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0192 - Vorm Sterben einen Drink

0192 - Vorm Sterben einen Drink

Titel: 0192 - Vorm Sterben einen Drink
Autoren: Vorm Sterben einen Drink
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in die Gegend wie'die eines zwei Tage alten Babys. Die Zigarette fiel zu Boden.
    Er hob sie auf und sagte: »Lassen Sie nur, Sir! Ich mache das schon.«
    Er steckte sie an und schob sie mir zwischen die Lippen. Ich nahm vorsichtig den ersten Zug und mußte husten. Ich wartete ein paar Sekunden und nahm den zweiten. Diesmal brauchte ich nicht zu husten, und die Zigarette schmeckte nicht übel.
    Irgendwann hörten wir draußen ein Auto. Türen schlugen, jemand sagte etwas — und gleich darauf stand Phil in der Tür. Er war noch nicht rasiert, seine Krawatte war nicht ordentlich gebunden. Er mußte sich sehr beeilt haben.
    Ich grinste ihm schwach entgegen. Es tut gut, einen solchen Freund zu haben.
    »Jerry!« sagte Phil tonlos. »Wie siehst du aus?«
    Ich ließ den Zigarettenstummel aus dem Mundwinkel zu Boden fallen. Phil trat ihn aus und wandte sich an den Arbeiter. »Was ist los mit ihm? Wissen Sie es?«
    »Nein, Sir. Wir fanden ihn heute früh, als wir zur Arbeit kamen. Also vor ungefähr 20 Minuten. Er kam auf allen vieren die Treppe heraufgekrochen, die von der Kaimauer hinab zum Wasser führt. Man scheint ihn ganz schön zugerichtet zu haben. Im Handumdrehen wurde er ohnmächtig. Wenn Sie mich fragen, Sir, würde ich sagen, einen Doc braucht er jetzt nötiger als alles andere.«
    »Natürlich«, nickte Phil. »Komm, Jerry, ich habe das Taxi warten lassen. Wir fahren sofort zum District Office. Einer von unseren Ärzten ist doch immer da!«
    »Nein, Phil. Die stecken mich ins Krankenhaus. Schick das Taxi weg und hole meinen Jaguar, der steht hier in der Nähe! Damit fährst du mich nach Hause. Los, mach schon!«
    Er zögerte einen Augenblick, drehte sich aber um und lief hinaus. Nach einer Minute hörte ich, daß ein Auto davonfuhr. Phil streckte den Kopf wieder zur Tür herein und rief: »Wo steht der Jaguar?«
    Ich beschrieb es ihm und wunderte mich, daß mein Gedächtnis überhaupt noch vorhanden war.
    Ich kämpfte gegen Übelkeit und Ohnmachtsanfälle. Manchmal sah ich für die Dauer von 50 Herzschlägen alles um mich herum verschwommen und in tanzenden Bewegungen. Aber ich hielt mich bei Bewußtsein, bis Phil wieder eintraf.
    Rechts stützte mich der Arbeiter, links Phil. Sie setzten mich auf den Beifahrersitz im Jaguar. Phil, der sich vorher schon die Wagenschlüssel aus meinem Jackett gesucht hatte, übernahm das Steuer.
    Zu Hause sagte ich Phil, welchen Arzt er verständigen sollte. Diesen Mann ließ Phil kommen.
    Mr. Weber war ein kleiner, freundlicher Herr von annähernd 70 Jahren. Als er mich sah, schüttelte er den Kopf und meinte: »Mr. Cotton. Sie müssen in ein Krankenhaus. Man muß Sie röntgen, ständig unter Beobachtung haben, Harn- und Blutproben machen und tausenderlei anderes Zeug.«
    Ich schüttelte eigenwillig den Kopf. Nachdem ich mich an meinen Whiskyvorräten gelabt hatte, fühlte ich mich tatsächlich etwas besser. Wenigstens konnte ich jetzt ein Gespräch führen, ohne fürchten zu müssen, daß mir bei jedem zweiten Wort die Stimme versagte.
    »Krankenhaus geht nicht, Doc. Die halten mich doch mindestens eine Woche im Bett. Aber ich muß eher auf den Beinen sein.«
    »Okay, Cotton, legen Sie sich auf die Couch und machen Sie den Oberkörper frei! Bleiben Sie ruhig liegen, und atmen Sie langsam und ohne Anstrengung! Ich besorge rasch ein paar Binden und anderes Zeug, was wir wahrscheinlich brauchen. Ich behandle Sie.«
    Er trippelte mit seinen kurzen Schritten zur Tür hinaus. Phil grinste. Als die Wohnungstür hinter dem Arzt ins Schloß gefallen war, fragte er: »Was sage ich dem Chef?«
    »Daß ich für zwei Tage ausfalle. Dann gehe ich wieder an die Sache heran. Den ersten Anhaltspunkt haben wir ja schon.«
    Phil stieß einen leisen Pfiff aus. »Siehst du!« fuhr ich fort. »Daß er mich ermorden lassen wollte, als ich ihm da unten in den Weg lief, beweist eindeutig, daß dort viel wichtigere Dinge geschehen als nur ein paar widerliche Hahnenkämpfe. Und um diese viel wichtigeren Dinge werden wir beide uns kümmern, sobald ich wieder gerade auf den Beinen stehen kann. Ich werde den Chef bitten, daß er dich mit dabei einsetzt. Okay?« Phil gab mir schweigend die Hand. Die Sache war abgemacht. Hätten wir bloß gewußt, worauf wir uns da einließen!
    Ich blieb 48 Stunden zu Hause und den größten Teil dieser Zeit sogar im Bett.
    Doc Weber kümmerte sich in rührender Weise um mich. Abends kam Phil, brachte mir wärme Mahlzeiten und Lebensmittel mit.
    Am Morgen des dritten Tages
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