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0240 - Totentanz im Dollar-Club

0240 - Totentanz im Dollar-Club

Titel: 0240 - Totentanz im Dollar-Club
Autoren: Totentanz im Dollar-Club
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Augen waren fest auf den Arzt gerichtet.
    Der Doktor fuhr erschrocken zurück.
    »Um Gottes willen!«, rief er. »Ich möchte nicht, Mr. Towell, dass Sie mich missverstehen! Es war eine plötzliche Herzschwäche, wie sie heutzutage ja öfter auftritt, als uns Ärzten lieb ist. Aber wenn Sie mir diese Formulierung gestatten: Es wäre meines Erachtens absurd, auch nur die Spur eines unnatürlichen Vorgangs dabei zu entdecken.«
    Towell nickte stumm. Nach einem kurzen Schweigen fragte er, und seine Stimme klang schärfer, als man es gemeinhin von ihm gewohnt war: »Sie werden also den Totenschein ausstellen, ohne zu zögern?«
    »Aber selbstverständlich! Ich habe ja Mr. Chetnut seit Jahren behandelt! Seine schwache Konstitution, mindestens was das Herz angeht, war mir bekannt! Vielleicht ergab sich im Laufe des Tages eine Aufregung…«
    »Verstehe«, sagte Towell knapp und stand auf. »Sie verzeihen, Doktor, dass wir Sie zu dieser ungewöhnlichen Stunde bemüht haben!«
    »Aber ich bitte Sie, Mr. Towell!«
    »Wiedersehen, Doc«, sagte der Weizen-Millionär, und in diesem einen einzigen Wort klang zum ersten Mal in seiner Unterhaltung mit dem Arzt so etwas wie menschliche Wärme auf. »Ich werde Sie wohl auch bald wieder in Anspruch nehmen müssen. Der Kreislauf des Geldes der Wirtschaft klappt heutzutage besser als der Kreislauf des Blutes in unseren Körpern. Zu meiner Jugendzeit war es genau umgekehrt… Na ja, die Zeiten ändern sich eben.«
    Er wartete, bis der Arzt das Zimmer verlassen hatte. Ben Lindser schloss leise die Tür hinter ihm. Als er sich danach umdrehte, sah er zu seiner Verwunderung, dass Towell zum ersten Mal seit langer Zeit sich wieder eine Zigarre angesteckt hatte.
    »Der Klub erbt jetzt also die Millionen unseres so jäh verstorbenen Freundes«, knurrte Towell durch den Rauch seiner Zigarre hindurch. »Wie viel Geld ist das eigentlich?«
    »Ehrlich gesagt, Sir«, erwiderte Ben Lindser mit einem Achselzucken, »ich habe keinen blassen Schimmer. Vielleicht zwei Millionen, vielleicht fünf?«
    »Sie Witzbold«, sagte Towell trocken und stand auf. »Wenn er unter dreihundert Millionen schwer war, können Sie sein gesamtes Vermögen für sich selbst haben. Aber ich wette mit Ihnen, dass es mehr sein wird, als wir alle ahnen.«
    Kerzengerade wie immer schritt Joseph Donald Towell zur Tür. Als er die Hand schon auf der vergoldeten Türklinke hatte, besann er sich, ging zurück und legte die Zigarre in einem der schweren, kristallenen Aschenbecher ab.
    In der Halle fand Towell den Butler, der zwar blass aussah, aber das unbewegte Gesicht wie immer hatte.
    »Wo haben Sie ihn hinbringen lassen?«, fragte Towell.
    »Wir haben Mr. Chetnut auf dem Ruhebett in seinem Apartment zunächst aufgebahrt, Sir.«
    »Ah ja, das war richtig. Telefonieren Sie mit seinem Sekretär. Der Mann muss ja verständigt werden.«
    »Jawohl, Sir.«
    Towell nickte nun und stieg langsam die geschwungene Treppe ins Obergeschoss hinauf. Er öffnete leise eine Tür, ging durch den kleinen, aber kostbar eingerichteten Vorraum und betrat das Zimmer im Apartment.
    Dave Chetnut lag ausgestreckt auf seinem Ruhebett, wie es der Butler so treffend genannt hatte. Zufrieden bemerkte Towell, dass man dem Toten nach der Untersuchung durch den Arzt die Kleidung wieder geordnet hatte. Selbst die Frackschleife saß wieder korrekt an dem blütenweißen Kragen.
    Rechts und links der breiten Lagerstätte standen jetzt je zwei schwere Bronzeleuchter, die entzündete Kerzen hielten. Ihr Duft hatte sich ausgebreitet und beherrschte den ganzen Raum.
    Joseph Donald Towell stand lange Zeit am Fußende des Totenbetts und blickte schweigend auf das wächserne Gesicht des Leichnams. Wenn eine der Kerzen flackerte, sah es aus, als ob sich die Gesichtszüge des Toten bewegten. Es war ein unheimlicher Anblick.
    Trotzdem blieb Towell einige Minuten in wortloser Versunkenheit vor dem Toten stehen. Dann drehte er sich um und ging lautlos, wie er gekommen war, wieder hinaus. Er stieg die Stufen der geschwungenen Treppe hinab und ließ seinen Wagen kommen. Er hielt sich nicht damit auf, nachzusehen, ob von den anderen noch jemand im Klub war, sondern verließ das prunkvolle Gebäude und setzte sich in seinen schwarzen Cadillac.
    Erst als der Wagen bereits die Auffahrt hinter sich gelassen hatte und in die Straße eingebogen war, neigte sich Towell ein wenig vor und sagte: »Fahren Sie mich zum FBI, Bill.«
    ***
    Einige Tage nach diesem Vorkommnis stand ich eines
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