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0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

Titel: 0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen
Autoren: Ich ging in die Höhle des Löwen
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ich begann, die dreitausend Dollar auf den Köpf zu hauen.
    Inzwischen wurde ich zu einer lokalen Berühmtheit. Charlesvilles einzige Zeitung lebte eine Woche lang fast ausschließlich von mir. »Einzelgänger raubt Bank aus«, lautete die Balkenüberschrift, und in späteren Berichten wurde ich einfach der »Einzelgänger« genannt. Ich las mit, Freude, wie wenig die Beschreibungen stimmten, die die Bankangestellten von mir gaben, und es beunruhigte mich wenig, wenn es in jedem Bericht hieß, man habe eine Spur entdeckt.
    In der Freitagausgabe der »Charlesville-Post« fehlte plötzlich der schon zur lieben Gewohnheit gewordene Bankraubbericht. Es war ziemlich sicher, daß Chester Walbrun, der Polizeichef, dem Redakteur bedeutet hatte, er möge endlich die Klappe über den verdammten Bankraub halten, solange die Polizei den Täter nicht gefaßt habe.
    Ich begann meinen Streifzug auf einem Rummelplatz. Dann verjubelte ich vierhundert Dollar innerhalb von fünf Minuten in der Spielhölle von Mad Allister. Als ich aufhörte und gehen wollte, schickte mir Mad einen seiner Schlepper in den Weg, der alles daran setzte, mich zum Bleiben zu bewegen.
    »Schon pleite?« fragte der Knabe, ein öliger, schleimiger Typ.
    »Durchaus nicht, aber mir fehlt heute das richtige Fingerspitzengefühl.«
    »Helfen Sie mit einigen Drinks nach«, schlug er vor. »Auf Kosten des Hauses!«
    Ich ließ mich an die Theke im Vorraum schleifen, und der Schlepper legte sich mächtig ins Zeug. Von jedem Dollar, den ich noch verspielte, würde er zwanzig Cents erhalten. Vermutlich hatte er gesehen, wie prall meine Brieftasche war, und das machte ihn scharf.
    Ich ließ ihn drei Whisky zahlen, aber dann erklärte ich ihm, daß sich das Fingerspitzengefühl noch nicht eingestellt hätte, und daß ich heute wahrscheinlich nur ’nen Glückstag für Girls hätte. Er wurde wütend, als er mich nicht zurückhalten konnte, kam mir bis auf die Straße nach und steckte seine Bemühungen erst auf, als ich ihm mit einem kurzen Haken klar machte, daß ich nun von seinem Gesicht endgültig genug hätte.
    Ich brachte zwei Stunden in einem Show-Theater zu, in dem es heiß herging. Ich trank einiges zur Abkühlung, durchkreuzte noch zwei oder drei Bars und ging schließlich im »Star-Nightclub« vor Anker. Ich duldete, daß zwei Girls, ’ne Rote und ’ne Platinblonde, meinen Tisch enterten, und ich tränkte sie mit Sekt, um ihnen das Leben leichter zu machen. Das letzte, was die Damen getrunken hatten, mußte die Milchflasche gewesen sein, die sie als Babys bekommen hatten. Entsprechend groß war ihr Durst, aber vielleicht betrogen mich die Kellner und gossen die Hälfte des Flascheninhaltes in die Eiskübel. Jedenfalls umgab um drei Uhr morgens eine Flaschenbatterie meinen Tisch wie ein Palisadenzaun. Gegen drei Uhr morgens traten zwei Männer an meinen Tisch, die auf häßliche Weise nüchtern zu sein schienen.
    Sie scheuchten die Girls fort, und weil die Girls nicht mehr sicher auf den. Füßen standen, schleiften herbeistürzende Kellner sie trotz lauten Protestgeschreis davon. Die Männer nahmen die noch warmen Plätze ein.
    »Wer bist du?« fragte der Größere, der kurzgeschorenes, brandrotes Haar und ein sommersprossiges häßliches Gesicht hatte.
    Alkohol macht mich immer freundlich.
    »Less Harrigan lautet mein Name«, antwortete ich, »und ich finde, daß das ein verdammt guter Name ist. Paßt zu dem Kerl, der ihn trägt, wie ein Maßanzug. Findest du doch auch, nicht wahr?«
    Er nickte nicht einmal.
    »Du verfügst über ’ne Menge Bucks. Vierhundert Dollar hast du bei Allister verloren, ohne mit der Wimper zu zucken, und hier« — er zeigte auf die Flaschenbatterie —, »hast du Sekt auffahren lassen, daß ein Ochse davon blau werden könnte. Woher hast du das Geld?«
    Ich kicherte in mich hinein. Ich fand die Jungens komisch. Ihre Fragerei erschien mir albern, und ich kam nicht auf den Gedanken, sie könnten gefährlich sein. Der Sekt war schuld daran.
    »’ne Steuerrückzahlung«, antwortete ich.
    »Er nimmt uns auf den Arm«, knurrte der kleinere von den ungebetenen Gästen empört. Er war untersetzt, breitschultrig und auf seinem viereckigen Schädel wucherten fettige, schwarze Haarlocken.
    Der Sommersprossige beugte sich vor.
    »In Charlesville mögen wir keine Leute, über die wir nicht Bescheid wissen. Du gehörst nicht zu den Arbeitern aus dem Gebirge. Du bist auch keiner von den Ingenieuren, und du arbeitest nicht für irgendwen hier in
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