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027 - Das Geheimnis der Totenmaske

027 - Das Geheimnis der Totenmaske

Titel: 027 - Das Geheimnis der Totenmaske
Autoren: A. F. Mortimer
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schrieb das Jahr 1973.
    Die kleine Menschengruppe durchschritt die großen, hohen Säle des London History Museum.
    »Und hier, Ladies and Gentlemen, sehen Sie die Totenmaske des Massenmörders Burt Silva!« rief der große, hagere Führer über die Köpfe der Interessierten hinweg. Er hatte keine kräftige Stimme, doch die Leute konnten ihn gut verstehen.
    Die Besucher drängten sich näher an den in der Mitte des Saales aufgebauten Glaskasten heran und genossen den kleinen wohligen Schauer, den der Anblick der weißen Totenmaske in ihnen erzeugte.
    »Burt Silva lebte im 18. Jahrhundert, Ladies and Gentlemen. Er hat in London Angst und Schrecken verbreitet.«
    »Er hat aber doch gar nicht so schlimm ausgesehen«, sagte eine übertrieben geschminkte ältere Dame, die den Schauer besonders intensiv genoß und mehr über den Massenmörder erfahren wollte.
    »Man konnte ihm den bestialischen Mord an dreiundzwanzig Mädchen und Frauen nachweisen«, sagte der Führer. »Ich betone, nachweisen. Wahrscheinlich liegt die tatsächliche Zahl seiner Opfer weit höher.«
    »Gott, wie schrecklich!« stieß die alte Dame hervor und kicherte dann verlegen, als sie die Blicke der anderen Besucher spürte.
    »Man hat ihm eine Verbindung mit dem Satan angedichtet«, sagte der Führer.
    »Das hat man früher immer getan!« lachte ein junger Mann.
    »Der Volksmund — also die Überlieferung oder die Legende, wie Sie wollen — sagt, daß er eines Tages wieder-kommen wird, um seine grauenvollen Taten fortzusetzen.«
    »Das ist doch Unsinn«, sagte ein distinguierter Herr nervös. Er hatte genug gehört und wollte weitergehen.
    Doch die anderen wollten nicht.
    Sie starrten auf die weiße Totenmaske, die auf einem mit schwarzem Samt verkleideten Sockel aufgestellt war. Burt Silva schien zu schlafen. Es sah tatsächlich so aus, als könnte er jederzeit die Augen aufschlagen.
    Aber er hatte keinen Körper.
    Das, was die Leute sahen, war nichts weiter als ein Gebilde aus Gips.
    Der Führer wußte, daß die Leute mehr über Burt Silva hören wollten.
    Es war bei jeder Führung dasselbe.
    Je mehr er über Silva berichtete, desto reichlicher fiel nachher das Trinkgeld aus.
    Deshalb begann der Mann bereitwillig zu erzählen.
    »Burt Silva wurde öffentlich hingerichtet. Vor nunmehr genau zweihundert Jahren. Die ganze Stadt war auf den Beinen, um dabeizusein. Es war ein Freudenfest. Silva hatte schreckliche Angst vor dem Sterben gehabt. Die Leute waren begeistert gewesen. Hinterher weigerte sich der Priester, den Massenmörder in geweihter Erde bestatten zu lassen. Man mußte Silva außerhalb des Gottesackers, an der Friedhofsmauer, beerdigen. Deshalb heißt es, daß seine Seele noch keine Ruhe gefunden hat. Sie kann keinen Frieden finden, solange Silvas Gebeine nicht in geweihter Erde begraben werden.«
    Die Museumsbesucher schwiegen beeindruckt.
    Sie starrten auf die weiße Totenmaske. Jeder war irgendwie betroffen.
    Doch der Führer wußte noch mehr zu erzählen.
    »Es heißt weiter, daß auf dieser Totenmaske, die Sie hier in diesem Glaskasten sehen, ein schrecklicher Fluch lastet.«
    »Um was für einen Fluch handelt es sich dabei?« wollte jemand wissen.
    Der Führer zuckte die Achseln. »Da bin ich leider überfragt. Es ist bisher noch niemandem gelungen, herauszufinden, um was für einen geheimnisvollen Fluch es sich hierbei handelt. Aber es soll etwas ganz Schreckliches sein, Ladies and Gentlemen ... Darf ich Sie jetzt in den nächsten Saal weiterbitten!«
    Der Führer ging voraus.
    Die Besucher schafften es nicht so schnell wie er, der den Anblick der Totenmaske schon seit vielen Jahren gewöhnt war, sich von dem Glaskasten loszulösen.
    Die Maske strahlte irgend etwas Unerklärliches aus. Man war gezwungen, sie längere Zeit anzusehen. Man konnte sie nicht unbeachtet lassen.
    Einer nach dem anderen folgte zögernd dem Führer.
    Jack Hayes blieb jedoch auch dann noch vor dem Glaskasten stehen, als niemand mehr außer ihm und seiner Freundin Cilla Glass im Saal war.
    Er starrte die Maske gebannt an.
    Er hatte den unbändigen Wunsch, sie zu besitzen, ohne sich diesen Drang erklären zu können. Es war bei Gott nichts Besonderes an der Totenmaske. Trotzdem war sein Inneres in Aufruhr, und er hatte das Gefühl, daß sich diese Unruhe erst dann wieder legte, wenn diese Totenmaske in seinem Besitz war.
    Sein Gesicht zeigte deutlich, wie weit er in diesem Moment der Wirklichkeit entrückt war.
    Die Maske übte auf ihn eine magische
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