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0291 - Medusas Höllenschwester

0291 - Medusas Höllenschwester

Titel: 0291 - Medusas Höllenschwester
Autoren: Werner Kurt Giesa
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flog förmlich die Treppe hinauf.
    Der Steinmann war überraschend schnell. Es versetzte sie jedesmal wieder in Verblüffung und Schrecken, wie unglaublich rasch sich die Versteinerten zu bewegen vermochten. Als sie die oberste Stufe erreichte, war der Verfolger bereits auf Treppenmitte.
    Manu schleuderte ihm den zweiten Stiefel zwischen die Füße. Das brachte ihn zwar nicht zu Fall, aber in Verwirrung. Da riß sie den Fuß hoch und traf den Steinernen vor der Brust. Er kippte schräg zur Seite weg, stürzte und sauste die Treppe wieder hinunter. Dabei stellte er einmal mehr die Brüchigkeit von Marmor unter Beweis und blieb zerschellt in Einzelteilen unten liegen.
    Manuela überwand sich und ging wieder nach unten, bewegte sich vorsichtig an den Überresten ihres Verfolgers vorbei und nahm die Wasserflasche wieder auf. Dann erreichte sie die Tür, vor der der Steinmann Wache geschoben hatte. Sie ließ sich wie alle anderen Türen öffnen, indem ein handtellergroßes rundes Stück Stein in die Wand geschoben wurde und den Öffnungsmechanismus auslöste. Die Steintür schwang zurück.
    Dahinter lag Wang.
    Der Chinese hob den Kopf und riß die Augen auf. Sein trockener Mund öffnete sich.
    Mit einem Sprung war Manuela bei ihm und öffnete die Flasche. »Ganz langsam trinken, Junge«, sagte sie. »Vorsichtig, nicht alles auf einmal. Schön im Mund bewegen, das Wasser, dann schlucken. Langsam.«
    Mit zitternden Händen setzte der Chinese die Flasche an und schluckte vorsichtig. Erst als er sie restlos geleert hatte, setzte er sie wieder ab.
    »Danke«, krächzte er heiser. »Viel danke. Wie haben Sie sich befleien können, Miß Fold? Und wie mich finden?«
    Manuela winkte ab. »Ist eine zu lange Geschichte. Kannst du gehen, Wang? Warte, ich helfe dir.« Sie stützte den kleinen Mann, der sich schwankend erhob. Er war immer noch geschwächt, das Mineralwasser hatte ihm nur wenig Kraft zurückgegeben. Aber er lächelte. »Hübsch sehen Sie aus, Miß Fold. Mistel Fleming hat guten Geschmack.«
    Da erst fiel Manu wieder ein, daß sie ja nicht gerade standesgemäß gekleidet war. Das Höschen war kaum größer als Evas Feigenblatt nach der Vertreibung aus dem Paradies. Aber spielte es in diesem Moment eine Rolle?
    Sie straffte sich.
    »Wir müssen hier raus«, sagte sie. »Eurvale will uns mit Sicherheit als Druckmittel gegen unsere Freunde und bestimmt auch gegen Zamorra benutzen, sofern er wirklich kommt.«
    Wang löste sich aus ihrem Griff. »Kann selbst gehen. Danke, Miß Fold«, sagte er leise. Er machte ein paar Schritte vorwärts, dann blieb er stehen. »Wollen Sie mein Hemd?« fragte er fürsorglich.
    Manuela schüttelte den Kopf. »Unsinn, beweg dich. Die Treppe hat gut 40 Stufen. Danach spielt sich alles ungefähr zu ebener Erde ab. Aber wir müssen verschwinden. Ich habe einen Steinmann umgebracht. Das dürfte nicht unbeobachtet geblieben sein. Ich glaube, sie sind alle irgendwie miteinander in Kontakt. Sie werden uns jagen.«
    Wang zuckte mit den Schultern. Er bewegte sich vorwärts und erreichte hinter dem Knick die Treppe, stieg langsam, aber zügig hinauf. Manuela folgte ihm. Sie beobachtete seine Bewegungen besorgt. Aber der Chinese war wohl zäher, als er aussah. Gemeinsam erreichten sie den oberen Gang.
    »Die Tür nach draußen ist links. Noch fünf Meter«, sagte sie.
    Nebeneinander traten sie hindurch in den Innenhof.
    »Nein!« schrie Manuela auf und riß die Arme hoch, um ihr Gesicht zu schützen. Da stand Euryale, die Schlangenhaarige!
    ***
    Nach einiger Zeit erreichten Bill Fleming und Rob Tendyke Tempelnähe. In der Ferne waren zwischen Lücken im Gesträuch schon helle Flecken zu erkennen, wo das Mauerwerk durchschimmerte. Bill Fleming hielt an.
    »Wir sollten einen Plan machen«, sagte er. »Wie wir am besten herankommen. Denn die Gorgone wird wachsam sein. Sie rechnet ja mit Zamorras Eintreffen.«
    »Wir haben keine Zeit zum Pläneschmieden«, sagte Tendyke. »Außerdem habe ich einen Plan. Paß auf, Bill. Was ich brauche, ist jede Menge Blattwerk, zusammengeknüllt und in annähernde Kugelform gepreßt. Kriegst du das auf die Schnelle hin? Ich schätze, daß ein halbes Hundert Kugeln reicht.«
    Bill starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Nun fang schon an«, knurrte Tendyke, trat an einen Baum und sägte mit seinem Messer einen elastischen Ast ab. Er schnitt ihn zurecht, bis er eine praktisch aussehende Gabel in der Hand hielt. Aus einer seiner Hosentaschen förderte er ein breites Gummiband
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