolle. Er schlachtete ja auch Hühner und Kaninchen und manchmal eine Ziege – und er war Zeuge gewesen, wie sie Carlos Mondega aufgehängt hatten. Pedro Sanchez hatte keine Schwierigkeiten, alle Vorbereitungen des Rituals zu erfüllen.
    Pedro Mondega benötigte sehr lange, bis er sich zu dem Entschluß durchgerungen hatte, das verfluchte Experiment zu wagen. Noch länger dauerte es, bis Donna Chimena die benötigten Kräuter beschafft hatte. Das Opium, das man der Salbe beimischen mußte, bekam Pedro in einer Apotheke in Burgos, als er seinen Vater auf einer Geschäftsreise in die Hauptstadt begleitete.
    Fast ein Jahr war seit der gräßlichen Nacht, in der Carlos Mondega sterben mußte, vergangen, als Pedro Sanchez feststellte, daß seine Vorbereitungen abgeschlossen waren. In der nächsten Vollmondnacht sollte es soweit sein…
    ***
    Auf das »Au revoir, Mademoiselle« vernahm Dagmar Holler kurze Zeit später das »Buenas tardes, Señorita« des spanischen Grenzbeamten. Eine kurze Kontrolle und ein Blick auf ihren Ausweis, mehr hielt der Spanier nicht für nötig. Es war kalt hier in den Pyrenäen und die Dunkelheit zog herauf. In diesem kleinen VW Marke Polo konnte garantiert nicht viel Schmuggelware sein. Nicht mehr, als Escamillo jede Nacht mit seinen Gesellen über einen anderen Pfad ins Land brachten.
    »Darf ich fragen, wohin Sie der Weg führt?« wandte sich der Grenzer an das schlanke und hochgewachsene Mädchen mit dem anmutigen Gesicht, den tiefen, dunklen Augen und den brünetten Haaren.
    »Urlaub machen. Irgendwo hier!« gab Dagmar Holler zurück.
    »Wo es
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