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0303 - Die Satans-Zwerge von Sylt

0303 - Die Satans-Zwerge von Sylt

Titel: 0303 - Die Satans-Zwerge von Sylt
Autoren: Jason Dark
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wollten wir uns noch kaufen. Zunächst einmal begnügten wir uns mit normaler Winterkleidung. Ich trug eine gefütterte Lederjacke und darunter einen Pullover. Suko war ähnlich angezogen.
    Natürlich wollten wir uns nicht im Hotel nach dem Friedhof erkundigen, das hätte zuviel Aufsehen erregt und sich auch zu leicht herumgesprochen.
    Wir taten es auf der Straße, bei einem Mann, der uns ziemlich einheimisch aussah und schon etliche Jahrzehnte auf dem Buckel hatte.
    »Was wollen Sie denn auf dem Friedhof?« fragte er in einem schlecht verständlichen Deutsch.
    »Kein Tänzchen machen«, erwiderte ich.
    »Ha?«
    Jetzt war der Kerl auch noch schwerhörig. »Zu einer Beerdigung!« rief ich ihm ins Ohr.
    »Ach so. Zum Lars Lengerich.«
    »Ja, richtig.«
    »Da müssen Sie zum Mühlenweg gehen«, erklärte uns der Mann und kratzte sich am Ohr.
    »Mühlenweg, also?«
    »Können Sie nicht hören?« fragte er mich.
    Suko und ich lachten noch, als wir ihn längst nicht mehr sahen.
    Es war zu überlegen, ob wir das Auto nehmen sollten und entschieden uns dagegen. Ein Fußweg tat auch ganz gut.
    So konnten wir uns Westerland anschauen und waren beeindruckt von der Sauberkeit. Da lag nichts auf den Straßen herum, kein Papier, keine Blechdosen, auch die Fassaden der Häuser und Geschäfte blitzten. Hier gab man sich wirklich noch mühe.
    Die Weihnachtsbäume waren festgezurrt worden, damit der Wind sie nicht, wegblies, denn stürmisch war es im Winter immer.
    Aus diesem Grunde trugen auch die meisten Menschen Mützen, Wir hatten keine, leider. Unsere »Frisuren« änderten sich in dem Wind von Sekunde zu Sekunde.
    Die Polizeistation fanden wir auch. Sie lag so ziemlich in der Ortsmitte.
    »Sollen wir uns vorstellen?« fragte Suko.
    Ich schüttelte den Kopf. »Bin mehr für inkognito.«
    Der Chinese lachte und ging weiter. Auf der richtigen Straße befanden wir uns. Es war der Kirchenweg, den wir genommen hatten. Er führte geradewegs zum Friedhof.
    Das heißt, kurz zuvor mußten wir dann auf den Mühlenweg einbiegen.
    Wir wurden gegrüßt und grüßten zurück. Menschen in Trauerkleidung überholten uns.
    Lars Lengerich mußte ziemlich bekannt oder beliebt gewesen sein, denn wer bekam schon eine so große Beerdigung?
    Dünn klang uns das Läuten einer Totenglocke entgegen. So etwas hinterlässt bei mir immer einen Schauder, auch jetzt erging es mir nicht anders. Wenn ich den Klang der Glocke hörte, wußte ich stets, daß man jemand zu Grabe trug.
    Und so etwas ist nie schön.
    Wenig später hatten wir den Friedhof erreicht. Wir sahen die Menschen vor der Leichenhalle. Viele standen draußen, weil sie drinnen keinen Platz gefunden hatten. Suko und ich taten das einzig Richtige.
    Wir trennten uns und mischten uns unter die Trauergäste, denn den Gesprächen konnte man manchmal viel entnehmen.
    Ich sorgte dafür, daß man mich nicht genau sah, schaute immer zu Boden und hatte meine Hände in den Taschen der Lederjacke versteckt.
    Die Ohren jedoch gespitzt.
    »Man weiß ja gar nicht so recht, wie er eigentlich umgekommen ist«, bemerkte eine Frau.
    »Was sagt man denn so?«
    »Nichts.«
    Ein Man lachte leise. »Es gibt nur Gerüchte. Ganz schlimme Sachen, sage ich euch.«
    »Und was?«
    Der Mann beugte sich vor. Leider weg von mir, so daß ich von den Gerüchten nichts mitbekam, so sehr ich meine Ohren auch anstrengte.
    Ich blieb dennoch stehen.
    Die Frau, die zu reden angefangen hatte, drehte ihren schwarzen Großmutterhut richtig. »Aber die Zwerge sind doch Legende!?«
    »Natürlich«, flüsterte der Mann. »Sie leben unter dem Sand. Weißt du das nicht?«
    »Nein.«
    »Dann fang mal an zu buddeln!« Er lachte laut, bis er einen Rippenstoß bekam und verstummte.
    Ich hatte einiges gehört. Von Zwergen war gesprochen worden, die angeblich unter dem Sand leben sollten. Vielleicht eine Sylter Märchengeschichte, wer konnte das schon wissen.
    Ich ging weiter und hörte noch mehr Gespräche ab. Ein paar Mal wurde von den Zwergen gesprochen.
    Schließlich traf ich mich mit Suko. Der Chinese trug einen deprimierten Gesichtsausdruck zur Schau. »Tut mir leid, John, auf mich kannst du nicht zählen.«
    »Wieso?«
    »Die habe ich überhaupt nicht verstanden.«
    Ich lachte. »Das macht der Dialekt.«
    »Der was?«
    »Der Dialekt. Viele sprechen ja so, wie es die Urgroßväter getan haben. Geh mal zu uns nach Wales und laß die Typen dort Gälisch reden. Da packen wir beide ein.«
    »Das wird es wohl sein«, sagte Suko. Er wechselte das
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