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032

Titel: 032
Autoren: Die Seiltänzerin
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den Rücken zuzuwenden und den Hof im Auge zu behalten, falls sie angegriffen werden sollten, doch niemand schien sie beide zur Kenntnis zu nehmen. Auf der nördlichen und westlichen Palisade waren kämpfende Gruppen zu sehen, aber die Art, wie sie sich verteidigten, wirkte nicht sehr effektiv. Derweil Deri das Geschehen beobachtete, fielen mehrere Männer auf die Knie und begannen, sich zu erbrechen. Andere klammerten sich an jeden Halt, den sie finden konnten, um sich aufrecht zu halten. Deri schüttelte den Kopf und blickte über die Schulter.
    „ist Telor schwer verletzt?" fragte er.
    „Ich kann nicht mehr als nur einen kleinen Schnitt an einer Schulter finden", antwortete Garys. „Aber ..."
    Telor stöhnte und hob unsicher eine Hand an den Kopf. Carys seufzte vor Erleichterung, setzte sich auf die Hacken und sah zu, wie seine Lider sich flatternd öffneten. Im nächsten Moment wurde ihre freudige Miene jedoch besorgt. Sie sprang auf die Füße und trottete um Telor an Deris Seite.
    „Ich glaube, Telor hat sich den Kopf geschlagen, als er hinfiel", sagte sie hastig und in gedämpftem Ton. „Und einer dieser blöden Männer ist mit meinem Seil weggerannt. Ich muss es holen."
    „Dein Seil. . ."rief Deri aus, doch ehe er noch mehr sagen oder Carys packen konnte, war sie weggelaufen und kletterte auf das Dach des nächsten Schuppens. „Du Närrin!" schrie Deri. „Es wird gekämpft..."
    Offenen Mundes beobachtete Deri, wie Carys auf dem Dach des Schuppens entlanglief und zum nächsten sprang. Sie hielt, wie er merkte, auf den Stall zu, doch er hatte keine Möglichkeit, sie aufzuhalten. Telor stöhnte wieder, und Deri wandte sich ihm zu, immer noch über die Schulter auf die bunten Flecke blickend, die Carys'
    Vorankommen bekundeten. Das Tanzkleid nahm ihm etwas die Angst um Carys.
    Niemand konnte ein Tanzmädchen für einen der Krieger halten, und es war unwahrscheinlich, dass jemandem der Gedanke an eine Vergewaltigung kam, bis die Gefechte beendet waren.
    Telor versuchte, sich auf einen Ellbogen zu stützen, und Deri kniete sich neben ihn und half ihm, sich aufzusetzen. „Deri?" fragte er blinzelnd und dabei behutsam den Hinterkopf betastend. „Warst du das?"
    „Falls du mit dieser Frage meinst, ob ich dich niedergeschlagen habe, lautet die Antwort Nein", sagte Deri ehrlich, aber vorsichtig. „Das war der andere Mann, der dich angegriffen hatte."
    Plötzlich war Deri der Einfall gekommen, Carys sei nicht weggerannt, um nach ihrem Seil zu suchen, sondern geflohen, ehe Telor sie sah. Er war unschlüssig, ob er sie verraten solle, und wog noch die Möglichkeiten ab, als er merkte, dass Telor auf den Hof starrte und die Männer fallen sah - einige blieben ächzend liegen, andere versuchten, sich wieder an der Verteidigung Marstons zu beteiligen.
    „Sie müssen verdorbenes Essen zu sich genommen haben", murmelte er.
    „Alle? Am Tage eines Kampfes gegen Lord William?" fragte Deri in sachlichem Ton.
    Telor schaute ihn an und zuckte mit den Schultern. „Möchtest du Lord William dazu befragen?"
    Deri erschauerte. Nach einem Moment antwortete er: „Es ist sehr seltsam, hier stillzusitzen und dem Kampf zuzusehen. Meinst du, wir sollten noch irgendetwas unternehmen?" ; ,'
    ■ !
    „Ich glaube nicht, dass ich dazu imstande bin", räumte Telor ein. „Die Arme tun mir zu weh. Außerdem glaube ich nicht, dass Lord Williams Männer unserer Hilfe gegen diese Elenden bedürfen, und ich möchte sehen, welche Verwüstungen Orin in Sir Richards Bibliothek angerichtet hat. Hilf mir auf, Deri, und bewach die Halle, derweil ich dorthin gehe und mich umschaue.'*
    Telor stemmte den Bauernspieß auf die Erde und schaffte es, weil er sich mit der anderen Hand auf Deris breite Schulter stützte, auf die Füße zu kommen. Der Schnitt an seiner Schulter tat etwas weh, doch das Blut war bereits getrocknet, und das Dröhnen im Kopf ließ nach. Telor fühlte sich hinreichend sicher auf den Beinen, um allein zur Bibliothek zu eilen. Er überließ es Deri, die Fensterläden zu schließen und dann vor der Tür der Halle zu warten, damit er sie zumachen und versperren konnte, falls Orins-Männer meinten, in diesem Raum Zuflucht suchen zu müssen.
    Es waren nicht Orins Männer, sondern Sir Walters und Sir Harolds, vor denen Deri die Tür schloss. Sie hatten sich nur Minuten später, nachdem er und Telor in die Halle gekommen waren, Zugang über die Palisade zum Hof verschafft. Er hatte keine Ahnung, ob sie beabsichtigten, Beute zu
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