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0325 - Die Loge der Henker

0325 - Die Loge der Henker

Titel: 0325 - Die Loge der Henker
Autoren: Rolf Michael
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Rodrigo Munilla hervor. »Gleich erscheint der Teufel. Vorwärts, Jorge, schlag die Tür ein. Überwältigen wir den Hexenmeister, bevor ihm der Satan zu Hilfe eilen kann!«
    Jorge Montez wartete nicht auf das Einverständnis des Bürgermeisters. Er sprang auf und rannte zur Tür. Mit beiden Armen schwang er den Hammer und ließ ihn mit aller Kraft gegen die Tür schmettern. Ein Splittern von Holz und Metall als der Schmied sich zusätzlich mit seinem ganzen Körpergewicht gegen die Tür warf – dann war der Weg frei für die Dämonenhenker.
    Carlos Mondega sah sie erstaunt an. Er ahnte nicht, was die Maskerade bedeuten sollte. Doch er kam auch nicht mehr zum Nachdenken.
    Wie ein Rudel hungrige Wölfe stürzten sich die Dämonenhenker über ihn. Mondega brüllte, als man ihn mit Stricken zusammenschnürte. Er versuchte, etwas zu rufen – aber das Tuch, das man ihm als Knebel in den Mund schob, ließ nur ein gurgelndes Stöhnen erkennen.
    Bei dem Getümmel war der Fotoapparat und der Elektronenblitz in eine Ecke des Raumes geschleudert worden und niemand nahm Notiz davon. Vier Männer hielten den sich trotz der Fesseln verzweifelt wehrenden Carlos Mondega fest. Der Lehrer schien zu ahnen, welches Schicksal ihm bevorstand als ihn die Kuttenmänner umringten und er Worte wie »Zauberer«, »Teufelsbündler«, »Satansdiener« und »Hexenmeister« vernahm. Er hätte es wissen müssen, daß diese Menschen hier nicht so aufgeklärt waren wie die Leute im übrigen Spanien. Nun war es zu spät.
    »Wir haben alle Beweise seiner Schuld!« klang es unter einer Kapuze auf. »Niemand wird mehr zweifeln, daß er den Satan gerufen hat. Wir konnten es gerade noch verhindern, daß der Fürst der Finsternis hier in leibhaftiger Gestalt erscheinen konnte. Doch wir müssen dafür sorgen, daß er keine Gelegenheit mehr zum Reden bekommt – sonst spricht er die letzten Worte, die den Teufel herbeirufen. Satan hat ihm mit seinem Blitz angezeigt, daß er bereit ist, sich zu zeigen und seinem Diener zu helfen!«
    »Wir werden ihn richten, wie es in unserer Gegend seit Jahrhunderten der Brauch war!« klang die Stimme des Bürgermeisters unter der Kutte. »Wir alle haben gesehen und können bezeugen, daß er im Begriff einer gotteslästerlichen Tat war. Wir müssen uns davor schützen – uns und unsere Familien. Und es steht geschrieben, daß man ein krankes Glied vom Körper abschneiden soll, bevor die Krankheit den ganzen Körper ergreift und zum Tode führt. Er stirbt den Tod, den er verdient hat. Am Baum gegenüber der verfallenen Klosterkirche von San Salvador, wo schon viele Zauberer in den letzten Jahrhunderten ihre verfluchte Seele aushauchten. Möge er dort um Gnade für seine Sünden beten. Packt ihn und bringt ihn dorthin!«
    Carlos Mondegas Hilferufe erstickte der Knebel. Die Dämonenhenker stießen ihn vorwärts. Er taumelte aus der Hütte. Zwei schwarze Kuttengestalten ergriffen ihn und zerrten ihn auf den Weg, der zu dem verfallenen Kloster führte, das einst Karl der Große gründete.
    Hier sollte man der gefallenen Frankenhelden gedenken, die in den Hinterhalt der Mauren gerieten und mit Roland, Olovier und dem Erzbischof Turpin in tapferem Kampf fielen.
    Von dem Kloster sind heute nur noch Grundmauern unter dem grünen Rasen zu erahnen und durch die verfallenen Mauern der Kirche San Salvador spielt in unseren Tagen der Wind.
    Die Dämonenhenker zerrten den sich verzweifelt sträubenden Carlos Mondega zu dem Baum gegenüber der verfallenen Kirche.
    Zwei von ihnen kletterten auf einen starken Ast und befestigten dort eine Schlinge.
    Augenblicke später hatte Carlos Mondega aufgehört zu leben.
    Man warf ihn in eine der unwegsamen Schluchten, und als man ihn Tage später fand, zweifelte niemand an einem Unfall – zumal mehrere Leute aus Estradas bei der Polizei zu Protokoll gaben, daß Mondega bei Vollmond schlafwandelte und es sich um einen Unglücksfall handelte.
    Daß man seine Hütte ausgeräumt und alle Bücher und alchiminischen Requisiten verbrannt hatte, ärgerte nur die Wissenschaftler aus Burgos, die hofften, diese Dinge für das Museum zu bekommen.
    Unersetzliche Gegenstände waren zerstört worden und man hatte Bücher den Flammen überantwortet, die mehr als selten waren.
    Aber eins der Bücher hatten die Flammen nicht erreicht…
    ***
    Pedro Sanchez war neugierig geworden. Er hatte so viel von Zauberei und Schwarzer Magie gehört, daß er wissen wollte, warum Carlos Mondega so viel riskiert hatte. Als man die
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