Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

Titel: 0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen
Autoren: Der Tod schminkt sich die Lippen
Vom Netzwerk:
an Schmuck für fast hunderttausend Dollar. 4.. Überfall auf die Filiale der North Trade Bank. Beteiligt fünf Frauen. Zwei Tote, ein Verletzter. Fünfundsechzigtausend Dollar Beute. 5. Unterschlagung im Spretty Konzern. Beteiligt zwei Buchhalter. Beute an die vierzigtausend Dollar. 6. Überfall auf eine Postzweigstelle in New Jersey. Ein Toter und zwanzigtausend Dollar. 7. Beraubung einer Lebensmittelfiliale durch Halbwüchsige. Beute zwölftausend Dollar in bar und Lebensmittel im Werte von fast zwanzigtausend Dollar.«
    Er deponierte die Brille wieder auf seiner Stirn.
    »Das wäre es«, sagte er lakonisch. »Suche dir das Passende aus.«
    »Nr. 1 scheidet aus, weil es schwierig sein dürfte, Gold, Schmuck und Uhren so rasch zu Bargeld zu machen. Das gilt auch für Nr. 3. Nr. 5 kommt nicht in Betracht. Der Mann, für den ich mich interessiere, war kein Buchhalter. Nr. 7 scheidet aus, weil der Mann kein Halbwüchsiger war. Nr. 2 kommt nicht in Frage, denn der Mann war an einem Überfall beteiligt, bei dem es Tote gegeben hat. Er war ein Pistolenvirtuose. Bleiben also nur Fall Nr. 4 und Fall Nr. 6.«
    Jesse kicherte.
    »Und Fall Nr. 4 scheidet aus, weil, wie ich annehme, dein Mann ein Mann war.«
    Ich schob mir eine Zigarette zwischen die Lippen.
    »Bist du auch davon überzeugt, daß die North Trade Bank von Frauen überfallen wurde? Daß es Frauen waren, die rücksichtslos drei Menschen niederschossen? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß es Frauen geben soll, die dazu fähig sind.«
    »Ich zähle dir siebenundzwanzig Fälle auf, in denen Frauen Verbrechen,von ungewöhnlicher Brutalität begingen.«
    »Ich wette, daß sich kein Bankraub dabei befindet.«
    Cown dachte kurz nach. »Stimmt«, gab er zu, kein Bankraub. »Dennoch gibt es keinen Zweifel daran, daß zumindest die Person, die die beiden Kassierer niederschoß, wirklich eine Frau war. Fast ein Dutzend Angestellte haben sie gesehen. Auch der Kassierer, der mit dem Leben davonkam, sah sie. Er ist bereit, zu beschwören, daß es eine Frau war und nicht etwa ein maskierter Mann.«
    »Und die anderen?«
    Jesse polierte liebevoll seine Glatze. »Frauen, alles Frauen! Es gibt Leute, die sogar erklären, es wären ausnahmslos hübsche Girls gewesen.«
    »Ein Fall von Massenpsychose«, knurrte ich wütend. »Einer behauptet, es wäre keine Maskerade gewesen, und nun sind sie alle überzeugt, es hätte sich um echte Frauen gehandelt. Die Sensation ist ja auch zu schön. Zum Henker, Jesse, sieh doch endlich ein, daß es auch für einen Mann genügt, sich fingerdick Schminke ins Gesicht zu schmieren, eine Perücke aufzusetzen und seinen Mund zu bemalen, um wie ein Girl auszusehen.«
    »Wenn ich zum Beispiel an Sicky Carnowitz denke«, antwortete Cown träumerisch, »den seine Freunde kurz den ,Ochsen nennen, und der schon zweimal wegen Banküberfällen gesessen hat, so weiß ich nicht, ob man ihn für eine Frau halten würde, selbst wenn er sich von Dior einkleiden ließ. Sicky ist mehr als sechs Fuß groß, hat Schultern von einer Breite, daß er nicht durch die Tür passen würde, Hände wie Kohlenschaufeln und Schuhe wie Schleppkähne. Was sein Gesicht angeht, so dürfte alle Schminke der Welt nicht ausreichen, um Sickys Visage ein liebliches, weibliches Aussehen zu verleihen. Du siebst, Polizist, es gibt Typen, die auf keinen Fall wie eine Frau aussehen, was immer man mit ihnen macht. Ich fürchte, du wirst dich an den Gedanken gewöhnen müssen, daß waschechte Girls an der Sache in der North Trade Bank beteiligt waren.«
    »Ich merke, Jesse, du willst von deiner Sensationsstory nicht lassen.« Cown griff nach dem Mikrophon des Diktiergerätes.
    »Ich mußte meinen Bericht fertigstellen, Polizist«, erklärte er.
    »Journalisten haben nicht so viel Zeit wie die Polizei, aber ich gebe dir ’nen guten Rat mit auf den Weg. Laß deine Theorie von den verkleideten Männern sausen und sieh dich nach echten Girls um, die es gewesen sein könnten.« Ohne Übergang begann er in das Mikrophon zu sprechen:
    »… einen schrecklicheren Eindruck machen, als diese blutbesudelte Wohnung in der sechsten Etage eines Wohnhauses.«
    ***
    Jede Sensation verebbt einmal. Nach drei Wochen sprachen die Zeitungen nicht mehr von dem Überfall auf die North Trade Filiale, aber für Polizisten ist ein Fall solange nicht erledigt, bis die Schuldigen gefaßt sind. Also lief auch ich weiter in New York herum auf der Suche nach einem Anhaltspunkt. Ich sprach mit Polizisten und Ganoven,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher