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0213 - Colette und ihr Fallbeil

0213 - Colette und ihr Fallbeil

Titel: 0213 - Colette und ihr Fallbeil
Autoren: Jason Dark
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dementieren.«
    »Vielleicht stimmt sie auch«, meinte Bill.
    »Nein, nie. Das kann ich Ihnen sagen. Alte Spukgeschichten gibt es hier genug, glauben Sie mir. Und das Haus der hundert Köpfe ist natürlich ein beliebtes Touristenziel im Sommer.«
    »Jetzt nicht?«
    »Geschlossen haben sie nicht, aber der richtige Betrieb läuft erst gegen Ostern an. Vorher kommen noch nicht viele Touristen. Oft gibt es noch Schnee. Wenn Sie jetzt hinfahren oder dort übernachten wollen, brauchen Sie sich nicht einmal vorher anzumelden.«
    »Das gefällt mir.«
    »Dann wollen Sie also hin?«
    »Klar. So etwas lasse ich mir nicht entgehen.«
    Der Wirt grinste. »Möchten Sie noch einen Wein?«
    »Nein, um Himmels willen. Mir reicht ein Pokal, ich muß noch Auto fahren.«
    »Bei dem Essen…«
    »Trotzdem, es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen. Ich werde Sie in meinem Bericht erwähnen.«
    »Ja, tun Sie das. Es wäre nicht schlecht.«
    Bill zahlte und verließ die Gaststätte. Draußen blieb er für einen Moment stehen und schaute auf seine Uhr. Wenn er sein Ziel erreichen wollte, dann mußte er starten, denn am Nachmittag wollte er noch einen anderen Ort besuchen, der wegen seines herrlichen Gewürztraminers bekannt war.
    Der Reporter gondelte los. Ein Radio befand sich im Wagen. Bill bekam einen deutschen Sender und hörte, wie die Italienerin Milva das Lied von der Freiheit sang.
    Auch er fühlte sich frei, obwohl sich seine Stirn etwas in Falten gelegt hatte. Um dieses Haus mit den 100 Köpfen schien sich in der Tat ein Geheimnis zu ranken, und für so etwas war der gute Bill Conolly immer empfänglich. Natürlich waren die meisten Geschichten an den Haaren herbeigezogen. Irgendwann hatte es immer einen Anlaß gegeben, war etwas Unerklärliches geschehen, und die alten Legenden oder Sagen hielten sich dann manchmal über Jahrhunderte hinweg. Im Laufe der Zeit schmückten die Menschen die Erzählungen aus, aber der Kern blieb zumeist.
    Der Wirt hatte den Reporter neugierig gemacht. Er war auf das Haus mit den 100 Köpfen gespannt.
    Zuvor jedoch fuhr er durch eine Gegend, wo der herrliche Wein angebaut wurde. Hier schien es der liebe Gott besonders gut gemeint zu haben. Die Hänge, an denen die Reben wuchsen, waren sanft gerundet.
    Sie lagen zum Süden hin, so daß die Sonne mit ihrer Kraft auf sie scheinen konnte und den Reben das richtige Wachstum gab. Elsässer Wein wurde in die gesamte Welt exportiert, und auch Bill hatte zu Hause in London einige Flaschen des herrlichen Gewürztraminers im Keller.
    Aber im Erzeugerland selbst schmeckte er noch am besten.
    Der Reporter nahm sich vor, am Abend eine kleine Weinreise zu unternehmen. Jetzt, am Nachmittag, sammelte er nur Informationen. Er hatte sich bei dem Winzer, den er besuchen wollte, vorher angemeldet, und der Mann empfing ihn mit der Herzlichkeit der Franzosen. Sie gingen sofort in den Keller, wo der Winzer erzählte und Bill zu einer Weinprobe einlud.
    Der Reporter trank natürlich nicht. Er schmeckte den Wein nur. Den Geschmack der einzelnen Jahrgänge neutralisierte er mit Käse, bevor er zum nächsten Glas griff und probierte. Zehn Weinsorten probierte er, und jedesmal erschien auf dem schnauzbärtigen Gesicht des Winzers die Sonne, wenn Bill das edle Getränk bis über den grünen Klee lobte.
    »Ja, Monsieur, Sie sind ein Kenner«, sagte der Mann und füllte abermals ab.
    Auch hier probierte Bill. Dann verdrehte er die Augen. »Monsieur, das ist der beste Wein.«
    Der Wirt strahlte. »Gut, sehr gut. Ich habe ihn bis zum Schluß aufbewahrt. Werden Sie das schreiben?«
    »Natürlich.«
    »Bravo. Und schreiben Sie auch, daß ich, Jaques Chirron, noch nie gepantscht habe. Bei mir ist alles echt. Da kommt kein Zucker hinzu, wie es manchmal Kollegen von mir machen.«
    »Das glaube ich Ihnen gern, Monsieur. Außerdem hätte man es auch geschmeckt. Wenigstens der Kenner.«
    »Und Sie sind Kenner!«
    »Ein wenig.«
    Die beiden verplauderten sich, so daß es für Bill Conolly Zeit wurde, sich zu verabschieden.
    »Sie können auch bei mir schlafen, Monsieur. Ich habe noch ein paar gute Lagen…«
    »Nein, ich muß weiter.«
    »Wo wollen Sie denn übernachten?« Bill sagte es ihm.
    »Oh, in diesem Spukhaus.«
    »Ist es das wirklich?«
    »Ja, das ist es.« Die Miene des Winzers wurde ernst. »In der letzten Zeit sind unerklärliche Dinge geschehen. Sogar die Polizei aus Colmar war da.«
    »Und?«
    »Nichts, Monsieur, sie haben nichts herausgefunden. Das ist es ja gerade.«
    »Was ist
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