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0278 - Amoklauf des Messerstechers

0278 - Amoklauf des Messerstechers

Titel: 0278 - Amoklauf des Messerstechers
Autoren: Jason Dark
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war, keinen Halt mehr gefunden und war zusammengesackt. Jetzt lag er auf dem Boden, den Mund weit aufgerissen, die Augen verdreht, und aus den Öffnungen drang der Rauch.
    Unwahrscheinlich.
    Wir sahen ihn nicht nur aus dem Mund strömen, nein, er quoll ebenso aus den Nasenlöchern, den Augen und den Ohren. Es waren dünne, feine Fäden, die sich nach den Wolken bildeten und ätzend gegen unsere Gesichter wehten.
    »John, der verbrennt«, flüsterte Suko. Mein Freund hielt sich noch immer die rechte Hand, weil es ihn dort erwischt hatte.
    Ich ging in die Knie. Diesmal hatte ich das Kreuz genommen. Je tiefer ich kam, um so mehr trieb der Rauch gegen mein Gesicht. Ich mußte die Luft anhalten, weil ich nicht atmen konnte, wenn das Zeug in meinen Mund drang.
    Vorsichtig berührte ich mit dem Kruzifix eine Stelle an seinem Arm. Als beide Teile zusammenkamen, gab es eine Initialzündung. Feuer sprühte in die Höhe, ich zuckte zurück, warf mich nach hinten und sah dort, wo Kreuz und Haut zusammengetroffen waren, einen grauen Fleck.
    Er war der Anfang vom Ende, denn die Haut des Mannes nahm eine völlig andere Farbe an. Sie wurde ebenfalls grau, und zwar so wie der Rauch, der jetzt auch in feinen Schleiern aus den Poren drang.
    Bisher hatten wir nur kurz auf sein Gesicht geschaut. Als wir unsere Blicke jetzt auf den Kopf warfen, da schauten uns gebrochene Augen an.
    Pablo Bexiga war tot!
    Ich schluckte hart. Automatisch kamen die Vorwürfe. Vielleicht hätten wir schnell sein können, ja, müssen, nun war es zu spät. Ein unheimlicher Prozeß war in Gang gesetzt worden und hatte sein schauriges Ende gefunden, wobei die Haut des jetzt toten Mannes sich auch weiterhin veränderte und die aschgraue Farbe sogar die Fingernägel erreichte.
    Der gesamte Körper war erfaßt worden. Wahrscheinlich von den Zehenspitzen bis zur Stirn, und wir wollten es nun genau wissen, wie sich der Körper verändert hatte.
    Mit den Fingerspitzen tasteten Suko und ich über die nackte Brust des toten Spaniers.
    Da war nichts mehr von der normalen Haut zu spüren. Es gelang uns auch nicht, sie einzudrücken, unsere Fingernägel glitten über eine harte Fläche, die sich anfühlte, als bestünde sie aus Stein.
    Diesem Mann half niemand mehr. Er hatte das Testament gefunden und damit einen Fluch befreit. Doch er hatte gleichzeitig dafür schrecklich bezahlen müssen.
    »Ich glaube«, murmelte Suko, »Da steht uns noch einiges bevor.«
    »Das meine ich auch.«
    Natürlich beschäftigten sich meine Gedanken mit dem Erlebten. Noch kam ich zu keinem Ergebnis. Ich wußte auch nicht, wo ich den Hebel ansetzen sollte. Das würde uns sicherlich Señora Bexiga sagen können.
    »Ich werde mit ihr reden.«
    »Tu das«, meinte Suko und schaute nach, wie ich zur Tür ging. Als ich sie öffnete, erschrak ich, denn die Frau stand direkt vor mir. Unhörbar für uns war sie die Treppe hochgekommen, hatte den Kopf erhoben und schaute in mein Gesicht.
    »Er ist tot, nicht?« hauchte sie.
    »Mrs. Bexiga«, begann ich…
    Sie ließ mich überhaupt nicht ausreden. »Ich hörte ihn nicht mehr schreien. Da dachte ich…« Sie sprach nicht weiter, ging vor und drängte mich einfach zur Seite. Sie hatte ein Recht darauf, ihren Mann zu sehen, deshalb tat ich auch nichts, um sie von ihrem Vorhaben abzuhalten. Ich konnte sehen, daß ihre Knie zitterten, als sie den Raum betrat, und ich hielt mich an ihrer Seite.
    Dann sah sie den Toten!
    Ich rechnete mit einer Explosion der Gefühle. Das Gegenteil war der Fall. Sie stand da, schaute auf den Toten, und nur ihre Lippen zuckten.
    In den Augen erkannten wir den bitteren Schmerz, den sie verspürte, doch nicht ein Wort der Klage drang aus ihrem Mund.
    Es war gespenstisch, die Frau so stehen zu sehen und wie sie immer bleicher wurde.
    Sie ließ ihren Gefühlen keinen freien Lauf, sondern fraß den Schmerz in sich hinein.
    »Wir konnten nichts mehr tun«, sagte ich leise. »Er hat das Testament in seinen Mund gesteckt und erlebte eine Hölle, denn das Papier begann zu brennen.«
    »Ich kann es mir vorstellen.«
    »Können wir vielleicht reden?«
    »Reden?« Sie wiederholte das eine Wort und drehte sich um. Für einen Moment schaute sie mich starr an. Dann sah ich, wie ihr Blick plötzlich brach. Etwas schob sich vor ihre Augen. Im nächsten Augenblick gaben ihre Beine nach, und sie brach zusammen.
    Schwer fiel sie zu Boden. Das war so schnell gegangen, daß ich sie nicht hatte auffangen können. Vor uns lag eine bewußtlose
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