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0213 - Colette und ihr Fallbeil

0213 - Colette und ihr Fallbeil

Titel: 0213 - Colette und ihr Fallbeil
Autoren: Jason Dark
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denn da genau passiert?« wollte der Reporter wissen.
    »Das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Aber Gerüchte besagen, daß man einen Kopf gefunden hat. Sauber abgetrennt, wie von einer Guillotine.« Der Wirt bekam große Augen, dann eine Gänsehaut, er schüttelte sich.
    »Wieso Guillotine?«
    »Das muß irgendwie mit der Vergangenheit zusammenhängen. So genau weiß ich das nicht.«
    Bill lächelte. »Ist ja richtig gruselig.«
    »Sagen Sie lieber gefährlich.«
    »Ich schaue es mir auf jeden Fall an.«
    »Wollen Sie nicht doch noch etwas bleiben, Monsieur Conolly?«
    »Nein, nein, ich habe Ihre Zeit sowieso schon zu lange in Anspruch genommen, muß Ihnen allerdings gleichzeitig sagen, daß ich es nicht bereut habe.«
    »Das freut mich, Monsieur, das freut mich sogar sehr.«
    Der Reporter verabschiedete sich und bekam als Gastgeschenk noch vier Flaschen Wein mit. »Trinken Sie diesen guten Tropfen mit Ihrer besten Freundin. Sie werden sehen, hinterher ist sie wie ein Engel im Bett.«
    »Ich bin verheiratet.«
    »O wie schade.« Das Gesicht des Mannes verschloß sich.
    »Aber glücklich.«
    »Das war ich auch einmal, als junger Mann. Aber jetzt schwingt meine Madame das Zepter, und ich habe nichts zu lachen.« Er blickte traurig.
    »Sie hat sich mit der Zeit verdoppelt.«
    Bill mußte lachen, stieg in seinen Leihwagen und dampfte ab. Der Wirt winkte ihm nach.
    Herrliches Elsaß, dachte der Reporter. Wirklich ein Land, in dem man sich wohl fühlen konnte.
    Er blieb auf den Nebenstraßen, fuhr weiter zwischen Weinbergen hindurch und schaute der Sonne entgegen, wie sie langsam tiefer sank.
    Er hatte noch etwas über dreißig Kilometer zu fahren, um sein Ziel zu erreichen. Solche Aufträge liebte er, die könnten ruhig öfter an ihn herangetragen werden.
    Auf das Haus mit den 100 Köpfen war er sehr gespannt. Erzählt wurde davon genug. Bill hoffte allerdings nicht, daß sich die alten Geschichten bewahrheiten würden, denn er hatte keine Lust, in einen Fall hineinzuschlittern. Das Haus interessierte ihn nur aus historischen Gründen.
    Dann wurde er aufgehalten, weil eine Schafherde die Fahrbahn überquerte. Die Herde kam links von den Feldern, und der Reporter verkürzte sich die Wartezeit, indem er eine Zigarette rauchte.
    Der Himmel, tagsüber war, er von einem strahlenden Blau gewesen, hatte sich verdunkelt. Erste Abendwolken segelten über das Firmament, erreichten auch die Sonne und schluckten viel von ihren letzten Strahlen.
    Automatisch wurde es kühler.
    Als Bill die Zigarette zu Ende geraucht hatte, war die Fahrbahn wieder frei. Die Schafe verschwanden rechts von ihm, wo ein langer Hang ins Tal führte.
    Der Reporter gab wieder Gas. Zwei Minuten später erreichte er eine Kreuzung. Wenn ihn nicht alles täuschte, mußte er rechts ab, um zu seinem Ziel zu gelangen. Links ging es nach Colmar.
    Diese Stadt wollte Bill am nächsten Tag besuchen und sich dort bis zum Abend aufhalten. Colmar war die letzte Station auf seiner kleinen kulinarischen Reise.
    Vier Nonnen auf Fahrrädern begegneten ihm. Die Schwestern grüßten freundlich, und Bill winkte zurück. Bill fuhr den Höhenweg weiter und sah vor sich, wo er eine Kurve machte, ein dichtes Waldgebiet. Dahinter mußte der kleine Ort liegen, in dem sich auch das Haus mit den 100 Köpfen befand.
    Die Straße teilte den Wald. Es wurde dunkler, da die Bäume, an deren Zweigen das erste junge Grün hervorkam, Licht abhielt. Zudem hatte die Kühle zugenommen. Es war ein warmer Tag gewesen, und der jetzige Temperaturunterschied sorgte dafür, daß sich erste Nebelschleier bildeten. Noch hingen sie wie lange, durchsichtige Gewänder zwischen den Bäumen, aber sie würden später an Dichte zunehmen. Die Abendnebel bildeten sich im Frühjahr und im Herbst schnell, so mancher Autofahrer wurde davon überrascht und in einen Unfall verwickelt.
    Deshalb wollte Bill zusehen, daß er sein Ziel so schnell wie möglich erreichte.
    Die Straße wurde etwas schlechter. Der Leihwagen schaukelte durch die vom Winter hinterlassenen Frostaufbrüche. Tiefe Kuhlen im Boden, und die Federung des R 4 wurde arg strapaziert. Zudem verengten sich noch die Kurven, und Bill mußte mit der Geschwindigkeit heruntergehen.
    Es war gut, daß er langsamer fuhr, denn plötzlich huschten vor ihm in wilder Panik mindestens fünf Rehe über die Straße. Irgend etwas hatte die Tiere erschreckt. Bill glaubte daran, daß er und sein Wagen die Schuld trugen. Wie Geister waren die Rehe im Wald verschwunden.
    Bill
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