Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0323 - Herrin der Vampirburg

0323 - Herrin der Vampirburg

Titel: 0323 - Herrin der Vampirburg
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
abgeschlossen, daß er eine Nacht in der Burgruine zubringen würde. Er war schon nach einer halben Stunde wieder zurückgekommen, im Laufschritt und mit vollen Hosen, wie Zeugen berichteten. Und er hatte haarsträubende Geschichten vom Geist des alten McThruberry von sich gegeben, der ihn habe töten wollen.
    McThruberry war ein Selbstmörder. Er war der Besitzer der jetzt unbewohnten Ruine gewesen. Die Burg verfiel immer mehr, und McThruberry war verarmt und hatte kein Geld, sie instandzuhalten. Eine so heruntergekommene Ruine wollte aber auch niemand kaufen. McThruberry spielte in der Lotterie und hoffte, so doch noch an einen genügend großen Gewinn zu kommen, mit dem er die Ruine vor dem Verfall retten konnte. Und er gewann eine halbe Million Pfund.
    Das heißt, er hätte sie gewonnen -wenn er nicht vergessen hätte, den Lotterieschein abzugeben. McThruberry konnte an keinem Whiskyglas Vorbeigehen, und so war er nicht mehr bis zur Annahmestelle gekommen. Und auf seine nicht abgegebene Losnummer entfiel der Gewinn.
    Und verfiel.
    McThruberry hatte sich in seiner Ruine aufgehängt. Und seitdem, sagte man, spuke er dort. Wem immer er begegnete, den sollte er vor die Wahl stellen, ihm entweder eine halbe Million Pfund zu beschaffen oder ihn ebenfalls aufzuhängen. Auch Pete Donaghoue hatte diese Geschichte, gewaltig ausgeschmückt, zum Besten gegeben. Der Geist habe schon das Hanfseil in der Hand gehalten und wie ein Lasso geschwungen, keuchte Donaghoue.
    Patty hielt das alles für Unsinn und Wichtigtuerei. Und sie war dafür verschrien vor nichts und niemandem Angst zu haben - weder vor des Teufels Großmutter noch vor der Steuerfahndung. Letzteres wahrscheinlich mangels eigenen Einkommens und Steuerpflicht. Und sie war abenteuerlustig und pflegte ihre Furchtlosigkeit des öfteren unter Beweis zu stellen.
    Patty reichte die Colaflasche an John weiter und lehnte sich weit zurück. Verführerisch lächelte sie den Boy an. Eigentlich hatten sie vorgehabt, an diesem Abend in die Stadt zu fahren und die Discothek zu erobern. Aber irgendwie hatte das nicht geklappt, weil auf später nicht mehr erklärliche Weise erst Patty nackt war, dann John, und bei Diane gab es auch nicht mehr viel, was sie noch hätte ausziehen können. Hinzu kam, daß es draußen stürmte und jetzt regnete und es hier drinnen warm und heimelig war. Patty war inzwischen der Ansicht, daß es in der Discothek nur halb so amüsant geworden wäre, wenn auch außer Küssen und Streicheln bisher noch nichts geschehen war. John traute sich wohl noch nicht so ganz…
    »Wie ist es nun?« fragte Patty. »Hältst du die Wette, John?«
    John rang mit sich, dann nickte er. »Aber wenn es gefährlich wird, dann spiel nicht die Heldin, ja? Dann gib lieber auf… Du siehst zu toll aus, als daß du dem Geist zum Oper fallen solltest.«
    Patty lachte leise. Dem Geist zum Opfer fallen! So ein Unsinn…
    »Wenn ich gewinne«, sagte John Clandis, »ist dein Preis eine rauschende Liebesnacht mit mir, ja?« Er grinste jungenhaft frech.
    Patty Glandeen lachte zurück. »Dann tust du mir schon leid, Junge… ich gewinne nämlich. Und ich verlange…«, sie machte eine Kunstpause.
    »Auch eine rauschende Liebesnacht mit mir«, lockte John Clandis.
    »Denkste… eine rauschende Liebesnacht mit Diane.« Patty zwinkerte ihrer Freundin zu, und die zwinkerte verschwörerisch zurück.
    »He, das ist unfair und außerdem Verschwendung«, protestierte John. »Denkt doch mal an mich…«
    »All right, eine rauschende Liebesnacht mit uns beiden«, versprach Patty- »Das ist schon eher was.«
    Patty sah auf die Wanduhr. Es war kurz vor Mitternacht. Das Mädchen sprang auf und schlüpfte in den hautengen Disco-Overall, der eigentlich für den Stadtausflug gedacht gewesen war.
    »He, bist du verrückt?« stieß John hervor. »Warum ziehst du dich an?«
    »Weil ich jetzt zur Ruine hinauffahre. Die Wette gilt. Und ich will den Beweis so schnell wie möglich bringen, daß da oben gar nichts ist, absolut nichts.«
    »Uff, so eilig ist das nun auch wieder nicht«, sagte John etwas enttäuscht.
    Patty lachte. »Wenn du zu deiner Liebesnacht kommen willst, mußt du mich schon machen lassen… vorher wird das nämlich nichts.« Irgendwo fand sie die Stiefel und zog sie an. »Übrigens könntest du ja Kavalier spielen und mich hinauf fahren.«
    »Irgendwie bist du wirklich verrückt«, sagte Diane.
    »Besser ein bißchen verrückt sein, als im Alltagstrott ersticken«, sagte Patty fröhlich.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher