Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
028 - Tod in der Gespenster-Villa

028 - Tod in der Gespenster-Villa

Titel: 028 - Tod in der Gespenster-Villa
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
Güterzug, der durch die
Nacht raste.
    Von den ausgedehnten feuchten
Wiesen stieg der Nebel. Die Sichtweite betrug etwa fünfzig Meter, nicht viel
für diese Geschwindigkeit. Aber der Lokführer brauchte sich daran nicht zu
stören. Er hatte eine freie Strecke vor sich und fuhr schließlich nicht auf der
Autobahn, wo unerwartet ein Hindernis auftauchen konnte.
    Plötzlich tauchte dieses Hindernis
aber doch auf.
    Nicht in Form eines Autos, sondern
eines großen Hauses.
    Der Heizer bekam alles nicht mehr
mit, und der Lokführer zweifelte an seinem Verstand. Zu einem weiteren Gedanken
kam er schon nicht mehr. Es ging alles viel zu schnell. Sein Arm fuhr noch in
die Höhe, um die Notbremse zu ziehen. Da krachte es auch schon… Es barst und
knirschte, als Metall und Stein mit voller Wucht aufeinanderprallten.
    Der Heizer flog in die Ecke, aus
dem Heizungskessel spritzte Glut und schwirrte wie ein wütender
Hornissenschwarm durch die Führerkabine hinaus in die Nacht…
     
    ●
     
    Das Krachen und Bersten erfüllte
das ganze Haus.
    Iwan Kunaritschew, der über die
Schienen sprang, Grit auf den Armen, die sich völlig apathisch verhielt,
hechtete instinktiv noch seitwärts in die Büsche und spürte einen Schlag gegen
die Schulter, so daß gegen seinen Willen der Hechtsprung weiter ausfiel.
    Kunaritschew verlor die Dänin,
überschlug sich einige Male und blieb dann benommen in einer Erdmulde liegen.
    Zahllose Schreie mischten sich
darunter, die dann verebbten, bis eine ungeheuerliche, beinahe unheimliche
Stille nach diesem furchtbaren Lärm eintrat, die fast noch schlimmer war…
     
    ●
     
    »Sioban«, sagte der Mann am
Kopfende des Tisches zu seinem Freund, dem Wirt, »scheint heute nicht ganz bei
der Sache zu sein. Sie scheint Liebeskummer zu haben, James. Ist ja etwas ganz
Neues bei deiner Sio…«
    »Über das Thema spricht sie nicht
mehr mit mir. Muß sie auch nicht. Schließlich ist sie alt genug. Und wenn unser
neuer Mitbürger der richtige für sie ist, warum nicht… Noch ein Bier?«
    Er brachte es dem Gast an den
Tisch. Als Sioban Coutrey nach über einer halben Stunde noch immer nicht in der
Gastwirtschaft zurück war, warf er einen Blick draußen vor die Tür.
    »Sioban?« fragte er erst leise.
Dann noch mal laut: »Sioban?!«
    Keine Antwort.
    Er ging ums Haus herum. Auch hier
blieb alles still. Er blickte die Straße entlang und hielt unwillkürlich
Ausschau nach einem weißen Porsche mit schwarzem Verdeck. Aber der Wagen des
Deutschen stand nirgends. Also war er auch nicht gekommen.
    Beunruhigt kehrte James, der Wirt,
in die Kneipe zurück. »Merkwürdig«, sagte er zu den Freunden am Tisch, »sie ist
nirgends zu finden…«
    »Vielleicht macht sie einen
Abstecher auf die Klippen, James?« sagte einer fröhlich.
    »Das glaube ich nicht. So etwas
würde sie nie tun. Sie hätte mir Bescheid gesagt, wenn sie so weit fortgehen
würde.«
    »Wo soll sie denn sonst stecken?«
    »Das eben ist es ja, was ich nicht
verstehe…«
    James Coutrey fühlte, daß etwas
nicht stimmte, aber es fehlte ihm der Antrieb, der Sache auf den Grund zu
gehen. Hätte er allerdings geahnt, daß seine Tochter auf dem Weg zum
Crowden-House war, hätte er sofort etwas unternommen.
    Sioban Coutrey lief in dieser
Minute den schmalen Küstenstreifen entlang. Sie fror, aber sie hätte keine
Anstalten unternommen, umzukehren. Jener Zwang in ihr, sich um Eleonora
Crowdens Grab zu kümmern, war stärker.
    Sie kam auf die Klippen und sah
das einsame, düstere Haus, das jedermann mied, vor sich liegen. Zielstrebig
ging sie darauf zu. Sie mußte gegen den starken Wind ankämpfen, der wie eine
Mauer gegen sie drückte.
    Dann erreichte sie die Haustür,
stieß sie auf und ging in den dunklen Flur.
    Sioban fand sich mit
traumwandlerischer Sicherheit zurecht, obwohl sie kaum die Hand vor den Augen
sah.
    Sie durchquerte das Gebäude und
verließ es wieder durch den Hinterausgang. Hier lagen der Garten und die Gräber
der Crowdens.
    Die Felsen ringsum ragten hoch auf
und bildeten einen natürlichen Schutzwall gegen die Stürme vom Meer her.
    Die Grabplatten waren zum Teil von
Moos, Gräsern und Unkraut überwachsen, manche durch aufgewehte Erde halb
verdeckt, so daß man sie nur noch ahnen konnte. Kreuze und aufgestellte Grabsteine
gab es keine.
    Sioban Coutrey war nie zuvor in
ihrem Leben hier gewesen, und doch fand sie auf Anhieb die Stätte, die sie
aufsuchen wollte, weil eine innere Stimme es ihr befahl.
    Das Grab von Eleonora Crowden, die
in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher