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0264 - Nachts, wenn der Wahnsinn kommt

0264 - Nachts, wenn der Wahnsinn kommt

Titel: 0264 - Nachts, wenn der Wahnsinn kommt
Autoren: Jason Dark
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Köpfen, und auf kleinen Erkern oder offenen Balkonen standen Frauen, die sich lautstark unterhielten.
    Kinder begleiteten uns. Sie traten meutenartig auf und wollten betteln.
    Palazzo war es schließlich leid und scheuchte sie weg.
    Ich hatte die Orientierung verloren und kannte mich überhaupt nicht mehr aus. Wir gingen durch die engen Gassen, stiegen Treppen hoch, mußten einmal einen stinkenden Abwasserkanal überqueren und erreichten schließlich eine Straße, die vor uns ziemlich steil anstieg. Hier standen die alten Häuser nicht mehr so dicht Man konnte zwischen ihnen hindurchgehen, und als wir das Ende der Straße erreichten, staunte ich doch.
    An der Wand eines Hauses vorbei fiel der freie Blick auf den Hafen von Palermo.
    Eine wunderschöne Aussicht, die uns für alle Mühen des Weges belohnte. Tonio Palazzo bemerkte unsere Überraschung. »Ja«, sagte er, »das ist doch etwas. Auch Palermo hat schöne Seiten.«
    »Stimmt«, gab ich zu und schaute den Hang zum Meer hinab. Mein Blick fiel über die Kronen grüner Bäume. Ich sah Zitronenhaine und große Anlagen, in denen Apfelsinenbäume wuchsen.
    »Aber wo lebt Bricci?« Suko dachte da etwas realistischer.
    »Nur ein paar Schritte.«
    Die paar Schritte mußten wir in die Tiefe gehen. Eine Treppe führte zu einem Hauseingang hinunter, den wir von der Straße aus überhaupt nicht gesehen hatten. Es wurde dämmrig. Wir sahen den Schimmel an der Fassade nicht nur, wir rochen ihn auch, und wir erreichten eine alte Tür, vor der wir stehenblieben und gegen die der Kommissar mit der Faust schlug.
    Dabei rief er: »Ich bin es. Tonio Palazzo!« Er drehte uns den Kopf zu und flüsterte: »Bricci ist eigen. Er öffnet nämlich nicht jedem, sonst würde er…«
    Was er würde, erfuhren wir nicht, denn die Tür wurde aufgezogen, und vor uns stand ein Mann, der aussah, als wollte er zu einer Beerdigung gehen.
    Er war ganz in Schwarz gekleidet, trug dazu ein weißes Hemd und hatte auf seinem Kopf einen schwarzen Hut. Sein Gesicht darunter war kaum zu erkennen. Wir sahen nur ein längliches Etwas, aus dem uns zwei Augen fragend und gleichzeitig unwillig anstarrten.
    »Du bist nicht allein, Tonio!«
    »Nein, Bricci, ich habe zwei amici mitgebracht.«
    »Freunde?«
    »Ja, von der Polizei aus London.«
    Bricci machte nicht den Eindruck, als wollte er uns in sein Haus lassen.
    Er schien ärgerlich zu sein. Sein Mund bewegte sich, ohne daß ein Wort über seine Lippen drang.
    »Laß uns mit dir reden«, verlangte Palazzo.
    »Ich habe nicht die Zeit«, sagte er mit leiser Stimme. »Ich muß weg. Man hat mich gerufen.«
    »Zu wem?«
    »Luigi Bergamo möchte etwas von mir.«
    »Ha!« schrie Palazzo. »Dieser verdammte Gauner. Was ist er mehr als wir? Nichts…«
    »Ich wäre auch nicht sofort losmarschiert, aber es geht um seine einzige Tochter Carla.«
    »Ist sie krank oder?«
    »Nein.«
    »Was ist denn?«
    »Das werde ich bei ihm erfahren.«
    Palazzo nickte. »Sollst du auch, Bricci. Sollst du alles. Aber erst sprichst du mit uns.«
    »Luigi wird sich nicht sehr freuen.«
    »Schieb alles auf mich, mein Freund. Sage ihm, daß Tonio Palazzo seinen Freunden beweisen will, wie sehr man ihn schätzt. Mehr als die Mafia.« Er lachte, und Bricci hob die Schultern. Eine Geste, die sein Einlenken andeutete. Er machte kehrt und gab den Weg in seine Wohnung damit frei.
    Der Kommissar warf uns einen triumphierenden Blick zu. Doch noch geschafft, sollte das wohl heißen.
    Wir ließen ihm den Vortritt. Ich hatte ein kleines Zimmer als Wohnung erwartet, war jedoch angenehm enttäuscht, als ich den großen Raum sah und auch erkannte, wie er eingerichtet war. Da standen zahlreiche alte Möbelstücke, oft wertvolle Teile. Offene Durchgänge führten in die anderen Zimmer der Wohnung.
    Man kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wenn ich das alles sah, mußte Bricci ziemlich wohlhabend sein. Zudem stand das Haus mit der Rückseite an einem Abhang, denn durch die drei Fenster fiel unser Blick bis hin zum Hafen.
    Der Kommissar stellte uns vor.
    Bricci nahm die Namen zur Kenntnis und nickte. Mehr sagte er nicht, deutete auf ein Sofa und bat uns mit dieser Geste, Platz zu nehmen.
    Wir setzten uns und sanken tief ein.
    Wie die Hühner auf der Stange hockten wir nebeneinander, denn Tonio Palazzo hatte sich ebenfalls auf die Couch geklemmt, während Bricci wie ein Herrscher in einem hohen Ohrensessel hockte, wobei er die Arme auf die Lehnen gelegt hatte.
    Er schaute uns scharf und mißtrauisch an. Sein
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