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0268 - Traumschiff des Schreckens

0268 - Traumschiff des Schreckens

Titel: 0268 - Traumschiff des Schreckens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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war es fünfzehn Uhr nachmittags; in Europa war es seit Stunden dunkel. Château Montagne war eingeschneit. Der Winter war noch einmal zurückgekehrt und zeigte sich noch einmal in all seiner eisigen Pracht. Auf der Loire unten im Tal trieben Eisschollen.
    Professor Zamorra seufzte abgrundtief. »Ob wir wohl gerade aus der Biscaya zurückgekommen sind?« murmelte er. »Ob wir wohl der Ruhe bedürfen? Ob ich wohl gar keine Lust habe, mich schon wieder stören zu lassen?«
    »Auch nicht von mir?« schnurrte Nicole Duval, seine Gefährtin. Sittsam hatte sie den Bademantel geschlossen, als Raffael Bois anklopfte, obwohl der alte treue Diener oft genug in den Genuß kam, Nicole pur zu bewundern.
    »Ich sprach von diesem verfluchten Telefon«, ächzte Zamorra und hauchte Nicole einen Kuß auf die Wange.
    »Dennoch beliebte es zu läuten, Professor«, versicherte Raffael. »Ferngespräch aus England. Herr Möbius ist am Apparat.«
    »Warum sagen Sie das nicht sofort?« fragte Zamorra und sah wieder Nicole an. »Entscheide du. Sind wir zuhause, oder sind wir es nicht?«
    »Möbius hat uns so sehr geholfen wie kein Mensch vor ihm«, sagte sie sanft. Ihre Hand streichelte Zamorras Brust. Der gab sich einen Ruck und gab den bequemen Sessel und die verführerisch duftende Nicole vorerst auf. Raffael hatte im Arbeitszimmer das Gespräch entgegengenommen, und wohl oder übel mußte Zamorra sich hinter seinen hufeisenförmigen Arbeitstisch klemmen. Nicole folgte ihm, und Zamorra stellte erfreut fest, daß sie den Frotteemantel wieder ein wenig öffnete.
    »Zamorra, ich brauche deine Hilfe. So schnell es geht«, sagte Stephan Möbius ohne sonderliche Begrüßung. »Pack deine Lebensgefährtin in den Notkoffer und mach dich auf den Weg. Die ULYSSES ist in Schwierigkeiten.«
    Zamorra holte tief Luft. »Dein Forschungsschiff?«
    »Ja«, sagte Möbius. »Dir kann ich es verraten … eines unserer Forschungsteams entwickelt einen Spezialstahl, der härter ist als alles Dagewesene. Eine Tauchkapsel ist in siebeneinhalbtausend Metern zerstört worden.«
    »So etwas soll vorkommen«, erwiderte Zamorra. Er sah Nicoles erwachendes Interesse und schaltete den Verstärker ein. Jetzt konnten seine Gefährtin und auch der Diener mithören und sich auch an dem Gespräch beteiligen. »Offenbar war euer Stahl wohl doch noch nicht hart genug …«
    »Der Stahl hielt. Aber da unten war jemand, der meinte, Nußknacker spielen zu müssen.«
    Du bist verrückt, wollte Zamorra ihm zurufen. In dieser Tiefe gab es kein Leben. Aber er schwieg. Möbius gehörte nicht zu den Spinnern und Fantasten. Wenn er die Story glaubte, dann stimmte sie.
    »Man hat einen Körperteil dieses Nußknackers gefunden. Eine Hand. Behaart und bekrallt. Sauber abgetrennt, und keiner weiß wie. Kapitän Porter ist kein Märchenerzähler. Zamorra, wir müssen wissen, was da unten geschah. Kannst du kommen?«
    »Wo liegt das Schiff?« fragte Zamorra, und: »Kannst du Carsten und Michael nicht auch hinschicken?«
    »Die beiden haben anderweitig zu tun«, wehrte Möbius ab. »Nein, Monsieur, das mußt du schon mal im Alleingang durchziehen. Ich melde dich an. Du kannst Porter vertrauen. Das Schiff liegt nördlich von Puerto Rico.«
    »Wir fliegen hin«, entschied Nicole sofort. »Da ist es warm. Diese verdammte Winterkälte in Europa bringt mich um. Da kann man ja nicht mal ’nen flotten Minirock tragen … Ich buche die nächste Maschine, die fliegt.«
    »Du hast es gehört, Stephan«, erwiderte Zamorra. »Wir nehmen uns der Sache an. Einzelheiten erzählt uns dieser Porter, ja?«
    »Emerson ist der Kapitän. Ein weiser alter Seebär, der noch Graf Luckner die Hand schütteln konnte. Absolut vertrauenswürdig, sonst würde er nicht die ULYSSES kommandieren. Danke, Zamorra … und noch etwas.«
    »Was?« fragte Zamorra.
    »Freund … denkst du hin und wieder auch an mein kleines Problem?«
    »Ja«, sagte Zamorra. »Ja, verflixt … ich habe nur noch keinen Ansatzpunkt. Ich muß Asmodis austricksen. Verlaß dich drauf, ich tue, was ich kann.«
    »Danke … bis bald!«
    Die Verbindung brach zusammen. Raffael Bois hob die Brauen. »Was meinte Herr Möbius damit, wenn mir die Frage erlaubt ist?«
    »Wissen Sie das nicht?« wunderte Zamorra sich. »Asmodis hat ihn hereingelegt, gewissermaßen vor meinen Augen. Ausgerechnet der clevere Geschäftsmann Stephan Möbius hat ahnungslos einen Teufelspakt unterzeichnet … seitdem darf er Beaminster Cottage nicht mehr verlassen, oder
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