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0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft

0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft

Titel: 0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft
Autoren: Wir stiegen ein ins Sarggeschäft
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an, als er mir lange genug auf die Nerven gegangen war. Er schwieg erschrocken.
    Ich zeigte ihm meinen FBI-Ausweis, und jetzt geriet er völlig aus der Fassung. Sprudelnd wie ein Springbrunnen, versicherte er in einer Minute zehnmal, dass er überhaupt nichts mehr verstehen könnte.
    »Trösten Sie sich«, sagte ich. »Das soll vielen Leuten so gehen Kommen Sie mit raus in den Flur. Da können wir uns setzen.«
    Gehorsam ging er vor mir her. Da ich im Wohnzimmer keine Spur zertrampeln wollte, hielt ich es für besser, wenn wir uns im Flur an den kleinen Tisch setzten, der ungefähr in der Mitte stand und von zwei fürchterlich knirschenden Korbstühlen flankiert wurde.
    »Wann haben Sie das letzte Mal mit Mr. Recconi gesprochen?«
    »Kurz vor fünf, Sir. Um fünf ist Feierabend für die Angestellten, und kurz vorher bespricht Signor Recconi immer mit mir die wichtigsten Dinge für den nächsten Vormittag.«
    »Hatten Sie den Eindruck, dass Mr. Recconi anders war als sonst?«
    »Si, Signore, ganz anders.«
    Ich hatte endlich meine Zigaretten gefunden und bot meinem Gesprächspartner an. Ferrabaldi lehnte mit einem stummen Kopf schütteln ab. Ich zündete mir eine Zigarette an, blies den ersten Rauch aus und fragte:
    »Wie anders? Beschreiben Sie das mal.«
    »Signor Recconi war sehr nervös. Er schien Ärger zu haben. Oder sogar -Angst. Das war ein Eindruck, Signore. Ich kann mich irren, aber es war mein Eindruck.«
    »Haben Sie ihn daraufhin angesprochen?«
    »O nein, Sir. Wie könnte ich mir das erlauben? Signor Recconi ist mein Chef, es steht mir nicht zu, indirekte Fragen zu stellen.«
    »Kann es sein, dass sich Recconis Nervosität aus dem Geschäft erklären lässt? Ging der Umsatz zurück? Hatte die Firma dringende Verpflichtungen? Schulden?«
    »Aber nein, Sir. Das Bankguthaben der Firma beläuft sich auf fast sechzigtausend Dollar. Die täglichen Zahlungseingänge der Kunden sind mindestens zufrieden stellend. Es ist völlig unmöglich, dass geschäftliche Sorgen die Ursache für Signore Recconis Angst waren.«
    »Sie bleiben dabei, dass er Angst hatte? Nicht nur, dass er nervös war, sondern auch ängstlich?«
    »Genau, Signore,Verzeihung: Sir.«
    »Machte Mr. Recconi irgendeine Andeutung, die sich auf seine Angst bezog?«
    »Nein.«
    »Sagte er, dass er am Abend Gäste erwartete?«
    Ferrabaldi grinste verlegen.
    »Sir, unter uns Männern, Signore Recconi sagte: ›Ich glaube, ich werde mir heute abend ein paar schöne Stunden machen.‹ Dabei blinzelte er mit dem rechten Auge.«
    »Das sollte bedeuten, dass Mr. Recconi Damenbesuch erwartete?«
    »So habe ich es aufgefasst, Sir.«
    Ich streifte die Asche meiner Zigarette am Rand der schweren Kristallschale ab, die auf dem Tischchen stand. Wovor hatte Recconi Angst gehabt? Hatte er gewusst, dass sein Leben in Gefahr wär? Ich versuchte, mir der Reihe nach noch einmal alle Punkte zu vergegenwärtigen, die ich im Zusammenhang mit Recconi für wichtig hielt.
    Da war zunächst der Besuch Recconis in meinem Office gewesen, gegen zwölf Uhr mittags am gestrigen Tag. Recconi hatte uns ein Blatt Papier auf den Schreibtisch gelegt das mit einer Schreibmaschine beschrieben war. Der Text war knapp und besagte nicht mehr als dass Recconi zwanzigtausend Dollar in kleinen Noten bereithalten sollte, wenn ihm sein guter Ruf etwas wert sei. Sollte Recconi nicht zahlen, würde der unbekannte Absender des Briefes die Öffentlichkeit über verschiedene »unschöne« Dinge unterrichten. In derselben Nacht um ein Uhr sollte die Übergabe des Geldes in einem dunklen Hof stattfinden, den der Erpresser genau beschrieben hatte. Der Hof lag ungefähr drei Blocks von Recconis Haus entfernt.
    Natürlich hatten wir Recconi gefragt, was die Formulierung »unschöne Dinge« zu bedeuten haben könnte .Recconi wand sich und wollte die Frage nicht beantworten. Wir konnten ihn nicht dazu zwingen. Aber er schien die Erpressung nicht besonders schwer zu nehmen. Wir hatten den Eindruck, dass er felsenfest glaubte, das FBI würde den Erpresser schon erwischen. Dieser Glaube hatte sich ja inzwischen betätigt, wenn auch folgenschwerer, als es von uns beabsichtigt war.
    Jetzt erhob sich die Frage, ob Recconis Tod überhaupt in einem Zusammenhang mit der Erpressung stand. Ich war geneigt, diese Frage zu verneinen. Hätte der Erpresser durch irgendeinen Zufall erfahren, dass Recconi die Polizei verständigt hatte, wäre der Gangster zweifellos nicht in der Nacht auch noch zu dem Treffpunkt gekommen, wo
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