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032 - Die magische Seuche

032 - Die magische Seuche

Titel: 032 - Die magische Seuche
Autoren: B.R. Bruss
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hatte, warfen nicht das geringste Licht auf seine Person.
    Und was ich sonst von ihm wußte, hatte ich in den zahlreichen Zeitungsartikeln gelesen, die sich mit seiner Forschungsarbeit stets beschäftigten. Auch die Artikel berichteten über seine Person nur, daß er menschenscheu war und um keinen Preis ein Wort über sein Privatleben verlieren wollte.
    Ich schaltete die Scheinwerfer ein. Meine Begleiter schwiegen und sahen starr in den Nieselregen hinaus.
    Der Weiße Turm war nicht beleuchtet. Das verstärkte unsere Befürchtungen. Das Gelände um das Gebäude war weder eingezäunt, noch bepflanzt. Das schmucklose, burgartige Gebäude schmiegte sich harmonisch in die rauhe Landschaft.
    Hundert Meter vom Turm entfernt zweigte ein gerader Weg von der Landstraße ab und endete direkt an einer Art Plattform. Von dort aus führte eine massive, schwarze Tür in das Innere des Gebäudes. Ich hielt an der Plattform an und stellte den Motor ab.
    Wir stiegen aus. Die Stille um uns war fast fühlbar.
    Ein ziemlich breiter Weg, der hin und wieder Terrassen bildete, führte um das Gebäude herum. Rechts vom Turm stand ein fensterloses Gebilde, möglicherweise ein Laboratorium des Professors. Wir kamen an einem kleinen, würfelförmigen Betonbau vorbei, der keine Öffnung zeigte.
    An der Rückseite des Turms gab es einen weiteren kleinen Bau mit großen Fenstern; darin waren wohl die Zimmer des Personals. Wir wußten, daß Professor Scheelring im Turm wohnte.
    Nirgends ein Licht. Der Regen war stärker geworden. Unser Unbehagen wuchs.
    „Vielleicht ist der Professor verreist“, meinte Boze unbestimmt. „Und er hat seine Leute entlassen.“
    Das war möglich. Und wenn es sich bestätigte, wären wir sehr erleichtert gewesen. Aber einen Augenblick später, als wir an unseren Ausgangspunkt zurückkamen, entdeckten wir in der Garage den langen schwarzen Wagen Scheelrings.
    „Und jetzt?“ fragte ich.
    „Ich bin sehr beunruhigt“, sagte Nelsy. „Es scheint mir äußerst unwahrscheinlich, daß Professor Scheelring sofort nach dem Anruf bei dir abgereist ist. Außerdem kann ich mich nicht erinnern, daß der Professor jemals verreist war.“
    Der Leutnant befand sich in einem ernsthaften Zwiespalt. Auf der einen Seite das Gesetz, auf der anderen Seite ein Notfall wie dieser.
    „Wir sind doch keine Einschleichdiebe!“ rief ich. „Möglicherweise ist Scheelring tot oder in Gefahr. Wollen Sie dieses Risiko auf sich nehmen?“
    „Na gut“, sagte Leutnant Boze. „Durchsuchen wir das Haus.“
     

     
    Die Halle war sehr groß. An den Wänden hing ein Bild, nichts unterbrach die kahlen weißen Flächen. Nur einige mit rotem Leder bezogene Stühle standen in einer Ecke des Raumes.
    Anschließend gab es ein Speisezimmer und daneben eine Küche. Danach kam man in die Zimmer des Hauspersonals. Sie waren sehr behaglich eingerichtet.
    „Wir müssen den Turm hinauf“, sagte Leon Nelsy entschlossen. „Nach allem, was wir wissen, hat sich der Professor mit Vorliebe dort oben aufgehalten.“
    „Wir gehen zu Fuß“, meinte Boze zögernd. „So können wir jedes Stockwerk kontrollieren.“
    Der Turm hatte sechs Stockwerke, von denen das oberste rundum verglast war. Wenn nachts Licht brannte, sah es aus wie ein Leuchtturm. Tagsüber mußte die Fernsicht von oben herrlich sein.
    Der erste Stock war kahl und weiß wie die übrigen Räume. Auch hier gab es eine Art Speisezimmer. In der Mitte standen ein runder Metalltisch und ein Stuhl.
    „Was machen wir“, fragte Leutnant Boze, während wir die Treppe weiter hinaufstiegen, „wenn wir den Professor friedlich schlafend vorfinden?“
    „Dann werden wir ihm die Wahrheit sagen“, antwortete ich.
    Meine Hand zitterte ein wenig, als ich im sechsten Stock den Lichtschalter suchte, aber nicht am gleichen Platz vorfand wie in den unteren Stockwerken.
    Leutnant Boze schaltete die Taschenlampe ein. Der magere Strahl tanzte durch den dunklen Raum, der rundum aus Glaswänden bestand.
    Wir waren im Arbeitszimmer des Professors. Auf dem großen Schreibtisch standen ein Telefon, ein Tonbandgerät, verschiedene Utensilien. Links, im Halbdunkel, erkannte ich einen Fernsehapparat und auf einem Lehnstuhl einen Stoß Fachzeitschriften, einen Notizblock und einen Kugelschreiber.
    Endlich entdeckte ich den Lichtschalter. Ich drückte ihn nieder, und das Licht flammte auf.
    Hinter dem Schreibtisch, auf einer niederen Couch, lag Professor Scheelring. Wären nicht seine offenen Augen gewesen, hätte man
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