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0266 - Der Flammengürtel

0266 - Der Flammengürtel

Titel: 0266 - Der Flammengürtel
Autoren: Rolf Michael
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Schönheit!«
    Nero erstieg eine der Zinnen, mit denen der Turm gekrönt war.
    Die Silhouette des Cäsaren mit der Harfe wurde weithin gesehen.
    ***
    Historische Fakten bringen heute Licht in die Geheimnisse des großen Brandes von Rom. Das Feuer brach in den Weinbuden des Circus Maximus aus, wo Gladiatoren um die Wette tranken und sich noch öfter prügelten. Dabei schlug man auch mit Fackeln, mit denen die Holztavernen erleuchtet wurden, aufeinander ein. So geschah es, daß eine der Tavernen in Flammen aufging und das Feuer sofort auf den Circus Maximus übergriff. Die titanische Wagenrennbahn, die zweihunderttausend Besuchern Platz bot, war vollständig aus Holz gebaut und brannte wie Zunder. Das Feuer breitete sich nach allen Richtungen aus und fraß sich die Hänge des Palatin hinauf, wo die Kaiserpaläste lagen. Auch das Forum Romanum wurde ein Raub der Flammen.
    Kaiser Nero weilte bei Ausbruch des Brandes in Antium, kam aber im Eiltempo in die Hauptstadt, wo er die Löscharbeiten selbst leitete. Da auf seinen Befehl von den Männern der Prätorianergarde Gegenfeuer gelegt wurden, entstand später das Gerücht, der Kaiser habe Rom selbst anzünden lassen …
    ***
    Nach acht Tagen war auch der letzte Schwelbrand in der Stadt erloschen. Ganz Rom glich einer grauen Wüste, aus der Mauerreste wie bizarre Ungeheuer zum Himmel ragten. Doch schon wurden auf Befehl des Kaisers neue Straßen abgesteckt und die Standorte für öffentliche Gebäude festgelegt. Unzählige Sklaven und Sträflinge mußten den Schutt abtransportieren. Nero ordnete neue Baugesetze an, die zukünftig größere Brände verhindern sollten.
    Dem römischen Volk geschah alles zu schnell. Gerüchte machten die Runde. Tigellinus ließ dem Kaiser melden, daß die Lage in der Stadt trotz der Öffnung seiner privaten Gärten und den kostenlosen Verteilungen von Brot und Wein schwierig werde.
    »Ich bin nur von Leuten umgeben, die mir ins Gesicht lügen!« klagte Nero, als er mit Professor Zamorra und Aurelian alleine war. »Wüßte ich nur, was man in der Stadt wirklich über mich redet. Petronius machte einige Andeutungen … aber ich war doch in Antium … ich habe damit nichts zu tun!«
    »Tue, was jeder kluge Herrscher tut, o Cäsar!« sagte Zamorra. »Gehe unerkannt dorthin, wo das Volk zwanglos plaudert und höre ihnen zu. So erfährst du die Wahrheit – die ganze Wahrheit!«
    »Wir begleiten dich!« erklärte Aurelian fest. »In gallischen Kapuzenmänteln erkennt uns niemand!«
    »Ich werde Tigellinus sagen lassen, wo wir sind!« sagte Nero und nickte befriedigt. In den Tagen seiner Jugend hatte er sich häufig verkleidet in die Stadt geschlichen. Allerdings hatte er damals die verrufenen Schänken und Lupanare mit seinem Besuch beehrt.
    »Ja, er soll eine Kohorte Prätorianer in Bereitschaft halten!« nickte Professor Zamorra. »Möglich, daß wir sie benötigen. Wenn man trotz aller Vorsicht herausfindet, wer wir sind, kann das Abenteuer übel ausgehen!« Im gleichen Moment dachte der Parapsychologe daran, daß er Tigellinus noch nie gegenüber gestanden hatte.
    In Professor Zamorra keimte ein Verdacht. Denn er suchte einen Dämon. Freiwillig hatte Scaurus den Palatin bestimmt nicht verlassen. Er mußte sich in der näheren Umgebung des Kaisers aufhalten. Doch bei allen Personen in Neros Nähe gab das Amulett kein Zeichen.
    Tigellinus, der Präfekt der Prätorianer, war immer eine finstere Figur in Kaiser Neros Leben gewesen. Aber Professor Zamorra wollte nicht spekulieren. Er benötigte Beweise. Und die bekam der Meister des Übersinnlichen erst, wenn er diesem emporgekommenen Pferdehändler gegenüber stand.
    Sklaven brachten zwei unauffällige, dunkelblaue Mäntel. Aurelian und Zamorra wurde zusätzlich ein unterarmlanger Knüppel in die Hand gedrückt. Wenige Minuten später verließen sie die Villa des Petronius, die vom Feuer verschont geblieben war und die Nero jetzt mit wenigen seiner Augustianer bewohnte, da der gesamte Kaiserpalast auf dem Palatin niedergebrannt war.
    Die Leute, die den Tresen des öffentlichen Weinausschanks in der Nähe des Augustusmausoleums auf dem Marsfeld umlagerten, nahmen keine Notiz von den drei Männern. Wie jeder andere Mann, der seine römische Bürgermarke zeigte, bekamen sie kostenlos eine Schale Wein.
    Professor Zamorra, als Franzose ein Freund guter Weine, verzog das Gesicht. Der Wein, den man dem Volk hier anbot, hätte in seiner Zeit genügt, eine zweite Französische Revolution hervorzurufen.
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