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0292 - Das Signal stand auf Mord

0292 - Das Signal stand auf Mord

Titel: 0292 - Das Signal stand auf Mord
Autoren: Das Signal stand auf Mord
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mir die Getränkekarte, als gäbe er einem Aussätzigen ein Almosen. Ich bestellte den teuersten Whisky-Soda meines Lebens.
    »Golden Circle« war zu fein, als daß sie eine Show veranstaltet hätten. Hin und wieder tanzten ein paar Leute, aber sonst geschah nicht viel, obwohl die meisten Tische besetzt waren.
    Ich nippte an dem Whisky und beobachtete die Gäste, so gut ich es hinter der dicken Säule, hinter die ich verbannt worden war, vermochte.
    Eine Frau fiel mir auf, die allein an einem Tisch ziemlich in der Saalmitte saß. Sie trug ein flaschengrünes Abendkleid, und an den Handgelenken glitzerte und blitzte es mächtig. Besonders auffallend aber war ihr rotes Haar, ein stumpfes, sehr dunkles Rot. Der Henker mag wissen, wie die Friseure diese Haarfarbe nennen, aber vielleicht war sie auch echt und nicht in einem Salon zü kaufen. Die Frau trug eine hochgesteckte Frisur ohne jeden Schmuck.
    Ich legte einen Geldschein neben das Glas, erhob mich und steuerte auf ihren Tisch zu. Sie blickte hoch, als ich mich neben ihr aufbaute. Sie hatte eine weiße Haut und grüne, schräggeschnittene Augen. Jezt aus der Nähe erkannte ich, daß sie älter war, als ich zunächst vermutet hatte. Sie mußte die Dreißig überschritten haben.
    Sie sah mich so unfreundlich an, als wäre ich ein plötzlich neben ihr aufgetauchter Mülleimer. Ich legte die höfliche Platte auf.
    »Tut mir leid, Sie zu belästigen«, sagte ich, »aber ich muß mich nach Ihrem Vornamen erkundigen. Heißen Sie Eve?«
    Sie antwortete nicht. Der Empfangschef und zwei Kellner stürzten mit flatternden Rockschößen herbei, entschlossen, mich an die Luft zu setzen, wenn es die Lady befahl.
    Ich beugte mich zu ihr.
    »Es handelt sich um Sammy Asturro.« Sie runzelte ein wenig die Augenbrauen. Mit einer Handbewegung schickte sie den Empfangschef und die Kellner weg. Mit der zweiten Handbewegung lud sie mich ein, an ihrem Tisch Platz zu nehmen. Eine halbe Minute musterte sie mich schweigend. Dann sagte sie, und sie besaß eine dunkle, etwas rauchig gefärbte Stimme:
    »Ich heiße Eve Sander. — Sind Sie Polizeibeamter?«
    Ich nickte.
    Sie lächelte amüsiert.
    »Wie lustig! Sam scheint tatsächlich ein Gangster zu sein. Ich habe es ihm nie richtig geglaubt. Ich dachte, er schneidet auf. — Sagen Sie, Mister Polizist, ist Sam ein sehr großer, sehr böser Gangster?«
    »Nein, er war ein ziemlich kleiner Fisch!«
    »Wie schade«, sagte sie. Dann erst fiel ihr der Wortlaut des Satzes auf, und sie wiederholte das entscheidende Wort: »War?«
    »Ja, er wurde umgebracht. Man vergiftete ihn zusammen mit seinem Bruder. Wir fanden die Leichen in Rockaway im Kofferraum eines Autos.«
    Diese Nachricht schien sie nicht sonderlich zu erschüttern. Sie sah eher nachdenklich als überrascht aus.
    »Wirklich, ich hielt ihn für einen Aufschneider.«
    »Ich möchte Sie bitten, mir möglichst alle Details Ihrer Bekanntschaft mit Sam Asturro zu erzählen.«
    Um ihre Lippen zuckte ein belustigtes Lächeln.
    »Ich fürchte, alle Details werde ich Ihnen nicht erzählen können, Mister Polizist, aber wenn Sie wissen wollen, wann, wie, wo ich Sam kennenlernte, und was er mir sagte, so können Sie das gerne wissen.«
    Sie berichtete, daß sie den jüngeren Asturro vor fast drei Wochen in einem Drugstore kennengelernt hatte. Er hatte sie angesprochen.
    »Sam gefiel mir«, erklärte sie freimütig. »Er wirkte härter als die Männer, die ich kannte. Ich erkannte, daß er aus einfachen Kreisen stammte, aber er gefiel mir trotzdem oder vielleicht gerade aus diesem Grund.«
    Sie hatte sich dann öfters mit ihm getroffen. Sie waren häufig miteinander ausgegangen.
    »Er war auch in meiner Wohnung. Ich besitze ein Apartment, das nicht sehr weit von hier liegt. Er hatte wahrscheinlich das Gefühl, daß ich mich ein wenig über ihn amüsierte, und deshalb versuchte er, mir zu imponieren. Er behauptete, Mitglied einer gefährlichen Gangsterbande zu sein. Sie gehöre zu einer Organisation. Er nannte auch den Namen. Es ist irgend etwas Spanisches oder Italienisches.«
    »Die Mafia?«
    »Richtig! So war der Name. Übrigens nannte Asturro auch den Namen des Bandenchefs, aber ich fürchte, ich habe ihn ebenfalls vergessen.«
    »Robert Ruff?«
    »O ja, aber Sie wissen ja bereits alles.«
    »Leider nein, Miß Sander. Ich weiß nicht, wer die Brüder Asturro getötet hat.«
    »Ich bin sicher, Sie werden es herausfinden, Sie machen einen enorm tüchtigen Eindruck. — Tja, ich glaube, das ist alles,
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