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03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt
Autoren: Josephine Angelini
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den Kuss erwiderte und dann sein ganzes Gesicht mit Küssen bedeckte, als wollte sie kein Stück von ihm ungeküsst lassen. Im Geiste rückte Helen noch näher an das Liebespaar heran, obwohl sie längst wusste, wen die andere Helen gerade küsste.
    Lucas. Er hatte ein Schwert am Gürtel und war merkwürdig gekleidet. Er trug Sandalen, und seine Hände waren mit abgewetzten Lederstreifen umwickelt, über denen er Bronzehandschuhe trug. Doch es war eindeutig Lucas. Das bewies auch sein Lachen, als die andere Helen ihn mit Küssen überschüttete.
    »Ich habe dich so vermisst!«, rief sie.
    »Eine Woche ist viel zu lang«, bestätigte er verliebt.
    Sie redeten in einer fremden Sprache, aber Helen verstand sie trotzdem ohne Probleme. Ihre Worte hallten ebenso in ihrem Kopf herum wie die Erleichterung, wieder mit ihrem Geliebten vereint zu sein – als wäre es ihr Körper, der in seinen Armen lag. Plötzlich erkannte Helen, dass es wirklich ihr Körper war oder dass er es einst gewesen war. Sie hatte diese fremde Sprache selbst gesprochen und diesen Kuss eindeutig gespürt. Dies war kein Traum. Es kam ihr eher wie eine Erinnerung vor.
    »Dann kommst du also mit mir?«, fragte er eindringlich, umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und zwang sie, ihn anzusehen. Seine Augen waren voller Hoffnung. »Du kommst doch mit, oder?«
    Das Gesicht der anderen Helen verdüsterte sich. »Wieso musst du immer von morgen sprechen? Können wir nicht einfach das Hier und Jetzt genießen?«
    »Mein Schiff läuft morgen aus.« Er ließ sie los und zog sich enttäuscht zurück.
    »Paris …«
    »Du bist meine Frau!«, rief er, lief hektisch ein paar Schritte umher und fuhr sich auf dieselbe Weise mit der Hand durch die Haare, wie Lucas es auch immer tat, wenn er frustriert war. »Ich habe Aphrodite den goldenen Apfel gegeben. Ich habe Liebe gewählt – ich habe dich aus allen gewählt, die mir angepriesen wurden. Und du hast gesagt, dass auch du mich willst.«
    »Das habe ich gesagt und es ist die Wahrheit. Aber meine Schwester hat kein Verständnis für Politik. Aphrodite fand es nicht erwähnenswert, dass du an jenem Tag zwar die Schafe gehütet hast, aber kein Schäfer bist, wie ich annahm, sondern ein trojanischer Prinz.« Die andere Helen seufzte über dieses Versäumnis ihrer Schwester und schüttelte entnervt den Kopf. »Goldene Äpfel und gestohlene Nachmittage sind ohne Bedeutung. Ich kann nicht mit dir nach Troja gehen.«
    Sie streckte wieder die Arme nach ihm aus. Einen Moment lang schien es, als wollte er nicht darauf eingehen, brachte es dann aber doch nicht übers Herz. Er nahm ihre Hand und zog sie an sich. Er konnte sie nicht einmal dann zurückweisen, wenn er verärgert war.
    »Dann lass uns weglaufen. Wir lassen alles hinter uns. Wir werden nicht mehr von königlichem Geblüt sein und von nun an Schafe hüten.«
    »Es gibt nichts, was ich lieber täte«, sagte sie sehnsüchtig. »Aber wohin wir auch gingen, ich würde trotzdem noch eine Tochter des Zeus und du ein Sohn von Apoll sein.«
    »Und wenn wir Kinder bekämen, würde sich in ihnen das Blut von zwei Olympiern vereinigen«, sagte er schroff. Anscheinend hatte er diese Argumentation schon sehr oft gehört. »Glaubst du wirklich, dass das ausreicht, um den Tyrannen hervorzubringen? In der Prophezeiung heißt es doch, es müsste sich das Blut der vier von den Göttern abstammenden Häuser vermischen. Was immer das bedeuten soll.«
    »Ich verstehe keine von diesen Prophezeiungen, aber den Leuten macht jede Vermischung vom Blut der Götter Angst«, sagte sie und fügte bedrückt hinzu: »Die würden uns bis ans Ende der Welt jagen.«
    Er strich mit beiden Händen über ihren Bauch. »Dir ist klar, dass du bereits schwanger sein könntest?«
    Sie hielt seine Hände fest und sah ihn traurig und einen kurzen Augenblick auch verzweifelt an. »Das wäre das Schlimmste, was uns passieren könnte.«
    »Oder das Beste.«
    »Paris, hör auf«, sagte Helen energisch. »Es tut mir schon weh, nur daran zu denken.«
    Paris nickte und ließ seine Stirn gegen ihre sinken. »Und was, wenn dein Ziehvater, der König von Sparta, versucht, dich mit einem dieser griechischen Barbaren wie Menelaos zu verheiraten? Wie viele Könige haben bereits um deine Hand angehalten? Zehn oder zwanzig?«
    »Das ist mir egal. Ich weise sie alle ab«, sagte die andere Helen. Dann musste sie lächeln. »Es ist ja nicht so, als könnte mich jemand dazu zwingen.«
    Paris grinste und sah ihr in die Augen.
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