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02 - Im Netz der Vergangenheit

02 - Im Netz der Vergangenheit

Titel: 02 - Im Netz der Vergangenheit
Autoren: Marina Schuster
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erklärte Walter Miller. »Wir hatten die Absicht, das Objekt am Wochenende zum Verkauf auszuschreiben, aber wenn Sie es wirklich haben wollen, würden wir darauf verzichten, wir ersparen uns damit eine Menge Arbeit.«
    »Das heißt – ich könnte es kaufen?«, fragte Cassy aufgeregt.
    Der Mann nickte. »Ja, zwar ist das nicht der ganz offizielle Weg, aber immerhin war das Haus mal Eigentum Ihrer Eltern, in diesem Fall könnten wir eine Ausnahme machen.«
    Am liebsten wäre Cassy aufgesprungen und ihm um den Hals gefallen, doch sie bemühte sich, ruhig zu bleiben.
    »Und was würde es kosten?«
    Walter Miller nannte ihr einen Preis, der weit unter dem lag, womit sie gerechnet hatte, und nachdem sie noch die restlichen Formalitäten besprochen hatten, versprach er, den Kaufvertrag und die Grundbucheinträge in den nächsten Tagen vorzubereiten.
    »Vielen Dank«, strahlte Cassy ihn an, während sie ihm zum Abschied die Hand reichte.
    »Gern geschehen – herzlich willkommen in Bridgewater.«
    »Puh, das wäre geschafft«, atmete Cassy draußen vor der Tür erleichtert auf. »Ich danke dir für deine Hilfe.«
    »Vielleicht solltest du dir jetzt erst einmal anschauen, was du da gekauft hast, bevor du dich bei mir bedankst«, schmunzelte Tyler.
    Wenig später saßen sie in seinem Wagen und fuhren durch Bridgewater, hielten nach kurzer Fahrt vor einem alten Haus am Stadtrand an.
    »Oh mein Gott«, entfuhr es Cassy betroffen, als ihr Blick auf den verwilderten Garten und die abblätternde Farbe an den Hauswänden fiel.
    Sie dachte daran, wie liebevoll ihre Eltern das Haus immer gepflegt hatten, und es in diesem Zustand zu sehen, brach ihr fast das Herz.
    »Das sieht schlimmer aus, als es ist, glaub mir«, erklärte Tyler, »Wenn ich nicht sicher wäre, dass sich das alles wieder in Ordnung bringen ließe, hätte ich dir nicht geraten, es zu kaufen.«
    Cassy warf ihm einen zweifelnden Blick zu und folgte dem fast vollständig überwucherten Fußweg zur Haustür. Das Schloss war kaputt, sie drückte leicht gegen das Holz und die Tür schwang mit einem leisen Quietschen in den rostigen Angeln auf.
    Vorsichtig machte sie einen Schritt in den Flur. Durch die schmutzigen Fensterscheiben fiel nur wenig Licht herein, und sie brauchte einen Moment, um ihre Augen an die Dämmerung zu gewöhnen.
    Langsam ging sie durch die Räume und schaute sich um, während Bilder aus ihrer Kindheit vor ihrem inneren Auge vorbeizogen.
    Ihre Mutter stand in der Küche, strich ihr liebevoll das Haar aus dem Gesicht und drückte ihr ein Stück eines frischgebackenen Kuchens in die Hand. Dort im Wohnzimmer saß ihr Vater neben ihr auf der Couch und las ihr aus einem Buch vor.
    Zögernd stieg sie die Treppe hinauf, die unter ihren Füßen bedenklich knarrte, und betrat ihr altes Zimmer. Es erschien ihr, als wäre es erst gestern gewesen, dass sie hier zusammen mit Laura auf dem Bett gesessen und herumgealbert hatte. Nebenan war das Schlafzimmer ihrer Eltern gewesen, wie oft war sie früher an den Wochenenden zum Kuscheln zu ihnen ins Bett gekrabbelt.
    Traurig schüttelte sie diese Vorstellungen von sich ab. Was sie hier überall vor sich sah, hatte mit den fröhlich-bunten Erinnerungen an damals nichts mehr gemein. Schmutz, Verfall und Verwahrlosung waren die einzigen Überbleibsel einer glücklichen Zeit.
    Tyler war ihr schweigend gefolgt und schien ihre Betroffenheit zu spüren, behutsam legte er ihr einen Arm um die Schultern. Für einen Moment war Cassy versucht sich an ihn zu lehnen, doch dann wich sie hastig ein Stück zurück.
    »Wie kann man ein Haus nur derart verkommen lassen?«, fragte sie kopfschüttelnd.
    »Der Vorbesitzer ist schon eine Weile tot, es hat lange gedauert bis festgestellt wurde, dass es keine Erben gibt.«
    »Vielleicht hätte ich besser daran getan, mich zuerst hier umzusehen und dann über den Kauf nachzudenken«, murmelte sie frustriert, während sie wieder nach unten gingen.
    »Jetzt mach dir nicht so viele Sorgen«, beruhigte Tyler sie. »Wir kriegen das schon hin.«
    »Wir?«
    Er lächelte. »Du hast wohl schon vergessen, dass ich Architekt bin. Wenn du möchtest, stehe ich dir gerne mit Rat und Tat zur Verfügung.«
    »Meinst du das ernst?« Unsicher schaute sie ihn an.
    »Sonst würde ich es dir nicht anbieten. Ich finde es schön, dass du hierbleiben willst, und ich bin jederzeit für dich da«, erklärte er leise. »Es sei denn, du willst es dir noch anders überlegen.«
    Cassy zögerte einen Moment, dann
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