Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0265 - Todesschwadron

0265 - Todesschwadron

Titel: 0265 - Todesschwadron
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Sie löste sich aus Zamorras Umarmung und sah ihn forschend an. »Sag mal, großer Meister, hast du mir auch etwas mitgebracht?«
    Der hochgewachsene, bärtige Mann - seit Leonardos Auftauchen hatte er sich aus Gründen der Tarnung ein Bärtchen und die Haare etwas länger wachsen lassen - legte den Kopf schräg. »Wieso?«
    »Du hast es mir versprochen«, schmollte Nicole. »Weil wir doch auf unserem Afrika-Trip nicht zum Einkäufen gekommen sind. Nicht einmal zu einem Lendenschurz hat es gereicht!«
    Was, wie selbst Zamorra fand, sehr bedauerlich war. Nicole im Lendenschurz wäre ein äußerst ergötzlicher Anblick gewesen. »Ha!« sagte er. »Doch. Ich hätte es fast vergessen. Warte mal.« Er griff in die Innentasche seiner Jacke.
    »Was ist es?« fragte Nicole gespannt. Immerhin erkannte sie, daß sie ihre Erwartungen nicht sonderlich hoch schrauben konnte. Ein Abendkleid konnte man schwerlich in einer Jackentasche verbergen. Aber vielleicht war es ein wenig Schmuck…
    Zamorra schmunzelte. »Ein Bikini«, verkündete er. Er zog eine Folie hervor, auf der Aufkleber-Motive einer bekannten Zigarettenfirma ausgestanzt waren. »Macht dich was an -Händchen dran«, sagte er, den dazugehörigen Werbespruch zitierend. »Ein Aufkleber-Bikini.«
    Nicoles Augen weiteten sich verblüfft, als sie die Folie entgegennahm und eine der rötlichen Hände abzog. Zweifelnd betrachtete sie das klebrige Ding. »Bißchen größer als gewohnt«, spöttelte sie.
    »Na, du kannst auch die kleinen nehmen«, sagte Zamorra und wies auf die Hand-Aufkleber in Daumennagelgröße. »Ich bestehe auf sofortiger Anprobe.«
    »Aber nicht hier in der Kälte«, sagte Nicole. »Du Geizkragen. Ich hätte mir denken können, daß du bei deinem Mitbringsel auf so ein Werbegeschenk ausweichst… na, ich werde es bei der nächsten Vertragskonferenz an der Sorbonne anziehen und damit die anderen Professoren schocken…«
    »Untersteh dich!« brummte Zamorra. »Nicole mit Aufkleber-Bikini ist auschließlich ein Anblick für mich!«
    »Ha«, murmelte sie, drehte die Folie um und sah per Hand daraufgekritzelte Worte. Zamorras unverkennbare Charakterschrift.
    Gutschein für einen Einkaufsbummel, einzulösen bei mir, entzifferte sie.
    »Jede Medaille hat ihre Kehrseite«, lächelte Zamorra.
    Nicole lachte auf, hakte sich bei ihm ein - und klebte ihm den Aufkleber über die Lippen. »Damit du nicht schreist, wenn du hörst, wie hoch die Rechnung wird«, sagte sie. Arm in Arm gingen sie zum Portal.
    Zur Anprobe im stillen Kämmerlein, wie Zamorra hoffte.
    ***
    Die Worte des Asmodis gingen weder Primus noch einem seiner sechs Artgenossen aus dem Dämonenkopf. Lockt Zamorra aus seiner Reserve! Veranlaßt ihn, zu euch zu kommen, lockt ihn in eine Falle!
    Das ging nur durch spektakuläre Aktionen, die die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zogen, so daß Zamorra davon erfahren mußte. Und nichts war leichter als das, solche Aktionen durchzuführen.
    Primus verzog die Wolfsfratze zu einem höhnischen Grinsen. Er wußte schon, wie er es anstellen würde. Er befand sich inmitten einer großen Stadt, in den Schatten zwischen zwei Häusern verborgen. Er beobachtete. Seine finsteren Augen forschten nach einem Opfer.
    Er sah es.
    Ein junger Mann, der an einem Tisch eines Straßencafés im Fußgängerbereich saß. Der Mann war in seine Lektüre vertieft und nahm nicht wahr, was um ihn herum vorging.
    Primus sah, daß der junge Mann allein war. Im Augenblick gab es keine anderen Gäste. Aber das machte nichts. So konnte ihn niemand aufhalten. Zuschauer würde es anschließend zur Genüge geben.
    Primus verließ sein Versteck. Mit den ihm eigenen schleichenden Schritten huschte er auf den jungen Mann zu, der unbekümmert in einem Roman las. Erst das wölfische Knurren ließ ihn aufblicken.
    »He«, brummte er. »Seit wann werden hier Wölfe als Kellner eingestellt?« Er sah an der ungeheuerlichen Gestalt empor. »Auch noch ’n Werwolf… hör mal, Freundchen! Es ist kein Karneval. Verzupf dich, ehe ich feststelle, daß es sowas wie dich gar nicht gibt.«
    Primus knurrte erneut. Er streckte die Klauenhände vor.
    Der junge Mann wollte sich erheben. Ihm wurde dieser Jux eines Fremden allmählich lästig.
    Er kam nicht mehr hoch.
    In den letzten Sekunden seines Lebens begriff er, daß er es mit keiner Karnevalsmaske zu tun hatte. Die Schauergestalt mit dem Wolfsschädel war echt! Etwas zu echt!
    Primus griff zu und drehte dem Mann das Genick um. Dann schleuderte er ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher