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0264 - Das Schlangen-Monstrum

0264 - Das Schlangen-Monstrum

Titel: 0264 - Das Schlangen-Monstrum
Autoren: Werner Kurt Giesa
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an, versuchten ihn einzuhüllen und zu würgen. Aber er machte eine schnelle Handbewegung, und sie lösten sich auf. Im nächsten Moment entstanden sie an den Statuen neu und warteten ab.
    Der Sterbliche, der anders war, kam näher.
    Sirna nahm seine Ausstrahlung auf. Sie war direkt und bösartig, und etwas schwang darin mit, das Sirna nicht kannte. Ein ewiges Feuer, fast tausend Jahre alt, brannte in ihm und loderte aus seinen jettschwarzen Augen. Höllenfeuer! Sein Körper war der eines Menschen, aber nicht auf der Erde geboren, sondern in der Hölle geschmiedet, um einen bösen Geist zu beherbergen.
    Der Mann war fettleibig, untersetzt und glich irgendwie einer sprungbereiten häßlichen Kröte.
    »Wer wagt es, die Ruhe des rubinroten Schädels zu stören?« zischte Sirna. »Nenne deinen Namen, damit ich weiß, wer vor dem Schädel stirbt.«
    Der Mann hob die Hände. Sirna sah, daß er eine Art Rüstung trug, darüber einen schwarzen Mantel, der ihn wie die Flügel einer Fledermaus umhüllte.
    »Den Namen nenne ich dir gern. Du solltest ihn dir merken, behalte ihn gut«, sagte der Fremde. »Es mag sein, daß auch du mir eines Tages verpflichtet sein wirst.«
    Sirna lehnte sich zurück. »So sprich.«
    »Leonardo deMontagne werde ich genannt«, sagte der Düstere. »Ich schlage dir ein Geschäft vor.«
    »Du langweilst mich. Der rubinrote Schädel pflegt nicht zu handeln. Geh, oder die Schatten werden dich fressen.«
    »Die?« Leonardo deutete nach rechts und links und lachte verächtlich. »Wenn du nicht mehr aufzubieten hast, alte Hexe…«
    Die Kobra zischte und hob sich zum Stoß. Leonardo beachtete sie nicht. Seine Rüstung schützte ihn. Er sah Sirna an. »Du tötetest einen Sterblichen, um ihn am Entdecken des Tempels zu hindern. Seine drei Gefährten kehrten um. Doch sie riefen jemanden. Er wird kommen. Ich will, daß du ihn vernichtest und mir seinen Kopf gibst.«
    Sirna öffnete die Augen ganz. »Wen ich vernichte, der gehört dem rubinroten Schädel ganz«, fauchte sie.
    »Dennoch wirst du mir seinen Kopf schenken«, sagte Leonardo ruhig.
    »Was wäre deine Gegenleistung, gesetzt den Fall, ich ginge auf deinen Handel ein?« fragte sie spöttisch, deren Leben nach Jahrhunderttausenden zählte wie die Existenz des Tempels und des rubinroten Schädels.
    Leonardo verzog das Gesicht zu einem kalten Grinsen.
    »Ich lasse deinen Tempel unzerstört«, sagte er.
    Sirna streckte die Hand aus und spreizte zwei Finger ab. Unter Leonardo öffnete sich die Falltür, auf der er die ganze Zeit über gestanden hatte; darunter lauerten die spitzen Dornen aus lemurischem Stahl und die Krokodile, die Leonardo schon aus seiner Rüstung schälen würden.
    Aber er stürzte nicht. Er stand da, schwebend über der Öffnung, als gäbe es sie nicht.
    »Denke daran«, sagte er kalt; »Zamorras Kopf gehört Leonardo deMontagne!«
    Er wandte sich um und schritt davon.
    Sirna richtete sich auf. Sie setzte ihre Kraft ein, aber nicht, um sich zu verwandeln. Hinter ihr öffneten sich Luken in der Tempelinnenwand. Zwei leicht gedrehte Rohre schoben sich halb ins Freie. Für Sekunden stachen zwei gleißende Lichtfinger durch die Tempelhalle und vereinigten sich in einem Ziel. Es knisterte und knackte laut. Leonardo wurde vorwärts gestoßen, überschlug sich und blieb reglos liegen.
    Sirna lächelte nicht, als sie die Lichtrohre in ihre Verstecke zurücklenkte. Sie streckte die Hände vor. Leonardo begann sich zu bewegen, rutschte unaufhaltsam auf die Falltür und die darunter lauernden Krokodile zu. Dann kippte er über die Kante.
    Und löste sich auf.
    ***
    »Da war etwas«, sagte Nicole undeutlich. Sie döste auf dem Beifahrersitz vor sich hin, die Augen geschlossen, während Zamorra fuhr. Er sah auf und lauschte.
    »Eine magische Kraft«, flüsterte Nicole. »Ich konnte sie spüren. Ganz kurz nur-,…«
    »Wo?« fragte er knapp. Seit jener Episode mit dem schwarzen Blut war Nicole gegenüber magischen Erscheinungen sehr empflindlich und empfänglich geworden. Aber er selbst hatte nichts gefühlt.
    »Weiß nicht… zu weit entfernt…«
    Nicoles Stimme wurde wieder undeutlich. Sie lehnte sich halb an ihn und versank wieder in ihrem Halbschlaf bis Zur nächsten Fahrer-Ablösung. Längst wurde die Straße schlechter, die Vegetation dichter. Bald würde der Dschungel sie verschlucken.
    ***
    Sirna sprang von ihrem Lager auf und lief zur Kante der Fallgrube. Sie sah nach unten. Die Krokodile waren in Aufruhr, weil ihnen das erwartete Opfer
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