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029 - Das Geheimnis des Totengraebers

029 - Das Geheimnis des Totengraebers

Titel: 029 - Das Geheimnis des Totengraebers
Autoren: Maurice Limat
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nach Paris zurück. Die Nacht war bereits sehr fortgeschritten.
    Sie hatten noch eine weitere Stunde gearbeitet, den Sarg wieder geschlossen und die Erde wieder so aufgehäuft, wie sie gewesen war.
    Sie hatten wenig gesprochen. Die Entdeckung war für sie niederschmetternd gewesen. Jetzt war auch Teddy Verano überzeugt, daß mit Christiane etwas Abscheuliches geschehen war, und daß sie etwas unternehmen mußten.
    Während der Fahrt stellte Verano, nachdem sie eine Weile nicht geredet hatten, Cyrille einmal eine Frage, erhielt aber keine Antwort.
    Teddy blickte kurz zu seinem Begleiter hin. Cyrille rauchte nicht mehr, die Zigarette war ihm aus dem Mund gefallen. Er rührte sich nicht und starrte mit offenen Augen ins Leere. Und doch schläft er, dachte Teddy. Ich bin ganz sicher. Es ist der Schlaf eines Mediums.
    Etwas später mußte er hart bremsen, um einer großen Limousine auszuweichen, und der Schock weckte Cyrille aus seiner Trance. Er seufzte tief. »Hallo! Haben Sie geschlafen?«
    »Ach, Verano! Ich, ich habe sie wieder gesehen. Christiane!«
    »Und was hat sie Ihnen gesagt?«
    »Sie sagte: Du kommst, ich weiß es, du suchst mich. Aber ich bin nicht da, wo du mich suchst.«
    »War das alles?«
    »Ja, ich glaube schon. Ich weiß es nicht mehr.«
    Das konnten ebenso gut die Reflexionen dessen sein, was sie eben erlebt hatten, dachte Verano. Das Rätsel wurde immer komplizierter. Eins stand jedenfalls fest: das Erlebnis dieser Nacht würde Cyrille gewiß nicht von seinen Alpträumen befreien. Eher das Gegenteil war zu befürchten.
    Aber Cyrille schien sich wieder zu fassen. Er zündete sich eine neue Zigarette an und fragte Teddy:
    »Und was machen wir nun?«
    »Zunächst werden wir über unser Abenteuer von heute abend Stillschweigen bewahren. Und dann werde ich Erkundigungen einziehen. Vor allem zwei Personen möchte ich mir vornehmen.«
    »Welche?«
    »Als erstes den Mann, der für den Friedhof verantwortlich ist – den Totengräber. Und der zweite sind Sie, mein lieber Denizet. Ich glaube nämlich, daß Sie, wenn auch unbewußt, sehr viel mehr wissen, als Sie selbst ahnen.«
     

     

»Diese kleinen Abend- und Nachtspazierfahrten werden noch zur Gewohnheit«, meinte Teddy. »Ist Ihnen das sehr unangenehm?«
    »Nein«, erwiderte Cyrille. »Im Augenblick ist es mir wesentlich unangenehmer, zu schlafen.«
    Teddy nickte verständnisvoll. Die nächtlichen Erscheinungen ließen für Cyrille Denizet den Schlaf zu einer Qual werden.
    Das Radio spielte leise, und Teddy Veranos Wagen rollte durch die Nacht. Es war schon spät.
    Vor zwei Tagen – oder besser, vor zwei Nächten – hatte die Graböffnung stattgefunden.
    Für Teddy Verano war das alles nur ein Kriminalfall, für Cyrille dagegen eine zusätzliche Belastung, eine weitere Qual.
    Wo war Christiane, die tote Christiane, und auf was hatten sie sich da eingelassen? Woran hatten sie zu rühren gewagt?
    Ob der Hilferuf nun aus dem Jenseits kam oder nicht, es stand außer Zweifel, daß hier Menschen am Werk waren. Wer konnte so etwas tun? Was waren das für Ungeheuer? Und zu welchem Zweck taten sie es?
    Totenbeschwörung? Schwarze Messe? Was hatte man mit dem Körper der armen, toten Christiane vor?
    Das Auto bewegte sich wieder in Richtung Pacysur-Eure, bog jedoch vorher ab und fuhr landeinwärts.
    In der Normandie, so heißt es, gibt es trotz Zivilisation, Technik und Fernsehen immer noch viel Aberglaube und Hexerei.
    »Na, sind Sie nicht müde?« erkundigte sich Teddy, nur um etwas zu sagen und Cyrille daran zu hindern, zu sehr seinen düsteren Gedanken nachzuhängen.
    »Nein. Ich habe drei Tassen Kaffee getrunken, um nicht müde zu werden. Das hilft. Und außerdem«, setzte er offen hinzu, »fühle ich mich sehr wohl, wenn ich mit Ihnen zusammen bin. Sie haben mir wieder Mut gemacht.«
    Darauf ließ sich schlecht etwas sagen.
    Teddy Verano hatte übrigens nach ihrer nächtlichen Arbeit auf dem Friedhof keine Zeit verloren. Er gab Cyril zwei Tage frei, um sich auszuruhen, aber er selbst blieb unterdessen keineswegs müßig.
    Er war in das kleine Dorf zurückgekehrt – allerdings unter einer anderen Identität: als Theodor Verdier, Vertreter. Man wußte ^war nicht recht, was dieser Monsieur Verdier eigentlich vertrat, aber er verstand ebenso gut zu reden und zu scherzen wie ein perfekter Handlungsreisender.
    Vor allem in den Kneipen war ihm das sehr von Nutzen, denn auf diese Weise konnte er die Leute zum Sprechen bringen und ganz nebenbei eine ganze Menge
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