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0278 - Amoklauf des Messerstechers

0278 - Amoklauf des Messerstechers

Titel: 0278 - Amoklauf des Messerstechers
Autoren: Jason Dark
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entsprechend, trug Magiro auch sein Kostüm. Einen knallroten Smoking mit breitem Schalkragen. Die Jacke besaß ein weißes Futter. Dafür war sein Seidenhemd pechschwarz, und die vier Ketten, die um seinem Hals hingen, glänzten in einem matten Weiß.
    Sein Haar war dunkel, in der Mitte gescheitelt und glatt bis an die Ohren gekämmt. Wer ihn anschaute, konnte ihn auch für einen Zigeunerfürsten halten, den Eindruck jedenfalls machte er.
    Er kam auf die Bühne und hatte nichts. Nur sich selbst, wie er immer sagte. Bis dicht an den Rand trat er, verbeugte sich, kam wieder in die Höhe und hielt plötzlich einen gewaltigen Rosenstrauß in der Hand, praktisch aus dem Nichts gezaubert.
    Ein Raunen ging durch die Menge. Vor allen Dingen die Frauen waren begeistert, und der Magier begann damit, den herrlichen Strauß zu zerpflücken. Er nahm die Rosen hervor und schleuderte sie einzeln in die Menge der Gäste.
    Hände reckten sich. Jede Frau wollte eine Rose besitzen, und auch Silvia hatte Glück, weil José sprang und eine Blume zu fassen bekam, die er ihr sofort reichte.
    Nach einigen Minuten begann die richtige Schau. Magiro trat vom Bühnenrand zurück, drehte dem Publikum sein Profil zu und schnippte zweimal mit den Fingern.
    Was war ein Zauberer oder Magier ohne Assistentin! Auch hier erschien eine junge Frau, sehr knapp bekleidet, sehr tief der Ausschnitt und ein Lächeln auf den Zügen, das wie eingefroren wirkte. Die blonden Haare hatte sie zu einer Turmfrisur hochgesteckt, die Lippen glänzten, als wären sie mit rotem Lack bestrichen worden, und sie schob einen Wagen vor sich her, auf dem mehrere quadratische Kästen standen.
    Der Magier sagte kein Wort. Er lief hin zu seiner Assistentin und half ihr, die Kästen abzuladen. Er stellte sie übereinander. In der Höhe besaßen sie ungefähr die Größe eines Menschen und zum Publikum hin waren sie mit Glasscheiben versehen.
    Magiro verbeugte sich, trat hinter die Kästen und stand plötzlich genau in ihnen, wobei er im nächsten Augenblick wieder vorn heraustrat, ohne die Scheiben eigentlich richtig berührt zu haben.
    Gelassen lächelnd nahm er den Beifall der Gäste entgegen, um anschließend die Hand seiner Partnerin zu nehmen. Er führte die Blonde hinter die Kästen.
    Im nächsten Augenblick stand sie innerhalb der Quadrate. Jeder Besucher, der in Richtung Bühne schaute, konnte sehen, daß sie lächelte.
    Viele kannten die Schau schon, aber sie waren immer wieder gespannt, denn Magiro verstand es, sich nicht in seine Tricks schauen zu lassen.
    Er trat hinter den Aufbau und schob ihn mitsamt des menschlichen Inhalts so weit vor, bis er sich nur einen halben Schritt vom Rand der Bühne entfernt befand.
    Dort blieb er stehen.
    Dumpfer Trommelwirbel setzte ein. Er kündigte den ersten Höhepunkt der Schau an.
    Magiro drehte sich, verschwand nach hinten, wurde vom Nebel verschluckt, kam wieder vor und hielt ein langes Schwert in der Hand, dessen Klinge er mit Hilfe eines Biegetests prüfte, wobei er zufrieden nickte.
    Dann schlug er zu.
    Da der Trommelwirbel abgeklungen und es in der Disco auch sonst still geworden war, hörten die Zuschauer nahe der Bühne das Fauchen der Klinge.
    Manche lächelten oder lachten leise.
    Anders die vier jungen Leute. Sie konnten diesem Schwert und den Tricks nichts mehr abgewinnen, denn sie wußten genau, wie grausam die Wirklichkeit war.
    Der Magier war mit seiner Schau noch nicht am Ende. Er trat dicht an den Aufbau heran und wirbelte die Klinge dicht über den obersten Kasten hinweg, bevor plötzlich eine künstliche Nebelwolke herbeiquoll, die den Magier und sein »Werkzeug« umhüllte.
    Wieder erklang der Trommelwirbel.
    Noch lächelte Magiro. Dann hob er den linken Arm, spreizte die Finger, bewegte sie, und die Zuschauer wurden still.
    Kein Laut war mehr zu hören. Konzentration!
    Magiro schaute auf den Nebel, verharrte für einen Moment, dann schlug er wuchtig zu.
    Den Zuschauern stockte der Atem. Jede Nacht geschah dies, es war einer der unheimlichen Augenblicke in der Schau des Magiers. Und ein jeder hörte den Laut, der entstand, als das Schwert gegen den Kasten hämmerte und hindurchschlug.
    Es zerschlug ihn satt, da spritzte Glas, und eigentlich hätte die blonde Assistentin jetzt aus zwei Hälften bestehen müssen.
    Das war nicht der Fall.
    Völlig unverletzt setzte sie mit einem Sprung aus ihrem »Gefängnis«, lief auf den Rand der Bühne zu, verbeugte sich und nahm den Applaus der Zuschauer wie eine Droge
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