Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0310 - Welt der Mörder-Monde

0310 - Welt der Mörder-Monde

Titel: 0310 - Welt der Mörder-Monde
Autoren: Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
heranmarschiert kamen.
    Nicole wartete zwei Minuten, bis sie sicher war, keiner Täuschung zum Opfer gefallen zu sein. Dann löste sie sich vom Fenster, verließ das Zimmer und rannte die schmale Holztreppe ins Erdgeschoß hinunter.
    Wie immer begegnete sie im Haus niemand.
    Die Dunkle Herde durfte es nicht betreten. Und Cagliostro befand sich in seiner Alchimistenküche.
    Nicole eilte ins Freie über den schneeglatten Hof und die geräumte Treppe ins Kellerlabor.
    Cagliostro war nicht da.
    Im offenen Kamin brannte ein munteres Feuer, und in dem riesigen Destillationsgerät kreiste jene Flüssigkeit mit unglaublicher magischer Kraft, die Cagliostro nur »das Elixier« nannte.
    Im Hintergrund, vor einem Tisch, auf dem eine nackte Frauenleiche lag, lungerte Johannes herum. Wie stets schien er vom Anblick des toten Körpers auf unerklärliche Weise fasziniert und angezogen zu werden.
    Auf seine Umgebung achtete er in solchen Augenblicken kaum. So hatte er auch nicht Nicoles Erscheinen bemerkt.
    »Johannes!« rief die Unsterbliche, in deren Adern ebenfalls das Elixier kreiste.
    Der Verwachsene reagierte prompt - wie jemand, der bei etwas Verbotenem ertappt worden war. Er zuckte zusammen und zog ängstlich den zu groß gewordenen Kopf zwischen die schmalen Schultern.
    »Ah«, brabbelte er. »Herrin…«
    »Wo ist der Meister?« fragte Nicole scharf, um seinen schleimigen, unterwürfigen Äußerungen zuvorzukommen, die sie anwiderten. Wenn es nach ihr allein gegangen wäre, hätte sie den Schwachkopf längst dorthin zurückgeschickt, von wo er gekommen war: in die Gosse.
    Aber Cagliostro hatte noch einiges mit ihm vor…
    »Weiß nich’…« stieß Johannes nach langem Überlegen hervor. »Is’ fort… weg…«
    »Das sehe ich selbst«, erwiderte Nicole ungehalten, drehte sich um und eilte aus dem Labor. Die kalte Winterluft beruhigte sie etwas, aber dann dachte sie wieder an den seltsamen Fackelzug und wußte, daß sie keine Zeit verlieren durfte.
    Womöglich hielt sich Cagliostro in den Gewölben unter dem Hauptgebäude auf, wo der Lord sein Domizil aufgeschlagen hatte.
    War der Alchimist von dem Dunklen gerufen worden?
    Aber seit wann erging der Ruf nur an Cagliostro, ohne daß Nicole ihn ebenfalls vernahm…?
    Nie zuvor war dies geschehen, so lange sie sich hier aufhielt!
    Die Unsterbliche lief über den Hof zurück zum Haus, trat ein und steuerte auf die offene Tür zu, die in jene Kellertiefen führte, wo der Lord normalerweise anzutreffen war.
    Doch am Beginn der abwärts führenden Treppe verharrte Nicole unschlüssig. Siedend heiß wurde ihr klar, daß sie das Gewölbe ohne vorherige Erlaubnis nicht betreten durfte. Wenn sie es doch tat.
    Sie versuchte sich die Folgen auszumalen.
    Tu’ es nicht, riet ihr eine Stimme aus den Untiefen ihres Verstandes.
    Aber es war, als würde sie diese Warnung erst richtig anstacheln, es doch zu tun.
    … es tötet Verräter… , wurden Cagliostros Worte in ihrem Gedächtnis hochgespült. Der Alchimist hatte damit die Nebenwirkung des Elixiers gemeint, das Nicole das ewige Leben garantieren sollte, gleichzeitig aber auch als Kontrollmechanismus fungierte, um sie vor Ungehorsam zu bewahren. Der Warnung zufolge, würde sie auf der Stelle sterben, wenn sie etwas tat, was den Zielen des Dunklen Ordens widersprach und die geheime Organisation, an deren Spitze der Lord stand, in Gefahr brachte!
    War es Verrat, wenn sie jetzt den Keller betrat, ohne gerufen worden zu sein?
    Unsinn! dachte sie entschieden.
    Ihr Fuß berührte die erste Stufe.
    An der Treppenwand brannten in unregelmäßigen Abständen Fackeln. Auch das ließ darauf schließen, daß sich Cagliostro unten aufhielt. Der Dunkle selbst brauchte kein Licht. Er sah auf eine andere, für Menschen unbegreifliche Art und Weise.
    Nicole gab sich einen Ruck.
    Langsam stieg sie die Treppe nach unten.
    Stufe um Stufe.
    Bald hörte sie Stimmen.
    Und dann sah sie etwas, was ihr Herz stillstehen ließ.
    ***
    Drei Monde, war Zamorras erster Gedanke, als er, auf dem Rücken liegend, die Augen öffnete und über sich den fremden Himmel entdeckte.
    Dann spürte er die Kälte und Nässe, die sich von unten durch seine Kleidung fraß.
    Ruckartig richtete er sich auf und klopfte verwirrt den Schnee von seinem Mantel.
    »Was…« stieß er ungläubig hervor, verstummte aber sofort wieder, als er wenige Meter entfernt eine andere Gestalt im frostigen Weiß liegen sah.
    Er reagierte sofort, war Sekunden später bei dem anderen, dessen reglosen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher