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0225 - Das Lavamonster

0225 - Das Lavamonster

Titel: 0225 - Das Lavamonster
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gerächt.
    Er hatte sie alle überlebt, die ihn einst verspotteten. Und auch jene, die sich später über ihn lustig machten.
    Er, der Außenseiter, befaßte sich mit Magie. Hier fand er seine Erfüllung. Dem Satan war es egal, wie sein treuer Diener aussah. Und der Satan half seinem Diener. Er machte ihn reich, mächtig - und alt.
    Er war schon über hundert, und er fühlte sich immer noch kräftig und in der Blüte séines Lebens. Daß er hager und ausgezehrt war, störte ihn längst nicht mehr. Daß seine Haut so bleich war, als sei sie gepudert, berührte ihn nicht. Denn er war mächtig. Hundert Jahre lang hatte er Zeit, sich magisches Wissen und Können anzueignen. Eine Zeitspanne, die kaum einem anderen Magier auf Erden zur Verfügung stand. Und seine wachsenden Erfolge söhnten ihn mit vielem aus.
    Jetzt hatte es sich ausgezahlt, das lange Warten und Lernen. Es war ihm gelungen, einen leibhaftigen Dämon aus dem Nichts zu erschaffen. Jetzt war die Zeit des Dienens vorbei. Jetzt begann die Zeit des sich Bedienenlassens.
    Hatte er angenommen. Doch der Dämon gehorchte seinem Ruf nicht.
    Was war geschehen?
    Der Magier begann zu überlegen. Er wußte, daß der Körper des Dämons sich aus Lava geformt hatte, oben am Vesuv, irgendwo auf halber Höhe. So sollte es sein, und so war es geschehen. Aber dann sollte dieser Dämon dem Ruf seines Meisters folgen, um von ihm Namen und Gehorsam eingeimpft zu bekommen.
    Zwischen Erwachen und Ruf mußte etwas geschehen sein, was die Entwicklung des noch leeren Dämonenbewußtseins in eine falsche Bahn gelenkt hatte. Und dafür gab es eigentlich nur eine Lösung…
    Der Magier brauchte sie nicht nachzulesen in jenem uralten Buch. Er kannte den warnenden Hinweis, aber er hatte ihn nicht ernst genommen. Denn zu gut glaubte er doch die Stelle ausgewählt zu haben, an der der Dämon erwachte.
    Dort trieb sich um Mitternacht doch niemand herum! Kein Mensch!
    Und das war der Fehler in seiner Berechnung. Es mußte doch jemand dort gewesen sein.
    Jetzt war er es nicht mehr, dessen war der Alte sich vollkommen sicher. Der Lava-Dämon hatte dafür gesorgt.
    Das war es.
    Die warnenden Worte der Schrift, mit Blut auf gegerbte Menschenhaut aufgetragen, brannten ihm im Gedächtnis.
    Trage Sorge, daß der Geschaffene nach seinem Erwachen mit keinem anderen Sterblichen Kontakt bekommt als mit dir selbst! Denn er wird ihn flugs töten und dadurch selbständig…
    Der Alte preßte die pergamentenen Lippen zusammen. Er wußte jetzt, daß der Lava-Dämon seinen ersten Mord begangen hatte. Dadurch hatte er seine Eigenständigkeit gewonnen. Es gab keine andere Möglichkeit. Deshalb reagierte er nicht auf den Ruf!
    Der Alte ballte die Fäuste.
    »Warte, namenloser Dämon«, murmelte er. »Und ich kriege dich doch! Du wirst schon sehen… lange wirst du deine Freiheit nicht genießen! Ich finde dich und zwinge dich unter meinen Bann, wo auch immer du dich versteckst! Denn ich kenne dich…«
    Er hob beide Arme, streckte die Hände hoch empor und spreizte die Finger. Dann schrie er ein Zauberwort.
    Ein Donnerschlag hallte durch das nächtliche Pompeji. Im nächsten Moment war der Alte aus dem restaurierten Gebäude der antiken Ruinenstadt verschwunden, als habe er dort nie existiert…
    ***
    Lucia schrie gellend auf, als Hände nach ihr griffen. Sie schlug wild um sich, konnte sich aber nicht befreien. Statt dessen kassierte sie sich eine heftige Ohrfeige ein.
    »Verrückte Nudel, wirst du wohl stillhalten!« sagte eine Frauenstimme. »Was soll der ganze Quatsch?«
    »Der Lava-Mann!« heulte Lucia in ihrer Panik. »Er bringt mich um! Er ist hinter mir her… er hat Salvatore verbrannt…«
    Eine zweite Stimme erklang.
    »Ist die high? So wie sie aussieht… laß sie hier, das gibt nur Scherereien mit der Polizei!«
    Lucia sah sich gehetzt um, konnte aber den Lichtschein nicht mehr erkennen. Aber vielleicht hatte er sich nur abgedunkelt, getarnt…
    Vor ihr stand eine junge Frau mit sehr langem Haar, die Lucia eisern festhielt, so sehr sie sich auch wand. Ein junger Mann wuchs wie ein Schatten aus der Dunkelheit neben ihr empor.
    »Wir nehmen Sie mit«, sagte die Frau entschieden. »Hier stimmt etwas nicht!«
    »Ohne mich! Ich will keinen Ärger! Spiel dein Spiel allein!« sagte der Mann mürrisch und wandte sich ab.
    Lucia wußte nicht, wer die beiden waren. Aber sie ahnte, daß hier Menschen waren, die ihr helfen konnten und die sie warnen mußte. Warnen vor dem brennenden Tod, der irgendwo am Hang
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