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0315 - Wenn der Totenvogel schreit

0315 - Wenn der Totenvogel schreit

Titel: 0315 - Wenn der Totenvogel schreit
Autoren: Jason Dark
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erlebt, der über magische Kräfte verfügte und diese auf schreckliche Art und Weise einsetzte. Konnte ich der alten Dame einen Wunsch abschlagen? Nein, das war nicht drin.
    »Gib dir einen Ruck, mein Junge und komm!« hatte sie gesagt.
    Also war ich gegangen.
    Jetzt saßen wir im Kino und warteten auf den Beginn des Hauptfilms. Das Theater war nur zur Hälfte gefüllt. Meist saßen junge Leute um uns herum, die in der Pause ihre Cola tranken, rauchten und sich unterhielten.
    Bei Sarah Goldwyn musste man stets auf der Hut sein. Aus lauter Anhänglichkeit hatte sie mich sicherlich nicht gebeten, mit ins Kino zu gehen, da steckte schon etwas dahinter. Vielleicht wie vor Jahren, als wir uns den Film »Hotel zur dritten Hölle«, ansahen. Dieser Film hatte sich zu einem grausamen Fall entwickelt, der in Deutschland sein schreckliches Ende gefunden hatte.
    Nun saßen wir wieder einmal im Kino.
    Rechts neben mir hatte Lady Sarah ihren Platz gefunden. Der Mantel lag auf ihren Knien, umgehängt hatte sie mindestens vier Ketten, auch ein Hobby von ihr, und auf dem Mantel stand ihre große Tasche, die sie jetzt öffnete.
    Weingummis holte sie hervor, riss die Tüte auf und reichte sie mir rüber. »Möchtest du einen?«
    »Ja, danke.« Ich griff in die Tüte.
    Auch Lady Sarah schob sich zwei kleine Stücke in den Mund. Zufrieden lächelnd kaute sie vor sich hin.
    Ich schielte sie von der Seite her an. Dieses Lächeln kannte ich. So hintergründig und verschmitzt, und ich wusste genau, dass sie etwas in petto hatte.
    »Nun mal raus mit der Sprache, Lady Sarah! Was ist los? Weshalb hast du mich gebeten, dich in diesen komischen Film zu begleiten?«
    »Ob er komisch ist, kannst du noch nicht sagen, John. Du musst ihn dir erst einmal ansehen.«
    »Richtig, das gebe ich zu, aber lenk bitte nicht vom Thema ab! Weshalb sollte ich mitkommen?«
    Sie verzog das Gesicht. »Hach, was bist du misstrauisch.«
    »Ist das bei dir nicht angebracht?«
    »Nein, so kannst du das nicht sagen, John.«
    »Na, ich kenne dich. Sag schon, aus welchem Grunde du mich dabeihaben wolltest.«
    Lady Sarah setzte ihre Brille auf. Sie hing ebenfalls an einer Kette und verschwand fast zwischen den zahlreichen Perlen. »Ach, mein Junge, das ist so…«
    Aha, dachte ich. Wenn sie auf diese Art und Weise anfängt, wird sie gleich zum Thema kommen.
    Ich hatte mich nicht getäuscht, denn Lady Sarah begann, mit der Wahrheit herauszurücken.
    »Eigentlich geht es um einen Mann.«
    »Der in diesem Film mitspielt?«
    »Nein, aber er sitzt hier im Kino.«
    Bei Lady Sarah war ich Überraschungen aller Art gewohnt. Dass sie mir mit einer solchen kommen würde, das schlug dem Fass den Boden aus. Da kam ich nicht mit.
    »Und deshalb schleppst du mich ins Kino?«
    »Ja.«
    »Weshalb?«
    »Weil vielleicht etwas passieren kann.«
    »Auf der Leinwand?«
    »Nicht nur dort.«
    »Spann mich nicht auf die Folter, Lady Sarah! Was steckt dahinter?«
    Sie hob die Schultern. »Ich weiß es auch nicht genau, mein Junge, aber das kann gefährlich werden, wenn der Mann recht hat.«
    »Und wer ist es?«
    »Er sitzt genau drei Reihen vor uns.« Lady Sarah hob den Arm und deutete schräg nach rechts. »Siehst du das junge Mädchen mit dem blauen Stirnband?«
    »Sicher.«
    »Daneben sind zwei Plätze frei, dann ist wieder ein Platz besetzt, und dort genau sitzt er.«
    Ich schaute hin. Von dem Mann sah ich nur den Hinterkopf. Er hatte dunkles Haar, ich tippte auf braun, und große Ohren, die waren nicht zu übersehen.
    »Was ist denn mit dem Knaben?« wollte ich wissen.
    »Er wird sterben!«
    Drei Worte nur hatte Sarah Goldwyn geantwortet. Ihre Stimme klang dabei ernst, ich hatte keinen Grund, über die Antwort zu lächeln. »Das ist kein Witz, nicht wahr?«
    »Stimmt«, erwiderte die Horror-Oma, »es ist kein Witz. Der Mann wird sterben und kann es nicht verhindern. Das ist nun mal eine unumstößliche Tatsache.«
    »Aber weshalb muss er sterben?« fragte ich.
    »Er hat es mir nicht genau gesagt, aber es soll mit einem Totenvogel zusammenhängen.«
    »Und wieso?«
    Lady Sarah hob die Schultern. »Ich kenne ihn ja auch nur flüchtig. Auf einer meiner Reisen im letzten Jahr trafen wir zusammen, kamen ins Gespräch, unterhielten uns lange über unerklärliche Ereignisse, und er berichtete mir von einem schrecklichen Totenvogel, der seine Kreise zieht und schrille Schreie ausstößt. Sie gelten immer einer anderen Person. Diese Person ist dann des Todes.«
    »Und das stimmt?«
    »Ich weiß es
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