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0243 - Die Schädelkette

0243 - Die Schädelkette

Titel: 0243 - Die Schädelkette
Autoren: Jason Dark
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und von den anderen aufgefangen worden. Sie kümmerten sich nicht um Kunta und auch nicht um das, was er entdeckt hatte. Keiner rechnete mit einer Gefahr, und Oko preßte seine Hand gegen die blutende Lippe. Dadurch abgelenkt, wurden sie überrascht.
    Der letzte Schlag war wohl zuviel gewesen. Etwas knirschte. Die Männer schauten auf. Es war bereits zu spät.
    Schon löste sich vor ihnen eine schwere Steinplatte aus dem Gestein und kippte ihnen entgegen. Sie hörten das Knirschen, wollten weg, behinderten sich gegenseitig und verloren wertvolle Sekunden.
    Das Unheil war nicht mehr aufzuhalten. Der Tod schlug kalt und erbarmungslos zu.
    Vier Männer wurden von der fallenden Felsplatte erfaßt und auf der Stelle unter dem tonnenschweren Gestein getötet…
    ***
    Auch Oko hatte die Platte fallen sehen. Während sich um ihn herum die dunklen und schwitzenden Körper seiner Kameraden drehten, damit sie so schnell wie möglich wegkamen und sich dennoch gegenseitig behinderten, war Oko auf die Knie gefallen und versuchte, der fallenden Platte kriechend zu entkommen.
    Er schaffte es nicht.
    Er hörte noch die gellenden Todesschreie seiner Arbeitskollegen, dann erwischte es auch ihn. Doch er wurde nicht mit seinem gesamten Körper unter der Platte begraben, sondern nur bis knapp zu den Hüften.
    Es war ein unbeschreiblicher Schmerz, den er im ersten Augenblick spürte. Er lag auf dem Rücken, die breite, schwere Platte auf ihm, unter ihm seine vier toten Kollegen.
    Und er würde ebenfalls sterben.
    Oko dachte an seinen Traum. Es war ihm klar gewesen, daß er es nicht schaffen konnte. Der Tod würde ihn packen, aber in den letzten Minuten seines Lebens offenbarte ihm der Berg noch ein Geheimnis.
    Die Platte hatte etwas freigelegt.
    In der Dunkelheit wäre es wohl kaum zu sehen gewesen, doch der Lampenstrahl traf genau auf das zuvor verborgene Gestein, und Oko konnte erkennen, welches Grauen sich in der Wand verborgen gehalten hatte.
    Er sah die Schädel!
    Totenschädel!
    Blank und gelb schimmerten sie. Zu sechst lagen sie nebeneinander.
    Ihre Augen waren gefüllt mit Diamanten, die ein kaltes Feuer versprühten, als das Licht der Lampe sie traf.
    Man mußte die blanken Steine in die Augenhöhlen hineingestopft haben.
    Eine andere Lösung kam für Oko nicht in Frage. Für wenige Sekunden vergaß er seine Schmerzen. Er sah nur die schrecklichen Schädel, und er wußte, daß auch sein Kopf bald so aussehen würde.
    Das also war der Fluch.
    »Er…wird euch kein Glück bringen!« stöhnte der Todgeweihte. »Euch Weiße…soll er vernichten…« Es waren die letzten Worte im Leben des schwarzen Arbeiters.
    Dann starb auch er.
    Fünf Menschen hatte die Hölle unter Tage geholt. Erst Stunden später wurden sie gefunden. Man gab Alarm. Jetzt rückten auch die Weißen an, und als sie die Schädel mit den Diamanten sahen, da war es aus. Die Leichen wurden vergessen, man interessierte sich nur für den Schatz und holte sogar den Besitzer der Grube, Peter van Dyck, in die Tiefe.
    Man hielt ihn für einen der reichsten Männer Südafrikas. Er wohnte mal in Kapstadt und mal in Europa.
    In zwei Tagen wollte er wieder nach Europa fliegen. Als er die Köpfe mit den Diamanten sah, da verschob er seinen Flug und tat einen Schwur.
    »Ich werde erst fliegen, wenn ihr mir die sechs Schädel zu einer Kette zusammengebunden habt…«
    So geschah es. Der Wunsch der weißen Herren war den Schwarzen Befehl. Sie beeilten sich sehr mit der Arbeit, denn jedem war klar, daß in dieser Kette — mochte sie noch so kostbar sein — ein gefährlicher Geist steckte…
    ***
    In Südafrika, dem Land der Rassentrennung, gehörte Peter van Dyck zu den schillerndsten Persönlichkeiten. Man sagte ihm nach, daß er mehr Einfluß hatte als die Politiker. Bei dem Vermögen konnte man sich das leicht vorstellen.
    Van Dyck gehörte zu den reichsten Männern des Landes. Vielleicht war er sogar der reichste, denn seine Minen konnte man schon mit den Ölquellen der Scheichs vergleichen, soviel warfen sie ab. Van Dyck gehörte zu den Typen, die aus der Zeit des Frühkapitalismus übriggeblieben waren. Er war der Chef, der Herrscher, der Boß. Was er sagte, das mußte getan werden, und wehe, es erlaubte sich jemand, ihm zu widersprechen. Der wurde gefeuert. Das wußten die Männer, die in van Dycks unmittelbarer Nähe arbeiteten, und sie richteten sich danach.
    Meist war der Chef als letzter im Büro, und deshalb wunderten sich seine vier Sekretärinnen, als er schon so früh
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