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0303 - Die Satans-Zwerge von Sylt

0303 - Die Satans-Zwerge von Sylt

Titel: 0303 - Die Satans-Zwerge von Sylt
Autoren: Jason Dark
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Platz.
    Im Augenblick interessierte uns die Wolke. Ein drohendes Gebilde.
    An den Seiten lief sie wellenförmig und war kaum von der einer am Himmel schwebenden zu unterscheiden.
    In der Mitte, wo sich die Schwärze verdichtete, sahen wir das Gesicht.
    Keine Fratze, sonder das Gesicht eines Menschen.
    Des Toten!
    Ich hatte den Mann zwar nie zuvor in meinem Leben gesehen, aber das mußten einfach seine Züge sein. Er besaß ein rundes Gesicht. Wir sahen die Augen, die Nase, den Mund. Da zeichnete sich alles genau ab, und wir glaubten auch, den Schmerz in seinen Zügen zu erkennen.
    Suko neben mir bewegte sich. Er zog seine Dämonenpeitsche, schlug einmal einen. Kreis, und die drei Riemen rutschten aus der Öffnung.
    »Willst du in die Wölkte schlagen?« fragte ich ihn.
    »Warum nicht? Oder weißt du eine bessere Lösung?«
    »Eigentlich nicht. Aber ich mache dir einen Vorschlag. Beobachte du die Wolke, ich schaue mir mal den Sarg an.«
    »Dazu müßtest du in die Grube.«
    »Na und?«
    »Okay.«
    Ich hatte mich bereits gebückt. »Halte du nur die Wolke im Blickfeld«, sagte ich zu Suko und schaute nach, ob zwischen Sarg und Grabrand noch genügend Platz war, um in die Lücke hineinspringen zu können.
    Ja, das mußte zu machen sein.
    Ich stieß mich ab.
    Fast wäre ich noch mit dem Fuß auf dem Sargdeckel gelandet.
    Gerade rechtzeitig genug drehte ich ihn zur Seite, so daß ich genau die Lücke traf. Geduckt blieb ich stehen.
    Vor mir drang der dünne Qualm aus der Spalte zwischen Deckel und Unterteil. Er roch nicht einmal scharf. Nur ein leichter Modergeruch streifte meine Nase.
    Ich bückte mich noch tiefer, schaute intensiver nach und entdeckte tatsächlich einen Zwischenraum. Wie er entstanden war, wußte ich nicht, vielleicht durch Druck von innen, auf jeden Fall war er vorhanden. Ich tastete nach den Klammern, die den Deckel noch festhielten.
    Wenig später klappte ich sie hoch.
    Nun lag der Deckel lose auf.
    »Alles ruhig«, meldete Suko von oben. »Das Gesicht schaut dich jetzt genau an.«
    Ich warf einen kurzen Blick in die Höhe.
    Suko stand geduckt am Grabrand. Spannung hatte sich auf seinen Zügen ausgebreitet. Auch mich interessierte es brennend, was ich wohl finden würde. Ich packte den Deckel an den Seiten und hievte ihn mit einem Ruck in die Höhe.
    Noch konnte ich nichts sehen, weil er mir die Sicht versperrte. Ich mußte ihn erst zur Seite stellen und hochkant an den Grabrand lehnen.
    Suko besaß freies Sichtfeld.
    »Das gibt es doch nicht«, hörte ich seine Stimme.
    Nun schaute auch ich hin.
    Die Überraschung traf mich ebenso.
    Einen Toten entdeckte ich nicht in der letzten Ruhestätte. Dafür war der Boden des Sargs mit einer dünnen Sandschicht bedeckt.
    Das war nicht alles.
    Der Sand glühte und sonderte deshalb die schwarze Wolke ab!
    Sekundenlang sagte ich nichts, schaute nur auf den Sand und sah die unzähligen, roten Körner, aus denen dünn die Rauchschwaden schwebten, die sich allmählich ausbreiteten, über die Ränder der Totenkiste krochen, in die Höhe stiegen, dunkler wurden, sich zur Wolke verdichteten und in deren Zentrum ein Gesicht bildeten.
    Ich dachte natürlich an die Sage, von der Jan Behnfeld berichtet hatte.
    Im Boden der Insel sollten gefährliche Zwerge leben, die es verstanden, Menschen in Sand zu verwandeln.
    Eine Legende, mehr nicht.
    Aber hier sah ich den Sand mit meinen eigenen Augen und dachte plötzlich anders über die alte Sage. Da mußte doch etwas dran sein, wenn ich mir dies so anschaute, und ich schabte nachdenklich mit der Handfläche über meine Wange.
    »Nur Sand, wie?« erkundigte sich Suko von oben.
    »Ich sehe nichts anderes.« Ich hatte mich wieder umgedreht und schaute meinen Freund an.
    »Sollen wir den Sarg bergen?«
    »Nein, die Wolke ist jetzt wichtig. Ich habe das Gefühl, daß der Geist des Toten nicht nur in der Wolke steckt, sondern auch in dem im Sarg liegenden Sand, wobei ich mich frage, wer ihn dort hineingelegt haben kann. Es muß jemand auf der Insel über alles Bescheid wissen.«
    »Stimmt. Deshalb würde ich vorschlagen, John, daß du am besten alles so läßt, wie es…« Er legte eine Pause ein und warnte mich im nächsten Augenblick. »John, der Sand!«
    Ich drehte mich so rasch, wie es die Enge des Grabes zuließ, schaute wieder in den Sarg und bekam große Augen.
    Hatte der Sand vorhin noch ruhig gelegen, so bewegte er sich nun. Er zog sich zusammen, kräuselte sich und lief auf ein Zentrum zu, das sich in der Sargmitte
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