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0183 - Schüsse aus dem Geigenkasten

0183 - Schüsse aus dem Geigenkasten

Titel: 0183 - Schüsse aus dem Geigenkasten
Autoren: Schüsse aus dem Geigenkasten
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habe ich ihm auch schon gesagt«, meinte der Anwalt und kratzte sich hinter dem linken Ohr. »Ich würde es sogar riskieren, gegen seine ausdrückliche Anweisung zu sagen, was ich vermute, aber ich kann das nur tun, wenn Sie mir strengste Diskretion zusichern. Er könnte sonst von anderer Seite schwere Unannehmlichkeiten bekommen.«
    Phil und ich blickten uns an. Wir waren beide gewaltig neugierig geworden. Bei einer Entführung gibt es zwei Möglichkeiten, entweder halten die Angehörigen den Mund und befriedigen die Ansprüche der Kidnapper, oder aber sie vertrauen sich der Polizei bedingungslos an.
    Allerdings gab es auch Fälle, in denen zweigleisig gefahren wurde. Man verhandelte mit den Entführern und unterrichtete zugleich die Polizei, die unter Wahrung aller Vorsichtsmaßregeln versuchte, den oder die Verbrecher zu fassen.
    Beides schien hier aber nicht zuzutreffen. Es musste etwas anderes dahinterstecken.
    »Sagen Sie Ihrem Klienten, er sollte dich entscheiden. Dann kann er hier antanzen und uns reinen Wein einschenken. Sollten die Gründe, aus denen er um Diskretion bittet, stichhaltig sein, so sind wir gern dazu bereit.«
    »Ich werde das Mr. Hat bestellen«, erklärte McLeeds. »Was für eine Entscheidung er treffen wird, weiß ich natürlich nicht.«
    »Eine komische Sache«, überlegte Phil. »Es sieht so aus, als ob der junge Mann ziemlich sicher ist, dass man seine Verlobte entführt hat. Von irgendwelcher Seite, wahrscheinlich von deren Eltern, ist ihm verboten worden, etwas zu unternehmen. Darum hat er McLeeds ausgeschickt.«
    »Warten wir ab. Meiner Ansicht nach wird Mr. Hat in Kürze hier aufkreuzen.«
    ***
    Der Tag verging, aber Mr. Hat kreuzte nicht auf. Um fünf Uhr nachmittags war McLeeds an der Strippe.
    »Es tut mir unendlich leid, aber ich habe meinen Klienten nicht veranlassen können, Sie aufzusuchen. Er ist vollständig durcheinander, aber er kann es, wie er mir sagt, nicht riskieren, mehr zu unternehmen, als er bisher getan hat. Wie er sich ausdrückte, würde er damit wahrscheinlich das größte Unheil anrichten.«
    Da war nichts zu machen. Trotzdem ließ uns die Sache keine Ruhe. Wir riefen bei der City Police an und erfuhren, das Sophia Teasy tatsächlich als vermisst gemeldet war. Dann zogen wir Erkundigungen über Albert Hat ein.
    Er war 29 Jahre alt und es lag nichts gegen ihn vor. Dasselbe galt für die Eltern des Mädchens. Der Mann arbeitete als Buchhalter in einem Konfektionshaus und schien gut zu verdienen.
    Je besser die Auskünfte waren, umso misstrauischer wurden wir. Wäre Mr. Teasy ein reicher Mann gewesen, so hätte ein Grund zu einer Entführung Vorgelegen. Aber er und sein Schwiegersohn waren zwar gut gestellt, keinesfalls so wohlhabend, dass ein derartig riskantes Verbrechen sich gelohnt hätte.
    Entweder war das Mädchen einfach ausgerückt, oder es lagen Gründe für diese Entführung vor, die wir nicht ahnten.
    Es war inzwischen sechs Uhr fünfzehn geworden, und wir wollten gerade aufbrechen, als das Telefon klingelte. Ich meldete mich und vernahm eine gedämpfte Stimme, von der ich nicht sagen konnte, ob sie einem Mann oder einer Frau gehörte.
    Es war, als halte jemand das Taschentuch vor den Mund.
    »Ist da Mr. Cotton?«
    »Ja, mit wem spreche ich?«
    »Das ist gleichgültig. Wenn Sie Sophia Teasy finden wollen, so suchen Sie sie auf Coney Island bei Karopoulos, am Ende von Surf Avenue. Ich weiß, wo Sie steckt.«
    Bevor ich noch etwas fragen konnte, wurde der Hörer aufgelegt.
    »Wer war das?«, fragte mich Phil, und ich erklärte es ihm.
    »Verdammt komisch«, fluchte er. »Was denkt sich denn der Kerl? Wie sollen wir in dem Trubel von Coney Island einen Mann, vermutlich einen Griechen, finden? Wenn das keine Mystifikation ist, will ich Dillinger heißen.«
    »Es klang nicht so«, sagte ich. »Man könnte auf alle Fälle den-Versuch machen. Diese Sophia fängt an, mich zu interessieren.«
    »Wenn du imbedingt deine Zeit verlieren willst, habe ich nichts dagegen«, sagte mein Freund. »Wir können ja das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und ein wenig bummeln gehen.«
    ***
    Wir benutzten nicht die Fähre, sondern den Wagen. Wir fuhren über Brooklyn Bridge. Atlantik Avenue und dann von Nord nach Süd durch Brooklyn. Es war schon verhältnismäßig spät, als wir in Coney Island ankamen.
    Für den, der hier fremd ist, muss ich erklären, dass diese Halbinsel ein wildes Durcheinander von Badeanstalten, Tanzlokalen, Schießbuden, Karussells, Geisterbahnen,
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