Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft

0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft

Titel: 0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft
Autoren: Wir stiegen ein ins Sarggeschäft
Vom Netzwerk:
schweigend. Nur verstohlen huschte gelegentlich der Blick des einen oder des anderen zu der offenen Waggontür, in der die Metallbeschläge in der Sonne blitzten. Vier von den sechs Särgen waren besonders reich geschmückt. Am Stirnende gab es eine in Silber getriebene Maske, die wohl so etwas wie Verklärung, Auferstehung der Seele oder ein ähnliches Thema ausdrücken sollte. In aber hundert Lichtreflexen wurde das Sonnenlicht von den Erhöhungen und Vertiefungen der silbernen Masken zurückgeworfen.
    Aber als der Lastwagenfahrer zufällig einmal einen Blick auf die offene Waggontür warf, rutschte ihm vor Schreck die Zigarette aus den Fingern. Sein Mund blieb offen stehen, seine Augen weiteten sich entsetzt, ein heiseres Krächzen drang aus seiner Kehle hervor, und mit schlotterndem Arm zeigte er auf das unheimliche Ereignis.
    »Da« stieß er schreckensbleich hervor. »Da! Se… seht doch.«
    Die anderen wandten ruckartig den Kopf. Und jetzt sahen sie es alle ganz deutlich, eine der silbernen Masken wackelte leicht hin und her. Im Glitzern des Sonnenlichts sah die Bewegung aus, als ob die Maske höhnisch grinste.
    ***
    Gegen halb vier schlug auf meinem Schreibtisch das Telefon an. Ich meldete mich. Es war Lieutenant Hammers von der Mordkommission.
    »He, Cotton«, sagte er in seiner burschikosen Art, »wenn Sie gerade nichts Besonderes Vorhaben, könnten Sie mal mit ihrem Freund zu mir kommen.«
    »Gibt’s etwas Besonderes?«, erkundigte ich mich.
    »Na, ich denke mir, dass Sie sich dafür interessieren werden. Es betrifft Recconis Ermordung. Wir haben ziemlich schnell eine gute Spur gefunden.«
    »Wir kommen«, sagte ich und legte den Hörer auf.
    »Phil sah ich fragend an. Ich nahm nur den Hut vom Garderobenhaken und sagte: Es war Hammers. Sie haben eine Spur gefunden.«
    Wir setzten uns in Trab. Eine knappe halbe Stunde später saßen wir bereits in Hammers Office.
    »Bevor ich Ihnen unsere ersten Ergebnisse mitteile«, begann Hammfers, der sich weit in seinen Stuhl zurückgelehnt und mit der zufriedenen Miene eines satten Spießers seine Hände auf dem gewölbten Leib gefaltet hatte, »bevor ich also meine Karten auf den Tisch lege, möchte ich gern von Ihnen noch eine Einzelheit in der Erpressergeschichte hören.«
    »Welche?«, fragte Phil.
    »Sagen Sie mir möglichst genau den Wortlaut des Briefes, den Recconi von dem Erpresser hielt.«
    Phil zuckte die Achseln.
    »Wir haben den Wortlaut nicht auswendig gelernt. Sinngemäß aber lautete der Text etwa so: ›Wenn Ihnen Ihr guter Ruf etwas wert ist, halten Sie zwanzigtausend Dollar in kleinen Noten bereit. Keine fortlaufenden Serien. Kommen Sie mit dem Geld heute Nacht zwischen halb eins und halb zwei da und da hin. Sollten Sie kein Interesse an diesem Geschäft haben, wird man die Öffentlichkeit über einige unschöne Dinge unterrichten müssen.‹ So ungefähr lautete das Schreiben. Es war auf dem Postamt in Manhattan aufgegeben und enthielt keine Fingerabdrücke.«
    »Das interessiert mich auch gar nicht. Ist die Formulierung, ›unschöne Dinge‹ wörtlich aus dem Text oder nur sinngemäß wiedergegeben?«
    »Da ist wortgetreu. Buchstabengetreu, kann man sagen.«
    Hammers nickte.
    »Passt genau in mein Bild«, erklärte er, gab sich einen Ruck und beugte sich vor. Während er in den Papieren blätterte, die auf seinem Schreibtisch lagen, erzählte er:
    »Wir haben die Nachbarn eingehend befragt. Zwei Dinge stehen mit absoluter Sicherheit fest. Erstens, abends gegen neun Uhr betrat ein etwa zwanzigjähriges Mädchen Recconis Haus.«
    »Stopp«, unterbrach ich. »Hatte sie einen Schlüssel? Oder wurde sie von Recconi selber eingelassen? Oder hat er einen Diener?«
    »Entweder stand die Haustür offen«, erwiderte Hammers, »was ich aber für unwahrscheinlich halte, oder aber das Mädchen hatte einen Hausschlüssel. Noch etwas zu diesem Punkt?«
    »Wer hat das Mädchen beim Betreten des Hauses beobachtet? Wie sah es aus? Was trug es für Kleidung?«
    »Das Mädchen wurde von vier Personen beim Betreten des Hauses beobachtet. Es trug einen hellroten Mantel und schwarze, hochhackige Schuhe. Keinen Hut. Vermutlich aber schwarze Handschuhe, doch steht dies nicht ganz genau fest. Zwei Zeugen wollen schwarze Handschuhe gesehen haben, die anderen beiden können sich nicht erinnern. Übereinstimmend sagen alle vier Zeugen aus, dass das Mädchen nicht von jemandem ins Haus gelassen wurde. Alle vier Zeugen sind Nachbarn und wunderten sich darüber, dass eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher