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032

Titel: 032
Autoren: Die Seiltänzerin
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weniger Schnittverletzungen und Prellungen, die seine Soldaten abbekommen hatten, hatte er zwei Ritter und eine Stadt für das Anliegen seines Vaters gewonnen und den Vorstoß des Königs nach Norden und Westen aufgehalten, selbst wenn Faringdon sich ergeben sollte. Es gab jedoch einen weiteren Anlass zum Grinsen.
    „Kümmere dich um deine Liebste", sagte Lord William zu Telor und wies mit dem Zeigefinger auf Carys. „Wenn ich ihr Gesicht sehe, würde ich sagen, dass du erst mit ihr hättest reden sollen, bevor du mir von deinen Eheplänen erzähltest." Er lachte, als Telor den Kopf umdrehte, und fuhr fort: „Du kannst gehen. Ich habe nicht mehr die Zeit, eurem Zank zuzuhören. Ich muss mich um die Absicherung von Marston kümmern. Ich werde morgen mit dir reden."
    Er winkte seinen Knappen zu sich. „Sag den Wachen, Stephen, dass diese Gruppe abziehen kann, wann immer sie das tun will, und dass sie mit sich nehmen darf, was immer sie mitnehmen will."
    Dann wiederholte er diese Anordnung in Englisch, da er sah, dass Telor voll und ganz mit Carys beschäftigt war und den letzten Satz nicht vernommen hatte, so dass dann Deri derjenige war, der sich verbeugte und bedankte. Telor regte sich erst, als Deri ihn in die Rippen stieß. Er hatte die Arme um Carys geschlungen und raunte ihr eindringlich etwas zu. Lord William wünschte sich, die Worte hören zu können, denn Carys schüttelte starrsinnig den Kopf, und ihr Gesicht war so weiß wie die Haut eines Menschen, der lange im Kerker gesessen hatte. Die Sache war, wie er dachte, genau so, wie er sich das vorgestellt hatte - so gut wie ein Theaterstück. Aber er hatte nicht mehr die Zeit, sich weiterhin zu amüsieren. Er war hier, um zu regeln, was mit Marston und den Gefangenen geschehen musste, aber nicht, um sich zu vergnügen.
    Nichtsdestoweniger hatte er sich amüsiert, und Telor . . . Lord William betrachtete den Rücken des sich mit seiner Braut entfernenden Barden.
    Sacht strich er über das Buch, das unter seiner Hand lag, und fand, dass Menschen nicht wie Bücher waren. Büchern konnte man trauen, Menschen nicht. Indes konnte man einigen Menschen mehr vertrauen als anderen. Er hatte die liebevolle Sorgfalt bemerkt, mit der Telor die Bücher und Pergamente behandelt hatte, und Telor war ein großer Künstler, aber leichter zugänglich, als der in Wales geborene Eurion das gewesen war. Warum sollte er nicht für das Vergnügen sorgen, dem Barden zu lauschen, wann immer ihm der Sinn danach stand, statt sich auf den Zufall zu verlassen, dass dieser mit seiner Truppe zurückkehrte? Nicht weit von der Burg in Shrewsbuiy gab es ein gutes, aus Stein errichtetes Haus, in dem die vier Fahrensleute in den Wintermonaten wohnen konnten. Die darin lebende Frau konnte woanders hinziehen. Davon musste der Barde indes nichts erfahren. Deri und seine Ann würden es warm und friedlich haben und konnten sich neue Beleidigungen ausdenken, die sie normal gewachsenen Leuten an den Kopf werfen konnten; die Seiltänzerin würde einen Hof haben, in dem sie ihr Seil unbehelligt spannen und sich neue Wunder ausdenken konnte, und Telor - Telor mit der süßen Stimme
    und den flinken Fingern und der noch flinkeren Auffassungsgabe - , dieser Telor konnte zur Burg hochkommen und sich die in Büchern und auf Pergamenten verzeichneten Geschichten anhören - oder, wenn er das wollte, sie auch zu lesen erlernen - und dann neue Schönheit aus alter erschaffen.
    Draußen vor der Halle schaute Telor sich um, ohne etwas wahrzunehmen. Carys'
    Reaktion hatte ihn verblüfft und eingeschüchtert: Er wusste, dass er die Möglichkeit einer Ehe mit Carys schon früher erwähnt hatte, konnte sich jedoch nicht mehr genau erinnern, wie ihre Erwiderung gelautet hatte. Ängstlich schaute er sie an. Sie hatte nicht versucht, sich seinem Arm zu entziehen, starrte jedoch noch immer weißen Gesichts nach vorn und hatte, seit er Lord William gebeten hatte, ihm zu helfen, sie heiraten zu dürfen, kein einziges Wort geäußert. Er konnte sich nicht vorstellen, was nicht in Ordnung sei, und wagte nicht, etwas zu sagen, damit er nicht genau das äußerte, was sie noch mehr aufregte. Er musste einen Ort finden, wo er mit ihr allein sein und sie zu ihrem Einverständnis betören oder zumindest herausfinden konnte, was sie belastete.
    Sein Blick fiel auf den Stall, der ihm leer und ruhig vorkam. Zweifellos war der Stall schon gründlich durchsucht worden und enthielt aller Wahrscheinlichkeit nichts mehr, das sowohl
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