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0192 - Vorm Sterben einen Drink

0192 - Vorm Sterben einen Drink

Titel: 0192 - Vorm Sterben einen Drink
Autoren: Vorm Sterben einen Drink
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schwer. Man muß sich erst an das Gewicht gewö…«
    Mitten im Wort brach er ab und starrte auf den Lauf, als ob es da wunder was zu sehen gäbe. Die anderen sahen ihn erstaunt an.
    »Was ist denn?« kreischte der Ängstliche, der mit Revolverhelden nichts zu tun haben wollte. »Hat er sich vielleicht gar Kerben in den Lauf geritzt? Für jeden Menschen, den er ermordet hat, eine Kerbe, he?«
    »Ich glaube, du schnappst langsam über! Mensch, Jungens, wißt ihr, was das für einer ist?«
    Sie kamen näher, sahen erst mich, dann ihren Kollegen an und zuckten die Achseln. Er verkündete seine Entdeckung: »Der Junge ist vom FBI! Das ist ein G-man! Hier, lest doch selber! Der Prägestempel da! Steht doch groß und deutlich: FBI! Mensch, ich werde verrückt. Da haben irgendwelche Gangster einen G-man durch die Mangel gedreht!«
    Erregtes Stimmengewirr brandete auf. Sie betrachteten mich jetzt mit Blicken ehrlicher Sympathie.
    Ich spürte allmählich die Wirkung des Brandy in mir und fühlte, daß sich meine Lebensgeister ein bißchen ermunterten.
    »Bitte«, krächzte ich mit aufgeschlagenen Lippen und geschwollener Zunge. »Bitte, telefonieren!«
    »Telefonieren?« fragte der Mann, der noch immer meine Waffe in der Hand hielt. »Ja. Selbstverständlich. Der Apparat hängt da drüben an der Wand. Es ist ein Hausanschluß unserer Verladefirma. Wenn Sie den Hörer abnehmen, haben Sie die Zentrale. Sie brauchen nur zu sagen, wen Sie haben wollen. Kommt, Jungs, packt mit an, wir tragen ihn rüber zum Telefon!«
    Kräftige Fäuste hoben mich hoch. Ich unterdrückte mühsam ein Stöhnen. Wo auch immer sie mich anfaßten, es tat alles schauderhaft weh. Am liebsten hätte ich gebrüllt. Drüben auf der anderen Seite der Bude gab es eine Holzbank. Sie setzten mich vorsichtig darauf nieder, und einer hielt mir den Hörer des Telefonapparats hin.
    Eine weibliche Stimme, die ein Gähnen unterdrücken mußte, meldete sich. Ich sagte Phil? Privatnummer.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Phils Stimme verschlafen durch den Hörer kam: »Ja-aah… was ist… wer ist denn da?«
    »Jerry. Hör zu, Phil! Ich bin am Hudson. Du mußt sofort kommen. Nimm dir ein Taxi! Es eilt.«
    »Jerry? Was machst du denn in dieser Herrgottsfrühe am Hudson? Und wieso muß ich jetzt sofort kommen? Warum sprichst du eigentlich so komisch?«
    Mein Bewußtsein hatte gegen schwarze Nebel anzukämpfen, die sich von allen Seiten auf mich herabsenkten. Und dabei würgte es in meinem Magen, daß es zum Erbarmen war.
    »Phil«, stöhnte ich, »bitte, komm! Sie… sie haben mich durch die Mangel gedreht… kann kaum sprechen. Bitte, komm…«
    Einen Augenblick herrschte verdutztes Schweigen am anderen Ende. Dann war Phils Stimme auf einmal gar nicht mehr verschlafen. »Wo bist du genau? Los, sag den Ort! Ich komme augenblicklich!«
    Mir fiel ein Stein vom Herzen. Erleichtert atmete ich aus. Aber vielleicht hätte ich das erst tun sollen, nachdem ich Phils Frage beantwortet hatte. Mit dem Ausatmen flohen gleichsam die letzten Kräfte aus meinem geschundenen Körper. Ich sah, wie mir der Fußboden der Baracke entgegenflog, und auf einmal war wieder alles schwarz um mich her…
    ***
    Wenn das nicht der jämmerlichste Fusel war den ich je im Leben gerochen hatte… Ich spürte, wie mir der scharfe Geruch in die Nase stieg und mußte niesen.
    Ich öffnete die Augen und fand mich immer noch in der Bude bei den Hafenarbeitern. Nur noch der Mann, der mir meinen Revolver aus der Schulterhalfter gezogen hatte, saß auf der Bank und hielt mich aufrecht, indem er seinen linken Arm um meine Schultern gelegt hatte und mich festhielt. Die Waffe hatte er mir zurück in die Halfter gesteckt.
    »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Sir«, sagte er mit treuherziger Miene. »Ich habe Ihrem Freund beschrieben, wo er hinkommen muß. Er wird wohl jeden Augenblick hier eintreffen. Ich wollte eigentlich einen Arzt rufen, aber ich war mir nicht sicher, ob ich es tun sollte. Vielleicht wollen Sie erst ein Protokoll über Ihren augenblicklichen Zustand aufnehmen lassen, bevor Sie alles vom Arzt verbinden und behandeln lassen, was?«
    »Nein«, brummte ich mit einer Sprache, die ich noch nie an mir gehört hatte. »Es genügt, wenn mein Freund weiß, wo er mich finden kann. Der Arzt hat Zeit. Kann später kommen. Haben Sie noch eine Zigarette?«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    Er schnipste eine aus der Schachtel und hielt sie mir hin. Ich griff danach, aber meine Finger tappten so ungelenk
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