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0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel

0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel

Titel: 0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel
Autoren: Für jedes Grinsen eine Kugel
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auf derselben Stelle, auf der er sich schon einmal die Tiraden des Jungen angehört hatte. Sein unbewegtes Gesicht verriet nicht die leiseste Gemütsbewegung.
    »Du mußt anfangen«, sagte er. »Polizisten dürfen nicht angreifen.«
    »Okay, okay«, sagte der Junge. Plötzlich sprang er vor und schlug Norton die geballte Rechte mitten ins Gesicht. »Da!« rief er und setzte mit der Linken noch einen Magenhaken nach, der genau unter dem Gürtel landete.
    Ray Norton stand wie angewurzelt auf seiner Stelle. Aus seiner Nase quoll Blut.
    Der Junge war einen Augenblick überrascht, dann sprang er wieder vor. Er hatte rechts ausgeholt, aber bevor er zum Zuschlägen kam, landete eine Ohrfeige mit der elementaren Gewalt eines Naturereignisses auf seiner rechten Wange und warf ihm den Kopf nach links.
    Norton langte sofort eine zweite auf die linke Seite hinterher. Der Junge torkelte zwei Schritte zur Seite. In diesem Augenblick griffen die beiden kleineren Burschen ein. Norton packte den einen mit der Faust an den Aufschlägen seiner Weste, hob ihn hoch und warf ihn gegen die Bretterwand. Der Junge stieß einen Schrei aus und blieb wimmernd liegen. Der andere wich erschrocken zurück.
    Diese wenigen Sekunden hatten dem ersten Zeit gegeben, sich zu erholen. Mit hochgezogenen Armen sich deckend, kam er wieder heran. Er schoß ein paar Schläge ab, die Norton einsteckte, ohne auch nur eine Armbewegung zu machen. Aber jedesmal, wenn der Junge schlug, landete eine Ohrfeige in seinem Gesicht und trieb ihm den Kopf auf die andere Seite.
    Von hinten aus dem Hof quollen andere junge Burschen in den Torweg. Sie kamen zögernd näher, blieben aber in vorsichtiger Entfernung stehen. Anfangs schrien ein paar: »Mach ihn fertig, Snucky!«, aber bald kehrte Ruhe ein.
    Das Gesicht des Jungen schwoll an. Allmählich färbte es sich rot, und die Röte bekam schließlich sogar einen violetten Ton Noch immer stand Norton auf derselben Stelle. Er hatte seine Füße noch nicht um einen Millimeter bewegt.
    Snucky, wie sie ihn nannten, boxte bereits unsicher. Seine Schläge wurden kraftloser. Nortons Ohrfeigen dagegen verloren nichts an Qualität.
    »Jetzt ist genug«, sagte Norton plötzlich und langte noch zweimal zu.
    Snucky wirbelte vom letzten Schlag dreimal um seine Achse, bevor er korkenzieherartig zu Boden ging. Er stand nicht wieder auf, dafür hörte man ihn ganz leise winseln wie einen Hund, der keinen Atem mehr hat.
    Norton zog ein Taschentuch und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Er zog sein Notizbuch und wandte sich den Jungen zu, die in einer Entfernung von fünf oder sechs Schritten mit teils trotzigen, teils betroffenen Gesichtern im Torweg standen.
    »Ihr geht einzeln an mir vorbei. Jeder sagt seinen Namen und seine Adresse. Wer zu türmen versucht, wird wie Snucky behandelt. Los, du fängst an!«
    Nortons Stift zeigte auf einen, der erschrocken zusammenfuhr. Aber er kam, und er sagte sein Sprüchlein. Norton schrieb eifrig. Zum Schluß war nur noch Snucky übrig. Norton bückte sich und lud sich den Jungen auf die Schulter.
    Nur ein paar Schritte weiter war Lines Kneipe. Norton trug den Jungen hinein, scherte sich einen Dreck um die Stielaugen, die die wenigen anwesenden Gäste machten, legte den Jungen auf eine Holzbank an der Wand und sagte zu dem Kellner, der sich absichtlich entfernen wollte:
    »Ein Handtuch, kaltes Wasser, etwas Jod und zwei Whisky!«
    Fel Klinger drehte sich gelassen um.
    »Ist hier schon mal jemand auf den Gedanken gekommen, dies wäre eine Apotheke?« fragte er an die kichernden Gäste gewandt.
    Norton war mit drei raschen Schritten bei ihm. Sein Blick bohrte sich in Klingers Augen.
    »Ein Handtuch, kaltes Wasser, etwas Jod und zwei Whisky«, wiederholte er, nicht eine Spur lauter als vorher.
    Klinger zog langsam den Kopf zwischen die Schultern.
    »Ich hol's ja schon«, knurrte er.
    Er verschwand durch eine Verbindungstür in die Küche, durchquerte sie mit eiligen Schritten und lief in den Flur, der hinter der Küche quer durch das Haus führte. Klinger riß die nächste Tür auf, steckte den Kopf hinein und rief gedämpft:
    »Bulle, vorn ist der Cop, der neue, und hat deinen Jungen auf die Bank gelegt. Anscheinend hat er ihn durch die Mangel gedreht. Snucky blutet wie ein abgestochenes FJalb!«
    Von den acht Männern, die rings um einen viereckigen Tisch saßen, sprang einer in die Höhe. Seinem Aussehen nach hätte er vor einigen hunderttausend Jahren leben können. Die Stirn war niedrig und floh
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