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0213 - Colette und ihr Fallbeil

0213 - Colette und ihr Fallbeil

Titel: 0213 - Colette und ihr Fallbeil
Autoren: Jason Dark
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mit eigenen Augen gesehen hatte.
    Der Reporter stieg wieder in seinen Leihwagen. Es war für Bill gar nicht mal einfach, loszufahren. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken, er suchte Zusammenhänge und Verbindungen, doch er wußte zu wenig, um jetzt schon Schlußfolgerungen ziehen zu können. Unter Umständen bekam er mehr Aufklärung und Durchblick, wenn er sich das Haus mit den 100 Köpfen anschaute.
    Der Wagen rollte langsam in die nächsten Kurven. Bill wollte nicht so schnell fahren, denn er hing noch immer seinen Gedanken nach. Sie waren sehr trübe, ungefähr so, wie er auch die nähere Zukunft sah.
    Deutlich stand dieses schreckliche Bild noch vor seinen Augen. Er sah die Guillotine, die Frau von einer nahezu teuflischen Schönheit und wie sie mit einem diabolischen Lächeln auf den Lippen den Mord durchführte.
    Bald war alles vorbei.
    Verschwunden. Die Frau, das Opfer und das Blutgerüst.
    Darüber dachte Bill auch intensiv nach. Er glaubte sogar daran, daß sich eventuell Dimensionen überschnitten oder es zwischen ihnen einen Riß gegeben hatte, so daß aus der Vergangenheit eine Gegenwart geworden war. Ja, vielleicht hatte diese makabre Hinrichtung tatsächlich in der Vergangenheit stattgefunden.
    Nein, das ging nicht. Der Mann hatte Kleidung getragen, wie sie in der Gegenwart modern war. Dieser unheimliche Mord hatte stattgefunden.
    Bill holte sich noch einmal das Aussehen des Mannes ins Gedächtnis zurück. Da war der braune Anzug, das schüttere Haar, die kleine Gestalt, mit dem dicken Bauch und das grauenhaft verzerrte Gesicht.
    Der Wald wurde lichter. An der linken Seite waren die Bäume fast völlig zurückgetreten. Weit fiel der Hang hinab ins Tal, wo sich an seinem Ende Wiesen und Weiden anschlossen, die schon zu dem Ort gehörten, wo das Haus mit den 100 Köpfen stand.
    Bill sah auch die Straße, wie sie sich in engen Kehren zu dem Dorf wandt.
    Letzte Sonnenstrahlen fielen auf den Hang und ließen das hellgrüne Gras noch frischer erscheinen. Den Ort konnte man mit dem Wort malerisch umschreiben. Nur wenige Häuser zählte das Dorf. Eine Kirche war ebenfalls vorhanden. Um ihren spitzen Turm kreisten Vögel, und ganz oben hockte ein Wetterhahn.
    Bill hatte dem Ort nur einen kurzen Blick gegönnt, da er sich auf das Fahrzeug konzentrieren mußte. Als er dann nach rechts schaute und den Straßenrand sah, weiteren sich seine Augen.
    Da lag etwas.
    Wieder bremste der Reporter, und vor Schreck hüpfte sein Herz aufgeregt in der Brust.
    Der Reporter hatte eine schaurige Entdeckung gemacht. Im Straßengraben lag der Torso des Geköpften!
    ***
    »Ich dreh’ noch durch!« flüsterte der Reporter und schüttelte den Kopf. »Bald werde ich verrückt, wirklich.« Er holte ein paarmal tief Luft und drückte dann gegen den Wagenschlag.
    Diesmal war die Tür nicht verschlossen, und der Reporter konnte aussteigen.
    Mit zitternden Knien schritt er auf die kopflose Leiche zu und blieb davor stehen.
    Ja, das genau war der Mann, der guillotiniert worden war. Er trug noch den Anzug, und Bill sah auch die Schnittstelle, wo der Kopf vom Rumpf abgetrennt worden war.
    Normalerweise hätte der Rest im Blut schwimmen müssen. Hier war nichts. Ein glatter, sauberer Schnitt ohne einen einzigen Tropfen Blut. Bill kam der Verdacht, daß er eine Puppe vor sich hatte und genarrt worden war, deshalb wollte er es genau wissen, bückte sich, streckte den Arm aus und spürte plötzlich das Kribbeln in seinen Fingern.
    Er kam nicht mehr dazu, die Leiche anzufassen, denn im gleichen Augenblick löste sie sich vor seinen Augen auf, und der Reporter starrte fassungslos auf die leere Stelle, wo nur das frische, grüne Gras knöchelhoch wuchs.
    Von dem Torso keine Spur mehr…
    Bill Conolly richtete sich auf und kniff sich selbst in den Arm. Hatte er hier einen Traum erlebt? Nein, es war kein Traum. Er spürte den Schmerz, den Daumen und Zeigefinger hinterlassen hatten und schüttelte den Kopf. Was er erlebt hatte, war tatsächlich geschehen.
    Bill ging mit schleppenden Schritten zurück zu seinem Wagen. Dabei atmete er tief durch. So etwas war ihm noch nie vorgekommen, und der hörte, daß sich die Natur auch wieder beruhigt hatte. Die Vögel begannen zu zwitschern und zu singen. Sie waren so lange stumm gewesen, bis der Torso verschwunden war.
    Der Reporter startete.
    Hier geschah etwas so Unheimliches, daß er allein nicht mehr durchkam.
    Er brauchte unbedingt jemand, der ihm zur Seite stand, und das konnte nur John Sinclair sein. So
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