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0192 - Vorm Sterben einen Drink

0192 - Vorm Sterben einen Drink

Titel: 0192 - Vorm Sterben einen Drink
Autoren: Vorm Sterben einen Drink
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fuhr ich wieder zum Dienst. Um halb neun meldete ich mich im Arbeitszimmer von Mr. High.
    Unser Chef sah mich schweigend an. Er betrachtete die vielen Pflästerchen, die mir Doc Weber verpaßt hatte, »Pech gehabt, Jerry, wie? Sie hätten ins Krankenhaus gehört. Wer weiß, wie es mit Ihrem Gesundheitszustand augenblicklich aussieht. Ich halte es auf jeden Fall für besser, wenn Sie eine Woche lang Innendienst machen.«
    Ich hob den Kopf und wollte aufbegehren. Der Chef merkte es und fiel mir ins Wort. »Dies ist ein Befehl, Jerry!«
    Ich senkte den Kopf. Da hatte ich mir ja was Schönes eingebrockt! Innendienst! Eine ganze Woche lang! Das hieß Aktenberge von einem Zimmer ins andere schleppen, betriebsinterne Rundschreiben studieren und ähnlichen Kram.
    Mr. High lächelte. »Sonst noch etwas, Jerry?«
    Ich stand auf. »Nein, Chef.«
    »Dann lassen Sie sich vom Einsatzleiter Ihren Dienstplan für die kommende Woche aufstellen! Danach werden wir weitersehen.«
    »In Ordnung, Chef.«
    Ich tat, was er mir befohlen hatte. Eine Woche lang würde ich also die Nase nicht zum District Office rausstrecken dürfen. Heitere Aussichten! Aber der Chef hatte natürlich völlig recht. Ich wäre in meinem geschwächten Zustand zu keiner Aktion fähig gewesen.
    Phil sah ich nur selten. Er war fast jeden Tag unterwegs. Mal allein, mal mit diesem oder jenem Kollegen. Ich beneidete ihn.
    Am meisten freute sich unser alter Kollege Neville. Dieser ergraute G-man darf schon seit Jahren nur noch im Innendienst verwendet werden, und er empfindet dies als eine Vorstufe zur Hölle.
    Jetzt war er wenigstens froh, Gesellschaft zu haben. Gemeinsam schleppten wir angeforderte Archivakten auf die Schreibtische der Kollegen oder liefen mit einem internen Rundschreiben von Tür zu Tür.
    Es war zwei Tage später, als in meinem Office das Telefon klingelte. »Cotton«, sagte ich.
    »Hallo, Jerry«, sagte die Stimme eines Kollegen aus der Telefonzentrale. »Da ist Callon in der Strippe und möchte dich sprechen.«
    »Callon?« fragte ich verdattert. »Was für ein Callon?«
    »Na hör mal! Hast du noch nie was von Callon gehört?«
    »Ich weiß im Augenblick wirklich nicht, wo ich ihn hintun soll.«
    Der Kollege erklärte es mir.
    Es gibt bei uns in den Staaten eine ganze Reihe von Revolverblättern und Skandalmagazinen, aber das schlimmste war sicherlich das Blatt, desse New Yorker Redaktion damals von einem gewissen Steve Callon geleitet wurde.
    Alle Welt wußte, daß Callon mehr Geld durch seine Erpressungen als durch seine Zeitung verdiente, aber zwischen Wissen und Beweisen können sich nun mal ein paar Meilen Entfernung auftun.
    »Na schön«, sagte ich. »Dann stell das Gespräch durch! Obgleich ich nicht die geringste Lust verspüre, mich mit dieser Ratte zu unterhalten.«
    Ich klemmte mir den Hörer zwischen Schulter und Ohr fest und zündete mir eine Zigarette an. Ich hatte Callon noch nicht gesehen, und ich legte auch keinen Wert darauf.
    Callons Reporter schnüffelten jedem halbwegs prominenten Menschen nach, um ihn bei irgendwas zu ertappen, was die Öffentlichkeit nicht erfahren sollte. Mit Telekameras und Abhörmikrofonen verschaffte sich Callon Beweise, daß der bekannte Politiker XY heimlich eine Freundin hatte oder der beliebte Fernsehstar aus der sonntäglichen Familiensendung in Wahrheit ein völlig verkommener Säufer sei.
    Bevor er sein Material veröffentlichte, setzte er sich mit den Betroffenen in Verbindung.
    Er forderte nie etwas. Dazu war er zu gerissen. Aber wenn sie ihm genug anboten, verkaufte er ihnen das Material und verzichtete auf die Veröffentlichung.
    Und dieser windige Bursche rief mich also an. Nachdem ich mich gemeldet hatte, sagte er: »Hören Sie zu, Cotton! Sie sind doch ein berühmtes Tier beim FBI.«
    »Halten Sie die Luft an, Callon!« unterbrach ich in. »Ich bin ein kleiner G-man wie hundert andere.«
    »Aber Sie sind jedenfalls bekannt. Deshalb wende ich mich an Sie. Ich bringe morgen in unserer neuen Nummer einen Artikel über geheime Spielhöllen in New York. Wie gefällt Ihnen das?«
    »Collon, wenn Sie wirklich Kenntnis von geheimen Spielhöllen haben, sind Sie verpflichtet, das der Polizei mitzuteilen. Sonst machen Sie sich strafbar.«
    »Weiß ich, weiß ich. Kostet ein paar 100 Dollar Geldstrafe, und die kann ich noch aufbringen, ohne ein Brötchen weniger zu essen. Aber lassen Sie mich ausreden. Die Nummer mit dem Artikel geht heute nacht durch die Rotationsmaschine. Morgen früh um fünf wird
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