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029 - Das Geheimnis des Totengraebers

029 - Das Geheimnis des Totengraebers

Titel: 029 - Das Geheimnis des Totengraebers
Autoren: Maurice Limat
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Diesen Kummer kann man jedem eingestehen. Aber jetzt … ich wage nicht mehr …« Er unterbrach sich. »Darf ich rauchen?«
    »Aber gewiß. Wenn es Ihnen hilft. Nein, danke, ich rauche nicht.«
    Cyrille zündete sich eine Zigarette an. »Nach der Beerdigung – vor drei Wochen – kam es mir vor, als wäre mein Leben zu Ende. Ich werde jedenfalls nie wieder lieben. Ich kann nicht glauben, daß ich vergessen werde, auch wenn das immer behauptet wird. Außerdem braucht Christiane mich immer noch.«
    Aha, jetzt kommen wir zum Kernpunkt, dachte Sorbier, aber er sagte nichts.
    »Es fing mit dem Tag der Beerdigung an. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, daß ich an jenem Abend nicht schlafen konnte, zumindest den größten Teil der Nacht nicht. Gegen Morgen, wohl zwischen drei und vier Uhr, schlief ich dann schließlich doch noch ein und träumte – von Christiane. Ich träumte, daß meine Christiane die Arme nach mir ausstreckte und mich anflehte, ihr zu Hilfe zu kommen.«
    »Und das war alles in dieser ersten Nacht?«
    »Ja.«
    »Ein verständlicher, gefühlsbedingter Traum.«
    »Was dieses erste Mal betrifft, will ich das gern zugeben, Doktor. Aber von der folgenden Nacht an wurden es Alpträume. Christiane, und immer wieder Christiane. Christiane tot und doch lebendig. Christiane, die mich anflehte, ihr zu helfen: ‚Komm und hilf mir, sie wollen mich holen, sie werden mich mitnehmen, du darfst es sie nicht tun lassen, ich will schlafen, schlafen – für immer schlafen!«
    Cyrille war aufgestanden und lief im Zimmer umher, während er sich eine zweite Zigarette anzündete, diesmal ohne um Erlaubnis zu fragen.
    »Und seitdem hört es nicht auf. Jede Nacht das Gleiche. Ich habe Angst davor, einzuschlafen. Die Beruhigungs- und Schlafmittel nützen nichts, ich habe es Ihnen ja schon gesagt. Ich habe es auch mit Aufputschmitteln versucht, um wachzubleiben, aber am Ende bin ich doch immer eingeschlafen, und wenn erst im Morgengrauen. Und sofort war der Alptraum wieder da.«
    »Und es ist immer genau der gleiche?«
    »Ja. Jedenfalls im Prinzip. Christiane, völlig verzweifelt, Christiane, wunderschön in ihrem Sarg, bittet mich, ihr zu Hilfe zu kommen. Weil irgendwelche Leute – sie sagt nie genau, wer, wahrscheinlich weiß sie es selbst nicht – ihre ewige Ruhe stören und sich ihrer bemächtigen wollen, ihres Körpers und ihrer Seele. Inzwischen haben sie sie mitgenommen in ein Haus – ich weiß nicht wo.«
    »Haben Sie dieses Haus gesehen?«
    »Nein. Ich sehe immer nur Christiane. Und ich höre, was sie mir sagt, was sie mir von dort zuruft. Daß ich etwas unternehmen soll, daß ich kommen und ihr helfen soll.«
    Cyrille sank erschöpft wieder auf seinen Stuhl. »Aber manchmal sehe ich doch noch etwas anderes.«
    »Diese Maschine? Diese Geräte, von denen Sie mir erzählt haben?«
    »Ja. Ich sehe so etwas wie einen Operationstisch. Nein, das ist es nicht. Eher ein Labor. Es ist alles so vage im Traum. Nur Christiane ist deutlich sichtbar. Sie ringt die Hände und hat Angst. Verstehen Sie,. Doktor, sie hat Angst, obgleich sie tot ist.« Cyrille schwieg, und auf einmal wirkte er wieder sehr ruhig.
    »Ich weiß, all das klingt sehr unwahrscheinlich. Sagen Sie mir immer noch, Doktor, daß ich kein Fall für Ihre Kollegen von der Psychiatrie bin?«
    Sorbier klopfte geistesabwesend mit dem Hämmerchen auf den Tisch.
    »Doktor, Christiane ist tot. Ich weiß es. Tot und begraben. Aber ich versichere Ihnen, daß sie mir jede Nacht im Traum erscheint. Ich bitte Sie, helfen Sie mir. Und wenn Sie es für richtig halten, sperren Sie mich in ein Irrenhaus. Aber helfen Sie mir, wenn Sie können.«
    Sorbier stand auf und ging lächelnd auf seinen Patienten zu. »Ja, Sie brauchen wirklich Hilfe. Aber ich bin nicht sicher, daß Ihnen unter diesen Umständen die Medizin helfen kann. Auch wenn Sie vielleicht nicht den Eindruck haben – ich nehme diese Geschichte sehr ernst. Und ich halte eine Untersuchung der Angelegenheit für erforderlich.«
    »Eine Untersuchung?«
    »Ja. Manchmal findet man etwas im Bereich des Psychischen, das an die Oberfläche der Realität grenzt. Sie erlauben?« Und der Doktor nahm den Telefonhörer ab und wählte eine Nummer.
     

     
    »Also, Sie haben den Patienten gesehen, den ich Ihnen geschickt habe?«
    »Ich habe ihn gesehen, mein lieber Doktor. Gesehen und gesprochen.«
    »Und Ihre Ansicht?«
    »Er ist aufrichtig.«
    »Das glaube ich auch. Aber ist er heilbar?«
    »Warum fragen Sie mich? Sie sind der
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