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0230 - Im Land der Unheils

0230 - Im Land der Unheils

Titel: 0230 - Im Land der Unheils
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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ganz Europa. Wenn nicht der Welt.«
    »Aber dafür auch die beste«, versetzte Nicole. »Außerdem nutzt dir dein Ablenkungsmanöver gar nichts, mein Lieber. Kommst du herunter?«
    Zamorra nickte. »Sicher. Eine kleine Pause wird mir sicher guttun. Aber danach mache ich weiter, ob es dir paßt oder nicht. Ich habe noch ein hübsches Pensum vor mir. Das Manuskript geht in zwei Wochen in Druck, vergiß das nicht.«
    »Ich vergesse nie etwas«, behauptete Nicole. »Vor allem nicht den Kaffee, der langsam kalt wird.«
    »Ist die Post schon durch?« fragte Zamorra.
    »Sicher. Aber es war nichts Interessantes dabei. Ein Haufen Reklame, die Telefonrechnung - nichts, was dich zum noch-mehr-arbeiten bringen könnte. Zufrieden?«
    Zamorra nickte und schloß das Fenster. Im Grunde war er ganz froh, daß Nicole ihn entführte. Er hatte sich in diesem leerstehenden Zimmer eingerichtet, um wirklich in Ruhe und ungestört arbeiten zu können. Aber er hatte in den letzten Tagen wahrlich genug getan.
    Sie verließen das Zimmer und gingen ins Erdgeschoß hinunter. Die Eingangstür stand offen. Ein eisiger Windzug fegte durch die weitläufige Empfangshalle und ließ Zamorra frösteln. Er seufzte, ließ Nicoles Hand los und eilte zur Tür, um sie zu schließen.
    »Irgend jemand in diesem Château scheint sich einzubilden, daß ich das ganze Land heizen will«, murrte er.
    »Aber wir heizen doch gar nicht.«
    »Das macht nichts«, gab Zamorra in dozierendem Tonfall zurück. »Je länger die Luft hier drinnen bleibt, desto später müssen wir die Heizung einschalten. Ich gebe zu, daß es keinen großen Unterschied macht, aber selbst wenn es im Jahr nur zehn Minuten sind, sind das in hundert Jahren…« Er runzelte nachdenklich die Stirn, hob langsam erst einen, dann zwei und schließlich alle fünf Finger und murmelte dabei Zahlen vor sich hin. »Fast fünfzehn Dollar«, sagte er schließlich triumphierend.
    Nicole schluckte. »Ich hatte recht«, sagte sie ruhig. »Du arbeitest zuviel. Ich sollte den Arzt rufen.«
    Zamorra grinste, setzte zu einer Antwort an und stutzt plötzlich. »Was, bitteschön, ist das?«
    Nicoles Blick folgte seinem ausgestreckten Zeigefinger. »Was?«
    »Das Paket da.« Zamorra deutete auf ein längliches, in braunes Packpapier eingeschlagenes Päckchen, das auf dem Sekretär neben der Treppe lag. Er war fast sicher, daß es gerade, als er die Treppe heruntergekommen war, noch nicht dagewesen war.
    »Keine Ahnung«, murmelte Nicole. »Muß wohl in der Post gewesen sein.« Sie zuckte die Achseln, ging an Zamorra vorbei und nahm das Päckchen in die Hand. Es war groß, aber überraschend leicht. »Kein Absender.«
    Zamorra griff nach dem Paket, schüttelte es ein paarmal und reichte es dann an Nicole zurück. »Es klappert«, sagte er ernsthaft. »Aber es tickt nicht. Wenn es eine Bombe ist, dann eine von der gemeinen Sorte. Mach es auf, sobald ich aus dem Zimmer bin.«
    Nicole ersparte sich vorsichtshalber eine Antwort. Sie riß das Packpapier herunter und knüllte es achtlos zusammen. Darunter kam ein flacher, buntbedruckter Karton zum Vorschein. Eine Visitenkarte flatterte zu Boden. Zamorra bückte sich, hob sie auf und drehte sie ratlos in den Fingern. »Mit freundlichen Grüßen von der Firma TOY und FUN«, las er vor. »Spielzeuge für Erwachsene… blöder Name. Kennst du die Firma?«
    Nicole verneinte. »Nie gehört. Steht sonst nichts drauf?«
    »Nein.« Zamorra zögerte einen Moment. »Vielleicht so eine Art Werbeaktion?«
    »Aber eine ziemlich teure«, sinnierte Nicole. Sie legte die Schachtel vorsichtig auf den Tisch zurück und betrachtete sie kopfschüttelnd. »Diese Erwachsenenspiele sind nicht gerade billig. Und seine Produkte gleich zu verschenken, ist eine ziemlich seltsame Art der Werbung. Kennst du das hier? Dungeons and Dragons?«
    Zamorra nickte nach kurzem Überlegen. »Ich glaube schon. Drüben in den Staaten ist es ziemlich weit verbreitet. Hat glaube ich irgend etwas damit zu tun, verborgene Schätze aus Verliesen zu bergen, die von allen möglichen Ungeheuern bewacht werden.« Er runzelte die Stirn. »Aber ich möchte wissen, wer auf die Idee gekommen ist, ausgerechnet mir so etwas zu schicken.«
    »Vielleicht hat sich deine Vorliebe für Monster herumgesprochen«, versetzte Nicole feixend.
    Zamorra seufzte, bedachte das Paket mit einem langen, verächtlichen Blick und deutete auf die Bibliothek. »Was ist mit dem versprochenen Kaffee?«
    »Der ist fertig.«
    »Gut. Umso schneller komme
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